Kapitel 2

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Zum hundertsten Mal warf Louis einen prüfenden Blick durch das Fenster nach draußen und wurde fast krank vor Sorge.

Seit er und Harry sich vor vier Tagen gestritten hatten, war der Lockenkopf nämlich nicht mehr aufgetaucht, weshalb sein Freund Zuhause fast Amok lief.

Aber er wusste, dass es nichts bringen würde, nach ihm zu suchen. Anrufe würde er abwürgen, genauso Freunde, die ihm in Louis Namen schreiben würden.

Der Blauäugige wollte sich gar nicht vorstellen, wie Harry es mit anderen Kerlen trieb und dabei andere Namen als den Louis' stöhnte, doch trotzdem begann sein Kopfkino zu rattern.

Szenen huschen durch seine Gedanken, wie Harry einen anderen Mann gegen die Wand drückte und ihn küsste, oder wie er in irgendeiner abgewrackten Bar saß, sich betrank und dabei mit einem schmierigen Kellner flirtete, der wahrscheinlich Drogen vertickte und jeden Tag den Puff besuchte.

Louis seufzte, denn er wusste, dass er nicht Harry die Vorwürfe machen sollte, sondern sich selbst.
Er war derjenige, der Angst vor den Reaktionen der Menschen hatte, wenn er sich als schwul outete. Harry hingegen hatte schon oft über eine mögliche Hochzeit gesprochen, zu der der Ältere jedoch nicht bereit war.

Er wusste zwar nicht, was es war, was ihn hemmte, aber dennoch konnte er diesen Schritt nicht tun - auch wenn Harry deutlich darunter litt und seinen Aggressionen freien Lauf ließ, indem er mit anderen Kerlen schlief und sich hemmungslos betrank.

Das erste Mal, als es passiert war, war Louis ihn die ganze Nacht über gesucht, bis er ihn schließlich knutschend in einer Seitengasse gefunden hatte.
Louis hatte ihn angeschrien, hatte allerdings Kontra von seinem Freund bekommen, der ihn mit Blut unterlaufenden und volltrunkender Stimme angebrüllt, er solle sich verpissen.

Drei Wochen hatten sie kaum miteinander geredet und waren sich immer wieder aus dem Weg gegangen, sodass Louis überlegt hatte,  sich zu trennen.

Aber dafür liebte er diesen Lockenkopf zu sehr und hatte sich eigentlich geschworen, endlich sein Coming Out zu haben - mit Harry zusammen.

Mittlerweile waren eineinhalb Jahre vergangen und nach wie vor vögelte Harry unentwegt fremd.

Irgendwann war Louis ins Bett gegangen und sobald Harry noch am selben Abend heimkam, fand er einen schlafenden Louis auf der anderen Seite des Bettes vor, weshalb ihm gleich wieder die Tränen ins Auge schossen.

Verdammt. Er liebte diesen Mann so unglaublich doll, obwohl er ihn immer wieder verletzte.
Nachdem er sich mühsam ausgezogen hatte, legte er sich neben seinen Freund und schlang seine Arme um dessen, um ihm ein "Ich liebe dich" ins Ohr zu flüstern.

meinungen?
lieb euch ♥

piano - larry stylinson ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt