Kapitel 3

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Das nervige Schrillen des Weckers riss Max aus seinem Schlaf. Trotz das so viel passiert war, schaffte es Max das erste Mal seit langer Zeit, endlich wieder ruhig zu schlafen. Doch ausgerechnet dann klingelte sein Wecker viel zu früh, weil e heute das erste Mal wieder Vorlesungen in der Universität hatte.

 Genervt stellte er seinen Wecker aus, rieb sich den Schlaf aus den Augen und streckte sich. Er war definitiv nicht bereit für den heutigen Tag, doch irgendwie wusste er, dass er da durch musste.

 Immerhin hatte er eine ruhige Woche vor sich. Nur Montag, Mittwoch und Donnerstag je zwei Vorlesungen. Ein Kommilitone hatte ihm per Nachricht geschrieben, dass einige der Dozenten auf einer Art Fortbildung seien, also konnte er es ruhiger angehen, so kurz nach seinem Austauchsemester. Da auch bald Ferien waren, war die Klausurenphase vorbei, nur die letzten Hausarbeiten mussten abgegeben werden.

 Ja, Max konnte es ruhiger angehen als in Amerika. Er hatte sich auch vorgenommen, Florian wiederzusehen. Es war immer noch schmerzlich, wenn er nur an ihn dachte, doch was er ihm Samstag Abend alles erzählt hatte, ließ ihm eben keine Ruhe. Florian hatte Recht, vielleicht würde sich keine Beziehung mehr entwickeln, aber vielleicht haben sie beide Hoffnung auf eine Freundschaft.

  Aber Max wusste tief in seinem Inneren, dass er Florian immer noch liebte. So sehr Florian ihn auch verletzt hatte, so sehr liebte er diesen Mann doch auch noch. Und diese Liebe würde wahrscheinlich niemals wieder verschwinden.

 Es heißt, die erste Liebe ist die ehrlichste, man wird sie niemals vergessen, sie wird immer ein Teil von einem sein. Höchstwahrscheinlich stimmte das auch, aber Max wünschte sich, dass es nicht so wäre.

 Endlich hatte er es geschafft, aufzustehen und in das kleine Badezimmer mit den grauen Fließen zu gehen. Seine Gedanken hatten ihn viel zu lange aufgehalten, jetzt musste er sich beeilen. Max hasste es, wenn er nicht mehr genug Zeit hatte.

 Als er endlich fertig war, schnappte er sich noch seine Jacke und seine Tasche und verließ seine Wohnung und das Haus. Da er endlich näher an der Universität wohnte, war die Zeit, die er für seinen Weg benötigte, nicht mehr so lang und er schaffte es gerade noch rechtzeitig, vor dem Professor im Hörsaal zu sein.

 Die Vorlesung war ungewohnt, Max war es nicht mehr gewohnt, so viel Deutsch auf einmal zu hören und selbst zu nutzen. Amerika hatte ihn doch mehr geprägt, als er dachte. Leicht schmunzelnd notierte er sich die wichtigsten Dinge, da sie relevant für sein nächstes Semester waren.

 Nach drei Stunden und zwei Vorlesungen hatte Max eine Mittagspause, die mit fast vier Stunden viel zu lang erschien. Leicht übermüdet ließ er seine Tasche neben sich fallen ehe er sich auf einen Stuhl in der Unibibliothek setzte und seinen Kopf auf den Tisch legte. Nach ein paar Minuten bemerkte er, wie sich jemand gegenüber von ihm hinsetzte. Max spürte, wie sich die Atmosphäre veränderte und er wusste intuitiv, welche Person gegenüber von ihm saß.

 Sein Gefühl bestätigte sich, als er den Kopf hob und seine blauen Augen direkt in die braunen Augen von Florian sahen. "Du siehst müde aus, Kleiner.". "Ach, ich bin es nur nicht mehr gewohnt, deutsch Vorlesungen zu besuchen und muss mich erst wieder daran gewöhnen, in Deutschland zu sein. Wenn man so lange in einem anderen Land war, sind Kopfschmerzen bei der Rückkehr in den Alltag normal.", erwiderte der blonde. Leise lachte Florian, bevor er ihm nickend zustimmte und fragte, ob er mit in ein kleines Café wollte, um etwas zu Essen und zu Trinken.

 Da Max so oder so eine ziemlich lange Mittagspause hatte, stimmte er zu. Schon nach kurzer Zeit waren sie in dem kleinen Café, indem meist nur Studenten und Schüler der Oberstufe ihr Unwesen trieben. Im Hintergrund lief leise das Lied 'Matilda' von Alt-J, der Geruch von Kaffee hing in der Luft und man hörte das Umschlagen von Buchseiten oder leise Gespräche.

 Während Max einen Platz suchte bestellte Florian an der kleinen Theke etwas für sie und setzte sich zu Max. "Also, wie war die erste Vorlesung so?", fragte Florian interessiert, "Ach, es geht. Langweilig wie sonst auch, aber irgendwie ist es auch gut, wieder hier zu sein.", antwortete Max wahrheitsgemäß.

 Als die ältere Dame, welche anscheinend die Besitzerin des Cafés war, den beiden einen Kaffee und je ein Sandwich brachte, verstummten sie kurz, ehe sich die Dame lächelnd zurückzog und die beiden jungen Männer wieder alleine ließ. "Ich hoffe, es ist ok, wenn ich dir ein Salamisandwich mitbestellt habe.". Lächelnd nickte Max, bedankte sich und biss in das Brötchen. Es schmeckte wirklich gut und Max hatte wirklich Hunger.

Als beide fertig mit essen waren und nur noch ihre Kaffeetassen vor sich hatten, fühlte es sich tatsächlich ein bisschen so an, als wäre es wie vorher. Als wären beide noch die jungen Männer, die sich damals ineinander verliebt hatten. Vielleicht klappte es ja doch mit einer Freundschaft, doch vorher war noch Redebedarf. Aber beide wussten, das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.

Failsafe: EntropyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt