Prolog

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 Die Entropie, ein altgriechisches Kunstwort, welches Wendung bedeutete, beschrieb sein derzeitiges Leben am besten. Nachdem er die grausame Wahrheit herausgefunden hatte, die Florian ihm so lange verheimlicht hatte, war er einfach verschwunden. Aber auch, wenn er am liebsten die Stadt verlassen hätte, so brachte er es nicht über sein Herz.

 Der Abend, der Max' Leben wieder in das Loch stieß, aus dem er fast herausgefunden hatte, war nun fast vier Monate her. In dieser Zeit war er zu seinem Auslandssemester nach Amerika aufgebrochen, welches sich nun auch langsam dem Ende neigte. Schon in zwei Tagen würde er Garland, eine 218.000 Einwohner große Stadt in Dallas County, etwa 20 Kilometer von der Großstadt Dallas in Texas wieder verlassen.

 In Max war aber auch nach dieser Zeit immer noch die Leere, die ihn bis jetzt nie verlassen hatte, seit er Florian wirklich und zu einhundert Prozent kennengelernt hatte. Seufzend rieb sich Max über seine müden Augen ehe er das Buch schloss, auf welches er sich schon die ganze Zeit nicht wirklich konzentrieren konnte.

 Während er von dem unbequemen Holzstuhl aufstand, knackte gefühlt jeder Knochen seines Körpers und seine verspannten Muskeln und eingeschlafenen Beine fühlten sich grausam an, als würden tausende Nadeln sich ihren Weg durch seine Haut in seine Knochen bahnen. Erschöpft begab sich Max zu seinem kleinen Bett, zog sich bis auf sein T-Shirt und seine Boxershorts aus und legte sich unter die Bettdecke.

 Er wusste, dass der Schlaf ihn zu einer Wahrscheinlichkeit von 20% erreichen würde, doch zumindest versuchen wollte er es, so wie jede Nacht auch. Selbst seine Augenringe hatten bereits wieder Augenringe. Das Bett in dem er lag war zwar kleiner als das, welches er bei sich zu Hause in Berlin hatte, aber keineswegs unbequemer. Das Zimmer, welches seine Gastfamilie zu seiner Verfügung bereitgestellt hatte, war etwas spartanisch eingerichtet, doch das machte Max nicht das geringste aus, er fand es gut so wie es war. Irgendwie würde er das alles hier wirklich vermissen. Allgemein war sein Semester hier sehr angenehm, seine Gastfamilie war freundlich und hatte alles versucht, um ihm das beste von Texas zu zeigen. So war er bei einem Spiel der National Football League, kurz NFL, war beim Reiten und sogar auf einem Schießstand. Im Ganzen war seine Zeit hier fantastisch, das Wetter war warm und es konnte ihn alles tatsächlich ablenken.

 Doch immer wenn er nachts im Bett lag, so kamen die schrecklichen Gedanken wieder zum Vorschein. Kurz bevor er abgereist war, hatte er sich schon eine neue Wohnung in Berlin genommen, welche sogar ein zusätzliches Zimmer hatte, was er sich als eine Art Ablenkungsraum einrichten wollte. Aber er hatte auch noch seine Handynummer gewechselt, nur wie er er dann in der Universität machen wollte, sodass er Florian nicht über den Weg lief, das wusste Max noch nicht.

 Florian. Immer wenn er an diesen Mann dachte, zog sich sein Herz schmerzlichst zusammen. Vielleicht hätte er sich ja anders Verhalten sollen, vielleicht hätte er Florian zuhören sollen, doch das konnte er nicht. Nicht einmal jetzt. Ob Max jemals die Kraft dazu haben würde, wusste er nicht, oder er wollte es nicht wissen.

 Irgendwann, seine Augen waren inzwischen viel zu Müde, viel er in einen relativ unruhigen Schlaf, in dem der Mann vorkam, der sein Leben verändert hatte.



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Da ist sie, die Fortsetzung zu "Signs of Life". Ich hoffe, es gefällt euch.

Failsafe: EntropyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt