Schule, Arbeit, Tod.
Das war vielleicht nicht der Lebensweg aller Menschen, aber ich war mir relativ sicher, das es meiner sein würde.
Denn für mich gab es nichts dazwischen. Und währenddessen war es für mich auch eher trostlos.
Doch trotzdem hatte ich die Motivation zu leben. Ich wollte Leben und ich tat es, das passte doch eigentlich ganz gut.
Doch wenn ich schonmal lebte, dann könnte ich ja auch etwas machen in meinem Leben.
Etwas anderes als mich langweilen, mit fremden, zwar sehr netten, aber trotzdem fremden, zu schreiben oder darüber nachdzuenken, was ich tun könnte.
Ich brauchte einen freien Kopf.
Und den würde ich garantiert nicht bekommen indem ich in meinem Zimmer rumsaß.
Es müsste woanders hingehen.
Ich ließ alles stehen und liegen und machte mich auf den Weg nach draußen.
Meine Hände in meinen Hosentaschen steckend ging ich langsam durch die Straßen meiner Stadt.
Es gab auffallend wenige Bäume hier, dafür umso mehr Hochhäuser.
Da kam ich dann auch auf die Idee. Auf diese wahnsinnig gute Idee.
Ich würde mich auf ein Hochhausdach stellen und dort dann versuchen einen freien Kopf zu bekommen.
Also ging ich zum Stadtzentrum. Ich kam so langsam in den Teil, in dem nur noch wichtigaussehende Männer in Anzügen und Aktentasche befanden.
Ich könnte mich jetzt auskotzen darüber, wie arrogant und herablassend sie alle aussahen, aber letztendlich sind es bestimmt, zumindest die meisten, auch nur Menschen mit vielen eigenen Gedanken, Problemen und Menschen mit denen sie versuchen klar zu kommen. So lange sie niemanden schaden sollen sie doch doof gucken und sich wichtig fühlen.
Sie guckten mich nämlich sehr doof an, als ich durch das Tal der Hochhäuser schlenderte.
Das Hochhaus, welches ich mir ausgesucht hatte war keines der höchsten, es war eher so mittelhoch und ich hoffe problemlos hoch zu kommen.
Dem war auch so, es war fast schon zu einfach.
Ich sagte dem Mann der unten am Tresen stand, ich sei der Sohn eines hier Angestellten.
Als der Mann mich nach dem Namen fragte, sagte ich einfach einen Namen den ich auf dem Namensschild eines Mannes gesehen hatte, der kurz bevor ich ins Gebäude kam dieses verließ.
„Morrison“, sagte ich.
Er klickte ein paar Mal mit seiner Maus, tippte vermutlich den Namen ein und lächelte mir zu.
„Du kannst gerne hier unten auf ihn warten, ich werde ihn dann benachrichtigen.“
Ich antwortete wahrscheinlich ein bisschen zu schnell: „Nein nein ist schon okay, er meinte wenn ich mal kommen wolle, dann soll ich einfach zu ihm hochfahren.“
Der Mann guckte skeptisch.
„Und ich soll ihn auch nicht benachrichtigen..?“, fragte er etwas verunsichert.
„Nein das wird eine Überraschung!“, sagte ich und musste mein Lächeln nicht ein mal spielen, da ich tatsächlich lächeln musste, angesichts der Tatsache, das es alles so gut klappte.
„Alles klar...“
Ich drehte mich um und ging zum Fahrstuhl.
Nachdem die Türen sich schlossen und ich alleine war, fing ich an wie wild vor Aufregung und Freude zu zappeln und wild mit den Händen zu fuchteln.
Auf dem Weg nach oben stieg ein Mann in Anzug ein und zwei Stockwerke drüber wieder aus.
Und schließlich war ich oben angekommen.
Die Tür öffnete sich und ich blickte auf eine etwas kleinere Kammer, in der ein paar Stromkästen und Belüftungsröhren hingen.
Dann fiel mein Blick auf die Tür und ich rannte zu ihr. Und zu meinem Glück und meiner Überraschung war sie nicht abgeschlossen!
Sie führte tatsächlich nach draußen!
Es war etwas kälter als unten.
Von hier oben konnte man gar nicht so weit gucken wie erwartet, da noch zu viele andere Hochhäuser im Weg standen. Doch trotzdem gab es mir ein gewisses Gefühl von Freiheit hier oben zu stehen.
Ich ging an den Dachrand und schaute nach unten auf die Straße.
Winzige Autos und noch winzigere Menschen bewegten sich durch die Straße. Alle machten das, das sie immer taten, weshalb ich stolz war ihr oben zu stehen, da ich definitiv nicht das tat, was ich immer tat.
Ich stellte mich hin und je länger ich nach unten guckte, desto weniger verstand ich Menschen, die sich auf diese Weise umbrachten. Ich mein, ich traute mich nicht ein mal vom Dreier zu springen, wie soll man dann sowas schaffen..?!
Zum Glück hatte ich auch nicht vor mich umzubringen, denn allein für diesen Moment lohnte es sich glaub ich zu Leben.
Ich saß noch eine ganze Weile da und irgendwann setzte sich das Mädchen mit der Vogelmaske zu mir.
Wir saßen beide da auf der Kante und unsere Beine baumelten herunter. Ich musterte sie.
Sie war in etwa so groß wie ich, lange braune Haare kamen unter ihrer Maske zum Vorschein.
Ich guckte zu ihr und lächelte. Sie schaute weiter nach vorne, weshalb ich ganz schnell auch wieder nach vorne guckte.
So saßen wir noch ziemlich lange dort. Es wurde langsam dunkel und obwohl ich wusste, das meine Eltern sich langsam Sorgen machen würden, wollte ich nicht aufstehen. Ich konnte nicht, es war zu schön.
Ich startete einen erneuten Versuch und lächelte dem Vogel zu.
Diesmal drehte sie sich zu mir und ich konnte es zwar nicht sehen, doch ich war mir sicher, das sie auch lächelte und ich war mir auch sicher, dass es das wunderschönste Lächeln auf dieser Welt war.
Dann flog sie weg und ich grinste immer noch, denn das war der schönste Moment meines Lebens gewesen...
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Für sie bin ich Healthystartrooper
Short StoryFür sie bin ich Healthystartrooper. Und ich bin bereit die Welt zu verändern. Oder bereit sie mich verändern zu lassen.