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"Wir sind hier nicht mehr sicher.", ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.

"Ich weiß. Aber wer ist das? Und warum spioniert uns diese Person aus?", Maya lief hektisch den Kirchengang auf und ab, der kleine Louis saß nachdenklich neben mir auf der Bank in der ersten Reihe.

"Ich habe keine Ahnung wer das ist.", ich schüttelte meinen Kopf. Aber Moment einmal...

"Warte mal'- ich kenne den Raben doch! Letztens, auf dieser Party, da bin ich ja urplötzlich hineingeplatzt, während du gesungen hast, Maya. Ich kann mich noch erinnern, hinten, in einer Ecke, stand ein Junge, der wie wild mit einem Mädchen herumgemacht hat und als ich versucht habe, ihn, wie alle anderen, zu steuern, funktionierte es nicht. Am Ende hat er mir sogar ein Glas über das Kleid gekippt."

"Ja, du hast recht, ich erinnere mich auch. Seltsam ... wer ist der Typ und warum kommt er in unseren Traum? Und wie macht er das überhaupt?", mein zweites Ich dachte angestrengt nach, bis ihr Blick auf den kleinen, schweigsamen Louis fiel.

"Louis, wie machst du das? Wie schaffst du es jede Nacht hier her?", meine Freundin warf ihr silbernes Haar zurück und sah ihn erwartungsvoll an.

"Das ist eigentlich ganz einfach. Immer bevor ich schlafen gehe, denke ich an dich, irgendwann, wenn ich dann eingeschlafen bin, stehst du ihn meinem Traum vor mir. Ich greife nach deiner Hand und schließe die Augen und sobald ich sie wieder öffne stehst du in Echt vor mir, also im Traum. Aber ich glaube das funktioniert nur wenn du die Person wirklich kennst und sie dich in deinen Traum lässt.", seine klare und helle Stimme hallte durch die Kathedrale.

"Hm, seltsam. Ich kenn den doch überhaupt nicht. Wieso kann er dann in meinen Traum? Ich lasse ihn doch nicht hinein.", ich spielte mit meinen Haaren, die mir in Locken über die Schulter fielen.

"Vielleicht nicht bewusst. Die ganze Sache ist verdammt neu für dich, mich würd's nicht wundern, wenn du das noch nicht kannst.", Maya sah mich mit ihren schönen, großen Augen an.

"Du meinst ich mach das nicht absichtlich? Das klingt logisch.", ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Maya hatte Recht. Vermutlich konnte ich es einfach noch nicht steuern, wen und ob ich jemanden in meinen Traum ließ.

"Dann helf ich dir dabei!", Louis wackelte aufgeregt mit seinen Beinen, seine Augen strahlten voller Begeisterung,"Mission 'Vivies Schutz' kann beginnen!"

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"So, es ist Zeit eure Arbeit abzugeben.", erwartungsvoll blickte unser Mathelehrer in die Runde. Wohin das Auge reicht sah man Fragezeichen, Glühbirnen die nicht leuchten wollten oder Rauch, der aus den Köpfen meiner Mitschüler qualmte. Mathe war nicht jedermanns Fach und meine Klasse liebte dieses Fach mit Leib und Seele, dadurch waren wir auch überdurchschnittlich gut darin. Wenn man die Noten von hinter herum betrachtete.

"Genevieve, deine Arbeit bitte.", drang die tiefe, ungeduldige Stimme meines Lehrers in mein Ohr und riss mich aus meinen Gedanken. Wortlos reichte ich ihm die zusammen gehefteten Zettel und spürte die bohrenden Blicke der anderen. Gut in Mathe zu sein ist Fluch und Segen zugleich. Höchstwahrscheinlich wäre es vollkommen egal, ob ich ein Mathegenie war oder nicht, leiden konnte mich deswegen auch niemand.

Das laute Klingeln der Glocke verkündete den Beginn der Mittagspause, alle stürmten hektisch aus dem Raum um bloß kein Wort mehr über Exponentialfunktionen zuhören. Ich war wie immer die Letzte, packte gemütlich meine Sachen und schlenderte langsam in die Cafeteria. Alles war voller hungriger Schüler, die sich gierig auf das Buffet stürzten. Mein Platz, hinten in der Ecke, war gott sei dank noch frei, von hier aus konnte man auf den kleinen Brunnen der Schule blicken. Das einzige, was jetzt noch fehlte, war ein gutes Buch. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen krammte ich meinen heiß geliebten Parzival heraus. Während ich las, aß ich mein letztes Brot, nahm noch schnell einen Schluck von meinem Kakao und versank wieder in die Welt des mutigen Protagonisten. Zeit verging, die lauten Stimmen der Anderen wurden immer leiser, sie entfernten sich von. Das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit breitet sich in mir aus und ließ mich seufzten. Warum konnte es nicht immer so sein? Warum konnten meine Träume nicht Wirklichkeit sein? Wie kann ein Mensch nur so grausam zu anderen sein, aber gleichzeitig fähig sein, solch wunderbaren Geschichten zuverfassen? Ich werde es wohl nie verstehen.

Die Pause verging, die kostbare Zeit in meiner Fantasiewelt war viel zu schnell um. Die Schulglocken beendeten die freie Zeit, Sport war mein nächstes Fach. Bevor ich aufstand und mich auf den Weg in die Sporthalle machte, trank ich noch den Rest von meinem Kakao aus. Die Gänge der Schule waren menschenleer, meine Klasse war die einzige, die heute noch um diese Uhrzeit Unterricht hatte. Aber trotzdem hatte ich das Gefühl nicht alleine zu sein. Gerade als ich um die Ecke biegen wollte, sah ich Doreen und eine ihrer Freundinnen aus dem Mädchenklo laufen.

"Und, hat es geklappt?", hörte ich die Stimme der Rothaarigen sagen. Ich drückte mich fester gegen die Wand, hoffentlich waren sie am Weg zur Sporthalle und nicht zu mir.

"Ja klar, sie hat nicht einmal mitbekommen, dass ich vor ihr stand. So ein Freak."

"Da hast du Recht, und mit so jemanden muss ich mich abgeben. Aber naja, jetzt haben wir hoffentlich ein paar Tage Ruhe vor ihr. Na komm, ab zum Sport.", ich hörte, wie die Schuhe der beiden auf dem Boden quietschten, als sie sich in Bewegung setzten.

Komisch, was war das? Wovon redeten die Zwei? Kopfschüttelnd ging auch ich los, ich war ohnehin schon zu spät dran, als sich ein mulmiges Gefühl in mir breit machte. Mein Magen rebellierte und wenige Sekunden später hetzte ich auch schon den Flur entlang zu den Umkleidekabinen. Als ich das Klo endlich erreichte, wusste ich, wovon die zwei gesprochen hatten.

Hallo liebe LeserInnen!

Ich habe es in meinem zweiten Buch schon einmal erwähnt, es tut mir leid, dass ich momentan nicht weiß, wo mir der Kopf stehen soll, ich komm' einfach nicht aus dem ganzen Prüfungsstress heraus, deswegen fällt es mir verdammt schwer regelmäßig neue Kapitel hochzuladen. Um so mehr freue ich mich auf die Weihnachtsferien, dann schaff' ich es vermutlich endlich, mich wieder voll und ganz meinen Geschichten zu widmen.

Ich wünsche euch allen noch einen schönen 4. Advent und genießt den restlichen Abend!

Eure Alissa  

Das Mädchen, das durch die Träume wandelte.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt