Herausforderung!

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Scarlett-Luna

Ich befinde mich auf einer Wiese und Nebelschwaden wabern knapp über dem Boden. Verwirrt sehe ich mich um, bis ich eine Person etwas von mir entfernt stehen sehe. Langsam bewegt sie sich auf mich zu. Ich kenne diese Person nicht, aber sie kommt mir so bekannt vor. "Scar?", ertönt eine Stimme. "Scar, was tust du hier?" Ich möchte antworten, doch ich kann es nicht. "Scar, du kannst hier nicht bleiben! Du musst Aya beschützen. Sie braucht dich!" Wer ist diese Person, dass sie mich Scar nennt und auch noch Aya kennt? "Scar, du musst jetzt zurück! Aber vergiss nicht, ich werde dich immer beschützen!"

Ich reiße meine Augen auf. Auf meinem ganzen Körper hat sich eine Gänsehaut gebildet. Ich setze mich in meinem Bett auf und starre verwirrt auf meinen Verband an der linken Hand. Ich bin nicht wegen meines Verbandes verwirrt, sondern viel mehr, weil ich von meinem Bruder geträumt habe. Obwohl ich langsam immer glaube, dass das kein Traum war, sondern, dass ich an der Granze zum Jenseits gewesen bin. So schlimm ist meine Verletzung aber doch nicht. Vielleicht hängt es ja mit der Körperwaffe meines Bruders zusammen. Oder meine Fähigkeit kann mehr, als nur in der realen Welt zu sehen was passiert. Jedenfalls festigt sich immer mehr die Annahme, dass das alles kein Traum gewesen ist. Okay, ich muss auf andere Gedanken kommen. Ich klettere also vom Stockbett herunter und stelle fest, dass ich immer noch meinen Bikini trage und auch, dass meine Zimmerkolleginnen nicht im Zimmer sind. Das wundert mich wenig, denn nach einer Verletzung schlafe ich immer mindestens zwölf stunden, also dürfte es so zwischen 10 und 13 Uhr sein. Zudem ist auch noch Samstag, was heißt, dass heute keine Schule ist und an solchen Tagen gehen Nora und Melanie gerne ans Festland.

Ich schnappe mir also frische Kleidung und gehe ins Badezimmer, wo ich mich dusche, um das Salzwasser vom Vortag abzubekommen. Dabei muss ich aber auf meine Wunde aufpassen, was das ganze etwas kompliziert macht, aber irgendwie bekomme ich es doch hin. Nachdem ich nun nicht mehr am ganzen Körper klebe, ziehe ich mich an und frisiere meine Haare. Dann noch Zähne putzen und noch schnell aufs Klo, bevor ich mir die Schuhe anziehe und die Hütte verlasse. Vorsichtshalber sperre ich unser Zimmer ab, die anderen haben sowie so immer ihren Zimmerschlüssel dabei. Draußen schaue ich zuerst einmal auf meine Armbanduhr. 11:43. Ich würde ja Laufen gehen, aber nach einer Verletzung muss ich mich schonen. Deshalb beschließe ich einfach nur spazieren zu gehen. Ich gehe durch den Wald, der, wenn man mit dem Rücken zu unserer Hütte steht, rechts von unserem Wohnheim liegt. Gemütlich schlendere ich zu den kleinen Teich, der sich im Wald befindet, und gehe dann weiter Richtung Norden. Mein Ziel ist mir die ganze Zeit bewusst. Das Nord-Wohnheim, in dem Blake wohnt. Immerhin muss ich mich bei ihm bedanken, er hat ja schließlich mein Leben gerettet. Auf den Weg dorthin überlege ich, wie ich das anstellen soll. Ich bin bei sowas richtig schlecht. Vielleicht soll ich ihm was schenken... Aber was? Was schenkt man jemanden, der einem das Leben gerettet hat? Schokolade? Ich glaube Surfwachs könnte ganz nützlich sein.

