ZWEI

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Enttäuscht warf Leiza den Hörer zurück auf die Gabel und lief dann nervös im Zimmer auf und ab.

Petersen hatte sich nach wie vor nicht gemeldet oder ihr eine Nachricht zu kommen lassen. Nichts! Als hätte es diese Verabredung, vor drei Stunden, nicht gegeben.

Verzweifelt warf sie sich auf ihr Bett und zerknitterte dabei einige der Unterlagen, die sie Petersen im Bezug auf Lentil hatte zukommen lassen.

Viel war es nicht, da ihr und ihren Eltern nie großartig etwas mitgeteilt wurde. Es hieß nur, dass Lentil wegen mehrfachen Mordes, versuchtem Todschlag und einigen Raubüberfällen mit gefährlicher Körperverletzung im malaysischen Staatsgefängnis säße. Man könne weder zu ihm, noch könne er in eine amerikanisches Gefängnis überführt werden.

Ihrer Eltern hatten vergeblich versucht Anwälte die ganze Sache klären zu lassen, doch viele hatten verzweifelt das Handtuch geworfen. In Malaysia würde man wohl nichts ausrichten können und man solle doch einfach die fünfzehn Jahre Haft abwarten.

Doch nur sieben Monate später kam erneut eine Nachricht. Lentil säße im Todestrakt, man könne nicht sagen wann, aber er sei zum Tode verurteilt worden.

Das wäre jetzt acht Jahre her!

Leiza redete sich gern ein, dass dies der Grund war, wieso ihre Mum so früh gestorben war. Dass sie einfach nicht damit leben konnte, dass Lentil unschuldig in irgendeinem Gefängnis saß.

Unschuldig!

Dass war es, worauf es ankam.

Sie hatte nie daran gezweifelt, dass ihr Bruder eine Strafe absaß, die ihm nicht zu Teil wurde. Ebenfalls wusste sie, dass es schwer werden würde die malaysischen Behörden davon zu überzeugen oder es ihnen zu beweisen.

Doch aus diesem Grund hatte sie Petersen!

Wenn er sich nur endlich melden würde!

»Auf Männer ist einfach kein Verlass«, murmelte Leiza vor sich hin und hievte sich aus dem Blätterhaufen, auf ihrem Bett, hoch.

Dann ging sie in die Küche und wärmte sich eine Portion Reis und Gemüse auf.

Sie hatte sich gerade die erste Gabel in den Mund gesteckt, als es wie wild an der Tür schellte.

Verwirrt ließ Leiza ihr Essen stehen und ging zu der Tür. Wer sollte das so spät noch sein?

»Miss Smallwood?«, fragte ein Mann, der vor der Tür stand und Leiza aufmunternd zu lächelte.

Sie nickte nur und schnürte sich die Strickjacke fester um den Körper.

»Mein Name ist Perry Knight«, er steckte Leiza die Hand raus, die sie sich zögernd ergriff. »Mr Petersen schickt mich. Ich sollte Ihnen ausrichten, dass es ihm furchtbar leid täte. Es habe sich nach wie vor nichts geändert, und es bliebe bei nächsten Mittwoch. Ach genau, und sobald er Zeit habe, würde er Sie umgehend anrufen.«

Erleichterung machte sich in Leiza breit. Er hatte sie nicht vergessen.

»Vielen Dank, Mr Knight«, sagte sie. »Könnten Sie das wohl auch Mr Petersen ausrichten?«

»Selbstverständlich, Miss«, sagte Knight, tippte sich an seinen Hut und verschwand.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt