Kapitel 4

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Alex' POV

Enttäuscht begleitete ich Liv noch bis zu ihr nach Hause. Es verletzte mich ein bisschen, dass sie behauptete ich war einfach nur verwirrt und die Gasse hatte es schon immer gegeben. Außerdem fand ich den Ort am anderen Ende der Gasse total cool, aber sie gab nicht zu, dass das etwas nicht stimmte. Dabei war ich mir sicher, dass sie es auch gemerkt hatte.

Als wir vor Livs Tür ankamen, hatte ich bereits einen Entschluss gefasst. Ich würde einfach ohne sie zurück zu dem Ort gehen. Ich hoffte, dass wir uns schnell verabschiedeten und ich dann gehen konnte.

"Alex, möchtest du noch mit hinein kommen? Meine Mum hat gekocht", bot mir Liv an. Na toll, ausgerechnet heute. Eigentlich war es nur logisch, wir waren schließlich verabredet gewesen. "Ähm, also ich hab noch zu tun, ich kann leider nicht", log ich und hatte sofort ein schlechtes Gewissen. "Zu tun? Was musst Du denn tun?",fragte sie mich misstrauisch. "Na du weißt schon. Lernen und so", log ich grauenhaft schlecht weiter. Als ob ich jetzt noch lernen würde. Es war schon dunkel. "Alexandra Claire Sioll, du sagst mir jetzt auf der Stelle die Wahrheit!", forderte sie. "Es stimmt. Ich muss los, bye", verabschiedete ich mich und ließ sie dann einfach stehen.

Total aufgeregt wie ich war blendete ich meine Umgebung mal wieder komplett aus. Kennt ihr diese Tage, wo ihr denkt, man mein Leben hasst mich und will mich komplett verarschen! Tja, so ein Tag war heute. Denn als ich gedankenverloren durch die Gegend lief sah ich schon wieder ihn. Ich meine das war doch nicht normal, oder? Dreimal die selbe Person an einem Tag treffen, die man vorher noch nie gesehen hat? Würde das in einem Film passieren, wäre das der Zeitpunkt ab dem ich ihn unlogisch fände.

Diesmal würde ich anders reagieren. Ich würde auf ihn zugehen und ihn ansprechen. Das sagte ich mir zumindest. Ich ging also auf ihn zu, öffnete meinen Mund und nichts kam heraus. Ich versuchte es zu vertuschen, indem ich den Mund sofort wieder zumachte und inelegant  an ihm vorbeiging. Ich hoffte, dass er mich nicht gesehen hatte, aber wie gesagt, mein Leben hatte echt irgendwas gegen mich.

"Hey. Du schon wieder? Das ist ja ein witziger Zufall", sagte er lächelnd. "Verfolgst du mich?", fügte er dann noch schmunzelnd hinzu. Schockiert starrte ich ihn. Na toll, jetzt dachte er auch noch, ich war ein Stalker. "Schau doch nicht so geschockt, das war ein Scherz", erklärte er laut lachend. Meine Gesichtszüge entspannten sich sofort. "Wie heißt du eigentlich?", fragte er mich dann. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass er hier quasi einen Monolog führte, da ich ja noch überhaupt nicht geantwortet hatte.

"Alexandra", brachte ich piepsend hervor. Wie peinlich. "Ah schöner Name. Ich heiß Samuel. Aber nenn mich doch Sam", redete er einfach munter weiter. "Kann ich dich Alex nennen?", fragte er dann noch. Ich nickte. "Cool. Naja ich sollte dann mal weiter. Man sieht sich Alex", verabschiedete er sich lächelnd und betonte meinen Namen mit einem verschwörerischen Grinsen. In unserer gesamten Konversation hatte ich genau ein Wort gesagt. Alexandra. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, dass es diesmal anders laufen würde. Tja, ich schätze, ich konnte nun mal einfach nicht ändern wer ich war.

Während ich weiter nach der Gasse suchte, bildete sich in meinem Kopf bereits ein neuer Plan. Das nächste Treffen würde sicher extrem peinlich werden, also würde ich eben dafür sorgen, dass es kein nächstes Mal gab. Punkt. Aus. Ende. "Hörst du das Schicksal? Diesmal machst du mir keinen Strich durch die Rechnung!", schrie ich den Himmel an. Dumm nur, dass in gerade dem Moment keuchend jemand vor mir halt machte.

"Hi nochmal. Mir ist eingefallen, dass wir ja unsere Telefonnummern austauschen könnten, aber wenn du grad beschäftigt bist, komm ich später wieder", begrüßte er mich lachend. Peinlicher. Geht. Es. Wohl. Kaum. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ob er mich noch erkennen würde, wenn ich eine riesige Kapuze aufsetzte?

Durch all das Pläne schmieden, hatte ich vollkommen vergessen ihm zu antworten. Langsam reichte es mir. Ich drehte mich um und ging. Schließlich hatte ich eine geheimnisvolle Gasse zu finden. Außerdem verstand ich überhaupt nicht, wieso ein gut aussehender, älterer Typ sich plötzlich für jemanden wie mich interessieren sollte. Klang zwar nach einem 0815 Buch, aber ganz sicher nicht nach meinem langweiligen Leben.

Nach ewigem hin und her gerenne, hatte ich die Gasse endlich gefunden. Mein Orientierungssinn war leider noch nie besonders gut gewesen. Abgesehen davon hätte ich schwören können, dass die Gasse schon wieder Platz gewechselt hatte. Auch wenn das natürlich unmöglich und nur meine kindischen Fantastereien waren.

Ehrfürchtig blickte ich erneut in die Finsternis, die sich vor mir erstreckte. Ich war zwar schon einmal hindurch gegangen und wusste, dass die Gasse schon nach wenigen Metern wieder hell wurde, aber mit Liv an meiner Seite war es trotzdem leichter gewesen. Ich hasste es, wenn wir uns stritten. Sie hatte dann ja noch ihren Freund und ihre ganzen beliebten Freundinnen, aber ich hatte dann niemanden mehr.

Während ich so vor mich hin gegrübelt hatte, hatten mich meine Beine wie von selbst durch die Dunkelheit getragen. Das gleißend helle Licht auf der anderen Seite blendete mich und meine Augen brauchten eine Zeit um sich an das Licht zu gewöhnen.

Plötzlich hatte ich das Gefühl etwas hinter mir zu hören. Schon die ganze Zeit hatte mich das ungute Gefühl beschlichen, mich könnte jemand verfolgen, aber ich hatte es auf die Aufregung geschoben. Das tat ich auch jetzt einfach.

Als meine Pupillen endlich die richtige Größe im Verhältnis zum Sonnenlicht eingenommen hatten, konnte ich meine Umgebung genauer betrachten. Die Häuser sahen auf den ersten Blick wirklich ganz normal aus, aber mein Gefühl sagte mir, dass hier irgendetwas anders war.

Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, dabei war ein wunderschöner Sonntag, an dem man das herrliche Wetter eigentlich genießen sollte. Offensichtlich sahen das die Menschen die hier lebten anders. Wie weit ich auch ging, ich blieb alleine.

Plötzlich fiel mir noch etwas auf. Wie hatte mir das entgehen können. Schon als Liv und ich zum ersten Mal hier gewesen waren, war es draußen dunkel gewesen. Hier schien aber strahlend die Sonne.

Endlich hörte ich Geräusche. Sie schienen aus einem wunderschönen Gebäude vor mir zu kommen. Vielleicht eine Kirche? Konnten da all die Leute sein? Dann musste das hier aber ein ziemlich religiöser Stadtteil sein.

Meine Gedankengänge wurden unwirsch unterbrochen, als ich einen warmen Lufthauch in meinem Nacken spürte. Ich schrie auf und fuhr herum.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 13, 2017 ⏰

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