Ich mache also einen kleinen Abstecher bei unserem Sporthandelsgeschäft, dass man auf dem Weg zum Trainingsplatz findet und kaufe etwas Surfwachs. Mit diesem setzte ich meinen Weg zum Nord-Wohnheim fort. Als ich das erreicht habe, öffne ich zögerlich die Tür. Das Nord-Wohnheim ist ähnlich aufgebaut wie ein Hotel, weshalb es im Eingangsbereich eine Art Rezeption gibt. Zielstrebig gehe ich darauf zu und frage nach Blakes Zimmer. Mir wird mitgeteilt, dass es sich dabei um Zimmer 503 handelt und sich im fünften Stock befindet. Ich gehe also zum Aufzug und fahre in den fünften Stock, um dort an der Zimmertür 503 zu klopfen. Doch es öffnet nicht Blake sondern einer seiner Zimmergenossen. Wenn ich mich nicht täusche, ist es Daniel. Er hat blondes Haar und graue Augen. Sein Seelentier ist der Hai, was man aber nicht gut ausmachen kann, denn Wassertiermerkmale treten nur dann auf, wenn man mit Wasser in Berührung kommen. "Ja?", holt mich Daniel zurück aus meinen Überlegungen. "Ähm, ist Blake da?", frage ich. "Nein, tut mir leid, der hat irgendetwas von Kiba und regeln müssen gefaselt und ist vor zehn Minuten aus dem Zimmer gerannt..." Meine Augen werden groß und ich murmle ein "Verdammt", woraufhin ich einen verwirrten Blick von Daniel bekomme. "Kiba ist der Grund, weswegen ich mir gestern eine Verletzung zugezogen habe. Wir müssen Blake finden, bevor er noch Blödsinn macht!" Daniel schaut mich verwirrt an, bevor er sich kurz ins Zimmer zurückzieht, seinem anderen Zimmergenossen etwas für mich unverständliches zuruft und dann wieder zu mir kommt.

Während wir mit dem Aufzug hinunter fahren, fragt Daniel etwas komisch: "Du bist also Scarlett-Luna?" "Ja, aber bitte nur Luna!" Daniel grinst wissend, bevor wir das Wohnheim verlassen und uns aufteilen, während er zum Süd-Wohnheim geht, werde ich zum Treffpunkt meines Rudels gehen. Zwar sollte ich nicht laufen, aber Blake sollte keine Schwierigkeiten bekommen wegen mir. So schnell ich kann laufe ich zur Schlucht und mit einem großen Sprung erreiche ich die Plattform. Ich höre aufgeregtes Geflüster vom unteren Stock und laufe die Treppen hinunter. Unten angekommen, sehe ich Blake, der Kiba am Kragen gepackt hat, umrundet vom halben Süd-Rudel. "Blake!", rufe ich mit fester Stimme und bahne mir einen Weg durch die umstehenden Zuschauer. "Lass ihn los! Er ist es nicht wert!", spreche ich weiter und als ich dirket hinter Blake stehe, der mit seinem finsteren Blick Kiba fixiert, lege ich Blake beruhigend die Hand auf die Schulter. "Blake du handelts dir nur Probleme ein, wenn du ihn nicht loslässt!", rede ich weiter auf ihn ein. "Außerdem bringt es mir nichts, wenn du Kiba verprügelst! Ich habe nämlich eine bessere Idee!" Ich bemerke, dass ich jetzt Blakes Aufmerksamkeit habe, denn er lässt den Kragen von Kiba etwas lockerer. Verwundert sieht er mich an. "Ich fordere dich, Kiba, zu einem Duell um die Führung des Rudels heraus!" Stille senkt sich über den Raum und alle starren mich verwundert an und Blake setzt Kiba etwas unsanft auf dem Boden ab. "Nimmst du an Kiba, oder willst du mir freiwillig die Position als Alphawolf überlassen?", frage ich herausfordernd. Kiba fasst sich erst nach einigen Sekunden und antwortet dann verbissen: "Natürlich nehme ich die Herausforderung an. Ich bin doch kein Feigling!" "Über letzteres lässt sich zwar streiten, aber gut. Dann treffen wir uns am Montag in der Mittagspause am Flugplatz!" "So sei es!", erwidert Kiba.

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