8 - Ausflug

1.5K 127 17
                                    


"Waren wir hier schon mal?", fragte Tae und fuhr sich durch die Haare. Wir waren den vormittag in einem Café gewesen, bevor er mich weiter gezogen hatte. Es war inzwischen dunkel. Einzelne Straßenlaternen erleuchteten alle paar Meter die verlassene Landstraße. Noch immer hielt er meine Hand umklammert, immer wieder wollte ich sie wegziehen, aber er hielt sie jedes mal ungerührt noch fester weg. Spielte dieser Typ mit mir?
"Keine Ahnung, komischerweise sehe ich im Dunkeln nichts." Lächelnd drehte er sich zu mir um: "Ist Yoongi Hyung etwa genervt?" Ich verzog mein Gesicht: "Nein! Ich finde es toll im Winter, abends und im Dunkeln orientierungslos rumzurennen!"
Er lächelte unbeirrt weiter und kam mir einen Schritt näher. Ich versuchte zurückzuweichen. Unbeirrt kam sein Gesicht meinem näher. Vorsichtig legte er seine Stirn gegen meine. Mein Herzschlag ging unkontrolliert hoch.
"Ich habe dich vermisst."
 Seine Stimme klang ernst. Seine Augen waren geschlossen. Ich musste lächeln und drückte sanft seine Hand: "War ich jemals weg?"
Beleidigt nahm er seinen Kopf wieder hoch und ging einen Schritt zurück: "Natürlich! Nachdem Hoseok und ich angefangen haben uns zu verstehen, bist du doch immer weiter in dich zurück gegangen. Weißt du was für ein schlechtes Gewissen Hoseok hat?"
 Ich schluckte und sah zu Boden. Tae kam wieder auf mich zu und strich mir zaghaft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Denk' bitte nicht, dass ich dir böse bin... Es ist nur... Magst du mich wirklich so wenig?"
Erschrocken sah ich hoch. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Ruhig zog ich ihn eine Umarmung. Schluchzend kuschelte er sich in meine Halsbeuge.
"Ich mag dich. Ich mag meinen Tae sehr", sagte ich und unterdrückte das Bedürfnis, ihm zu sagen, dass ich ihn mehr als alles auf dieser Welt liebte.
Langsam löste er sich aus meiner Umarmung und nahm wieder meine Hand. Er wischte ein paar Tränen weg und begann wieder zu lächeln. Tae war wirklich wunderschön. Seine Augen leuchteten im Licht der dumpfen Laterne. Sein Blick wich von mir ab.
"Guck mal! Dahinten ist Licht!", rief er aufgeregt und zeigte ein bisschen rechts von mir hinter mich. Ich drehte mich um und sah mich um. In nicht allzu weiter Entfernung sah man ein paar hell erleuchtete Fenster. Tae ging bereits fest entschlossen in die Richtung und zog mich mit. "Hey warte! Da sind doch gar keine Laternen!", meinte ich und versuchte abzubremsen. Tae drehte sich um und grinste blöd: "Hat der kleine Yoongi Angst?"

"Ich bin drei Jahre älter als du!", sagte ich und fluchte innerlich. Er ignorierte meine Aussage und zog mich weiter. Verstimmt wühlte ich in meinen Taschen nach meinem Handy: "Tae, mein Handy ist nicht da. Ist es in meiner Jacke?" Tae durchsuchte mit seiner verbleibenden Hand die Jacke. "Nope", sagte er und ging weiter. "Hast du deins nicht mit?", fragte ich leicht weinerlich. "Nope", sagte er und drehte sich zu mir. "Ich beschütze dich schon, keine Angst!", fuhr er fort und zog mich näher zu ihm. Er war, trotz dem Altersunterschied von fast drei Jahren, ein kleines Stück größer als ich. Beleidigt versteifte ich mich und begann normal neben ihm zu laufen. Unbeirrt kuschelte er sich an mich und lief weiter. Wenn er gewusst hätte, wie sehr er mich damit beschäftigte. Ich gab nach und legte meinen Kopf auf seine Schulter.  Er kicherte, löste seine Hand von meiner und legte seinen Arm um mich. "Wenn die anderen uns so sehen würden. Was die wohl denken würden..."

Verträumt starrte er in den von Sternen gefüllten Himmel.  "Kann uns egal sein", murmelte ich in seine Schulter und versuchte seinen Schritt zu beschleunigen. Ein Zucken durchfuhr mich und ich richtete mich auf. Ich wollte Tae nicht verletzten, ich durfte ihm nicht zu nahe kommen. Würde er herausfinden, wie weit es für mich über Freundschaft hinausging, wäre alles kaputt. Hastig zog ich meine Hand weg und steckte sie in meine Tasche. Überrascht sah er mich und hob seine Augenbrauen an. "Kalt", sagte ich und starrte weiter nach vorne. "Und da ist es besser, wenn du dich panisch von mir losreißt?", seine Stimme klang belustigt. Ich atmete tief aus und antwortete nicht. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Taes Lächeln vergang. Er nahm seine Hand und fuhr sich durch die Haare. Seine Blick galt dem Himmel.  "Es ist vielleicht dunkel, aber denkst du, ich sehe es nicht, wenn du mich anstarrst?", fragte Tae und wandte seine Augen zu mir. Sein Kopf hatte er immernoch nach hinten gelehnt, trotzdem sah er mich unentwegt an. "Ich hatte es gehofft." Ein Lächeln machte sich bei meinen Worten auf seinem Gesicht breit. Warum sagte ich sowas. Ich sollte einfach versuchen mit ihm, wie mit einem normalen Freund umzugehen. "Guck mal! Wir sind bald da!" Aufgeregt deutete er in Richtung des Lichtes. "Und was bringt es uns wenn wir da sind?" "Vielleicht wissen die, wie man zurückkommt!", sagte er stolz. Ich beließ es darauf beruhen und beschleunigte erneut. Ein kalter Luftzug kam uns entgegen, außer Taes ruhigen Atmen, war alles ruhig. Keine Autos waren in der Ferne zu hören. Es fühlte sich an, als wären wir alleine auf dieser Welt. 

Grinsend klingelte Tae an der Tür des Hauses. Wenig später wurde die Tür geöffnet und eine mittelalte Frau stand vor uns. Tae verbeugte sich, worauf sie verwirrt ihre Augenbraue hochzog. Wie in kaltes Wasser wurde ich in die Realität geschmissen. Wir mussten uns mit englisch verständigen. Ich drängte Tae zur Seite und versuchte ihr mit gebrochenem Englisch unser Anliegen zu erklären: "Hello... I'm Yoongi and this is Taehyung... we want to get back to the... the church village." Sichtlich musste sich die Frau das Lachen verkneifen: "The monastery?" Ich nickte einfach. Sie überlegte kurz: "The way back is too long. You can stay the night at our guest room." Ihr Englisch klang ebenfalls ein bisschen wackelig. Auf dem Land wurde wahrscheinlich mehr irisch gesprochen. Ich nickte erneut und Tae grinste weiter scheinheilig vor sich hin. Sie ging einen Schritt zur Seite und ließ uns rein, während sie sich vorstellte. Ihr Name war Emily.

Ich schmiss mich auf das Doppelbett: "Bequem, ich bleibe." Tae lachte los und warf sich neben mich. Emily hatte uns noch Abendbrot angeboten, welches wir mit Freude angenommen hatten. Emily und ihr Mann schienen sich ziemlich für die koreanische Kultur zu interessieren. Besseres hätte uns nicht geschehen können. Nachdem sie uns sogar noch Zahnbürsten geschenkt hatte, lagen wir beide ausgepowert im Bett herum. Ich setzte mich auf und zog mein T-Shirt und meine Hose aus, um unter eine der Decke. Tae beobachtete mich bei jeder Bewegung. "Wir leben seit Jahren in einem Dorm und du hast mich oft genug ohne T-Shirt gesehen, was ist passiert?", fragte ich lachend und zog mir die Decke bis zum Kinn. Er grinste doof und legte sich jedenfalls hin. Ich streckte mich aus dem Bett und schaltete das Licht aus. "Schlaf gut, TaeTae", sagte ich und kuschelte mich zurück ins Kissen.  "Gute Nacht, Yoyoyoyoyoyoongi", erwiderte Tae und gähnte ausgiebig. Ich lächelte. Obwohl wir in einem Dorm lebten, redeten wir verhältnismäßig wenig miteinander. Eigentlich nur die Grüße und die Absprachen zu Shootings oder Meetings machten wir noch zusammen ab. Tae war bereits eingeschlafen. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Schulter spüren, da er sich fast an mich kuschelte. Leise konnte ich ein Vibrieren vom Ende des Bettes vernehmen. Irritiert richtete ich mich auf und konnte das schwache Licht eines Handy erkennen. Dieser Mistkerl hatte mich wirklich angelogen. Vorsichtig streckte ich mich und wühlte aus der Jackentasche ein Handy. Es war Taes. Auf dem Display waren mehrere Nachrichten aufgelistet. Mehrere von Jimin, der fragte wo wir blieb und eine Neue von BamBam.

>BamBam< Tschuldige'! Ich war den ganzen Tag unterwegs, warum sollte ich dich nicht anschreiben? Ist irgendwas passiert? (Vergiss' nicht den Geburstag von Yugyeom, sonst bekomme ich den Ärger. ; _ ;)

Ich seufzte. Was hatte ihm das jetzt gebracht? "Ist mein Handy interessanter als ich?, erklang Taes Stimme in meinem Rücken. Erschrocken ließ ich das Handy fallen und drehte meinen Kopf. Tae saß direkt hinter mir und hatte seinen Kopf auf meine Schulter gelegt. "Tschuldige... Ich wollte nicht in deinen Sachen rumwühlen.", sagte ich und sah beschämt auf meine verschränkten Hände. "Das hast du letztes Mal auch schon gemacht, oder?", fragte Tae und wuschelte mir durch die Haare. "Ich-", wollte ich beginnen, doch wurde unterbrochen. "Nicht schlimm. Irgendwann musstest du es ja erfahren. Du hast das Recht dazu, in irgendeiner Art sind wir ja beste Freunde." "Was meinst du?" Verwirrt drehte ich meinen Kopf so, dass ich ihm in die Augen sehen könnte. "Das ich schwul bin.", sagte Tae ohne zu zögern, obwohl er lächelte stiegen ihm kleine Tränen in die Augen.



[TaegiFF] Room207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt