Kapitel 6 - Eröffnet sich eine neue Möglichkeit ?

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Es scheint beinahe so, als ob der Himmel die Schleusen geöffnet habe, so prasselt der Regen beständig auf das Dorf und den umliegenden Wald ein. Einer der wenigen noch auftretenden Blitze erleuchtet kurz eine gespenstische Szene im düsteren Wald, wo Peter vor Nässe triefend immer noch am toten Körper des Moordots kauert. Das Gewitter ist inzwischen weiter gezogen und hat einem sintflutartigen Wolkenbruch Platz gemacht, der nunmehr den ganzen Wald unter Wasser zu setzen beginnt.

Plötzlich greift von hinten eine Hand bedächtig auf Peters Schulter und dieser kommt dadurch endlich aus seiner Lethargie. Er bemerkt sogleich den ungewöhnlichen Platz, an dem er sich befindet und somit beginnt er sich wieder an das Geschehene zu erinnern. Voller Abscheu wendet er sich von dem ekelhaften Anblick des toten Moordots ab, dreht sich um und blickt dann in Jurys große Augen.

„Alles in Ordnung mit dir?" fragt Jury Peter skeptisch und mit einem kurzen Kopfnicken auf den Kadaver stellt er fest. „Das Wesen ist definitiv tot - hast du ihn erledigt?"

„Ja, ich denke schon" erwidert Peter, der es selbst noch nicht richtig glauben kann und Jury freudig in die Arme fällt. „Alter Freund, es ist so schön dich zu sehen - wie geht es dir?"

„Danke – jetzt wieder gut! Ich bekam wohl eine so richtig gescheuert und hatte anschließend ein ziemliches Blackout" antwortet Jury und mit einem Blick auf den mit grünem Schleim übersäten Leichnam fährt er fort. „Und da dürfte ich wohl einiges verpasst haben. Ich weiß zwar nicht, wie du ihn erlegt hast, aber ich bin dir sehr dankbar."

Peter strahlt und ein paar Tränen der Freude und Erleichterung kullern über seine Wangen - nicht nur, weil er den Moordot besiegt hat, sondern auch, weil Jury wieder unter den Lebenden weilt. Und ihm wird nun auch bewusst, wem er eigentlich sein Leben zu verdanken hat, nämlich dem kleinen schnurrenden Tuffel. Erschreckt löst Peter die Umarmung, wendet sich wieder dem Kadaver zu und stellt betrübt fest, dass der Gesuchte nirgends zu erblicken ist.

„Komm schnell und hilf mir" bittet er Jury und blickt ihn hilfesuchend an. „Wir müssen den Moordot umdrehen, denn ich befürchte, dass Tuffel darunter liegt."

Gemeinsam gehen sie dieses Vorhaben an, das sich aber bald als deutlich schwieriger darstellt. Erstens ist das Monster ziemlich massiv und zweites vom strömenden Regen derart nass und glitschig, dass er ihnen immer wieder aus den Händen rutscht. Sie benötigen Hilfe und in der Tat gelingt es ihnen mit einem stabilen Stock und den Grundsätzen der Physik dann schließlich doch, den Leichnam in die Seitenlage zu wenden. Darunter können sie sodann in einem Gewirr aus abgebrochenen Ästen und Zweigen den vermissten Tuffel entdecken, der scheinbar tot im  dichten Gestrüpp begraben ist.

Peter stochert mit einer Hand fast blind in das Gestrüpp und ergreift schließlich einen seiner sechs Beine, doch Tuffel lässt sich nicht bewegen, geschweige denn, herausziehen. So müssen die Beiden zuerst zahlreiche Äste und Zweige zur Seite legen, bis der leblose Körper ihres Haustieres frei zugänglich ist und sie ihn ohne weitere Probleme befreien können. Peter drückt ihn fest an sich und nimmt vage einen leichten Pulsschlag zur Kenntnis und obwohl auf den ersten Blick keine Verletzungen zu erkennen sind, zeigt Tuffel keinerlei Reaktion.

„Tuffel ist noch am Leben" stellt Peter vorerst beruhigt fest, aber auch ein Anflug von Sorge ist ihm deutlich anzumerken, als er die zahlreichen Prellungen und Schwellungen unter den langen Haaren spürt. „Aber vermutlich hat er doch Einiges abbekommen."

Es ist in der Tat mehr als nachvollziehbar, dass der kleine Tuffel von einigen der Schläge des riesigen Monsters derart schwer getroffen wurde, dass er sich wahrscheinlich zahlreiche Brüche und innere Verletzungen davongezogen hat. Aber dessen Anatomie ist ihnen gänzlich fremd, sodass sie keine Ahnung haben, wie sie ihn behandeln und ihm helfen können.

Der Kampf der letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt