Kapitel 6

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Ich saß eine Weile auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Irgendwann kam ich aus meiner Starre heraus und bemerkte, dass es schon längst dunkel war. Ich legte mich auf das Bett und sah weiter aus dem Fenster. Irgendwann wurde der Himmel rot und dann blau. Es klopfte an meiner Tür. Kurz darauf wurde sie geöffnet und eine junge Frau kam mit einem Tablett in der Hand herein. "Du bist ja schon wach... und du hast gestern ja gar nichts gegessen. Du musst irgendwann einmal Hunger bekommen. Ich lasse dein Frühstück hier stehen ja?", meinte sie. Ich ignorierte ihr Gelaber und fragte: "Ab wann darf ich besuche empfangen?" Sie sah mich kurz an und sagte: "Wenn dein Arzt da war und du etwas gegessen hast." Ich nickte und legte mich zum Fenster hin. Ich lag fast den ganzen Tag nur so da. Zwischendurch kamen mein Arzt und nochmals die Schwester hinein. Meine Vitalwerte und alles war in Ordnung, teilte mir der Arzt mit und meinte, dass ich wenn alles gut geht am nächsten Tag gehen dürfte. "Okay.", meinte ich daraufhin trocken und als die Schwester da war sah sie mich nur kritisch an und tauschte die Tabletts aus. Mein Mittagessen stand seit nun mehr als einer Stunde in meinem Zimmer. Es klopfte und jemand öffnete die Tür. Es war anscheinend eine Schwester, denn die Person nahm nur das Tablett und ging wieder hinaus. Das wollte ich auch. Einfach raus gehen ohne schlechtes gewissen und ohne dumme Blicke und auch ohne großes Murren, oder sonstiges, der Ärzte. Nach einer Weile, es war schon etwas dunkler draußen, klopfte es erneut an meiner Tür. Ich reagierte nicht, wie so oft. "Eliane?", fragte eine Stimme, die ich sofort wiedererkennen würde unter tausenden. Ich drehte mich schlagartig zur Tür um und da stand sie. Juliette. "Hey Eliane.", sagte sie. Ich musste, ohne eigentlichen richtigen Grund, grinsen. "Hey Juliette!", meinte ich freudig. Sie lief langsam und unsicher auf mein Bett zu und setzte sich neben mein Bett auf einen Stuhl. "Wie... Wie geht es dir?", fragte sie, noch immer unsicher. "Naja... Also eigentlich gut, aber ich glaube mir würde es besser gehen, wenn ich draußen sein würde. Also naja. Egal... Was machst du hier?" "Dich besuchen.", meinte sie knapp. Ich nickte und sah sie nur noch an. "Also ist sonst alles gut soweit... Achso, ich soll dir noch schöne grüße von den anderen aus der Klasse bestellen. Und ich habe diene Hausaufgaben und die ganzen Arbeitsblätter bei mir zu Hause.", sagte sie nach einiger Zeit des Schweigens. "Okay. Und.... und wie geht es Scipio?", fragte ich leise. "Naja... Also um genau zu sein: Er ist seit deinem 'Unfall' nicht mehr in der Schule gewesen. Einige gehen davon aus, dass er krank ist oder dass er wegen dir nicht da ist. Also dass er bei dir ist.", meinte sie und sah mich an. Ich wurde leicht rot im Gesicht. "Du machst dir sorgen, nicht wahr?", fragte sie mich. "Mhmm...", gab ich knapp von mir. "Ist verständlich. Und nochmals sorry wegen der Sache mit Klecks. Es ist nur so, dass ich ihn total mag und er ignoriert mich einfach eiskalt. Ich war eifersüchtig." Ich musste grinsen. "Eifersüchtig?", fragte ich, noch immer grinsend. "Ja...naja ich finde ihn hald so toll!", meinte sie verlegen. Ich musste erneut grinsen. "Naja. Okey. Ich hoffe wir können irgendwie diesen Start neu beginnen. Also, als Freunde.", meinte sie. Ich wollte gerade antworten, als es klopfte. "Herein.", sagte ich und die Tür öffnete sich. Die Schwester, welche mir heute das essen brachte betrat den Raum. "Ich wollte nur sagen, dass der Arzt gleich nochmals vorbei kommt um nach ihnen zu sehen. Wenn dann soweit alles in Ordnung ist, dürfen sie abgeholt werden. Soll ich jemanden benachrichtigen?", gab sie von sich. "Ehm... Okay. Nein, ich mach das schon.", meinte ich und lächelte. Die Schwester verschwand wieder und ich nahm sofort mein Handy. Ich gab Stefans Nummer ein. Nach kurzer Zeit nahm er ab und ich erklärte ihm die Lage und er versprach mir, sofort nach Dienstende mich abzuholen. Kurz danach kam der Arzt herein und checkte mich nochmals durch. "Also es ist alles gut. Du kannst heute noch raus, wenn dich jemand abholen wird. Wurde schon jemand erreicht?", meinte er. Ich nickte. "Ja, ich habe meinen Onkel angerufen, da mein Vater nicht da ist. Und meine Mom ist auch weg... Deswegen bin ich zur Zeit bei meinem Onkel.", lächelte ich. Er nickte und verlies den Raum. Juliette sah mich an und fragte: "Wie deine Mom auch weg?" Ich sah sie mit einer Mischung aus Schuldgefühlen und Trauer an und nuschelte: "Sie ist seit meiner Geburt tot. Mein dad hat das in der Schule nur gemacht, weil er meint dass ich Schuld daran bin. Und damit hat er ja auch recht. Sie hätte mich abtreiben müssen, dann würde sie noch am leben sein." Sie sah mich komisch an und nahm mich kurz darauf in den Arm. "Und wo wohnst du dann jetzt erstmals?", fragte sie. "Naja, ich schätze mal, wenn es geht bei meinem Onkel Stefan. Also bei Hannes Eltern." "Wenn du willst, kannst du auch bei mir wohnen. Meine Eltern haben eine große Villa hier in der Nähe und du könntest auch mit mir zusammen zur Schule gehen, ist ja nur knapp fünf Minuten weit weg von der Schule.", grinste sie. Ich nickte lächelnd. "Ich Rede nachher gleich mit Stefan. Willst du dann noch mitkommen?", fragte ich sie. "Wenn ich darf, gerne.", lächelte sie.
Nach einer viertel Stunde klopfte es und eine Schwester und Stefan kamen herein. "Hast du alles?", fragte er. Ich nickte, nahm meine Taschen und nahm Marcy noch schnell auf den Arm. Als ich alles hatte gingen wir nach draußen und stiegen alle drei (Juliette, Stefan und ich) mit Marcy in seinen Wagen. Als er los fuhr fragte ich sofort, ob ich bei Juliette vorerst wohnen dürfte. Er war kurz am überlegen und meinte dann, dass es eine Möglichkeit wäre, er es aber erst mit Juliette's Eltern absprechen müsste. Wir fuhren als erstes zu mir nach Hause und holten ein paar Wechselklamotten für mich, eine Hundedecke für Marcy und noch ein wenig kleinkram, damit ich mich etwas einrichten kann, wenn ich irgendwo anders wohnen würde, was so oder so sein musste. Mein dad saß seit zwei Tagen in Haft, was mich vorerst beruhigte und dann fragte ich Stefan wie lange er sitzen musste. "Naja... Besitz von Waffen ohne Waffenschein, eine Kommissarin angeschossen, Amoklauf in einer öffentlichen Schule und Körperverletzung beziehungsweise Misshandlung einer Minderjährigen. Da kommt einiges zusammen. Also kannst du eins und eins zusammenrechnen und da kommt man auf zehn bis fünfzehn Jahre.", lächelte er leicht. "Außerdem darf er dir, ohne dein Einverständnis, nicht näher als zwanzig Meter kommen. Und du darfst ihn in zirka einem Jahr erst besuchen.", sagte er kurz darauf. "Okay. Danke, Stefan!", lächelte ich. Als wir alles hatten für mich gingen wir zurück zum Auto. "Können wir noch schnell eine runde mit Marcy durch den Park gehen? Bitte?", fragte ich mit unschuldigen Blick. Er nickte und meinte: "Ich würde sagen, da es jetzt gegen 18:15Uhr ist bist du spätestens 20:30Uhr bei uns zu Hause, ja?" Ich nickte. Ich nahm Marcy und ging mit Juliette los. Stefan fuhr vorerst zu sich nach Hause. Juliette war eigentlich echt nett, nicht so wie ich am Anfang vermutet hatte. Wir gingen eine runde durch den Park und dann nahm ich sie mit zu Fallon. Bei Fallon angekommen fragte er mich sofort wie es mir ginge. "Alles wieder gut. Susanne liegt noch im Krankenhaus und Clarissa ist gestorben, aber der Horror mit meinem 'Vater' hat ein Ende. Zehn bis fünfzehn Jahre sitzt er jetzt und naja. Hast du für mich noch ein paar Sachen?" "Ja... Warte kurz.", gab er als Antwort und ging kurz in seinen kleinen Hinterraum. "Was ist dort?", fragte Juliette. "Weiß ich nicht. War da noch nie und naja... Keine Ahnung.", meinte ich als Fallon wieder zurück kam. "Also hier haben wir ein mal mit Zusätzen, zwei mal ohne Zusätze und eine Flasche Bourbon und einen normalen Alcopop. Bitte sehr. Eine Frage noch.... Eure Ausweise?", sagte er. "Ehm... Eliane? Bist du schon alt genug dafür?", fragte sie mich und runzelte ihre Stirn. Sie holte ihren Ausweis raus und zeigte diesen. "Okay, das Bier macht dann bitte 1,50€ junge Dame.", sagte Fallon grinsend. Ich fing lauthals an zu lachen. "Hey! Warum lachst du so?", fragte Juliette. "Naja. Fallon kennt mich schon seit einiger Zeit und ich kann mir eigentlich so gut wie alles bei ihm kaufen also brauchst du auch nix bezahlen. Ich mache das hier schon alles.", grinste ich. Fallon sah mich kurz komisch an und grinste dann. "Stimmt das?", fragte Juliette an Fallon gerichtet. Er nickte und wir mussten augenblicklich anfangen mit lachen.

Eliane Ava BigelowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt