Kapitel 3 - Auf der Suche nach James ?

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Sanft und gleichmäßig, verbunden mit einem angenehmen Rauschen, schlagen die Wellen des dunklen Ozeans gegen den flachen Sandstrand. Der Sand geht bald in einen Lehmboden über, bis er in einem Abstand von etwa 150 Meter von Palmen und einer dichten Vegetation abgelöst wird. Das Ambiente wirkt friedlich und gleicht einer Urlaubsidylle, die früher in Prospekten und Reisekatalogen zu Urlaubsreisen animiert hat. Im unberührten Sand- und Lehmboden sind lediglich zwei einsame Fußspuren - eine kleinere und eine größere – erkennbar, ansonsten sind keinerlei Hinweise auf Lebewesen ersichtlich.

In unmittelbarer Nähe zum Meeresufer wölbt sich auf einmal die ruhige Wasseroberfläche und sukzessive erhebt sich aus dem aufwühlenden Meer eine Kreatur, die immer größer wird, je weiter sie aus dem Wasser raus steigt. Endlich hat sie das Ufer erreicht und steht nun in ihrer ganzen Dimension an Land, den Blick auf den nahegelegenen Wald gerichtet. Diese Kreatur ist am besten aus einer Mischung aus Echse, Krokodil und einer Schildkröte zu beschreiben. Ihr überproportionierter Kopf befindet sich am Ende eines langen, dünnen Halses und ist mit tintenfischgroßen Augen sowie einem gewaltigen, mit einer Menge an scharfen Zähnen bestückten Maul ausgestattet. Die vier Beine ähneln einer Echse und stehen gleichermaßen links und rechts aus einem stromlinienförmigen, mit einem großen Panzer bedeckten Körper heraus. Rücklings befindet sich der kräftige, schuppige Schwanz, der ebenfalls ziemlich schmal, aber unglaublich beweglich ist und an einer mit Zacken versehenen Kugel endet.

Die Kreatur ist – ohne dem Schwanz – mehr als 6 Meter lang und hat ein Stockmaß von beinahe 3 Metern. Das Wesen, das sich vorwiegend im Wasser aufhält und dort in den Tiefen des Ozeans flink und wendig Jagd auf ihre Beute macht, bewegt sich zwar nur selten an Land, aber dessen ungeachtet auch erstaunlich schnell fort. Diese Kreatur macht kurz Halt und schüttelt das letzte Wasser von ihrem Körper runter, während es mit den Augen das Umfeld nicht aus den Augen lässt. Den in direkter Nähe zum Ufer positionierten Raumgleiter beobachtet sie zwar neugierig, lässt ihn jedoch schließlich links liegen und folgt stattdessen schnurstracks den zwei Fußspuren in Richtung des Waldes.

In der Zwischenzeit hat Nigel am Rande des dichten Waldes schon einige lohnenswerte, ihm bisher unbekannte Pflanzen und Knollen entdeckt und hat sie sicher in seinem Beutel verstaut. Nigel ist überzeugt, mit diesem reichen Fund an diversen fremdartigen Gewächsen neuerlich  Saatgut und somit neuartige Lebensmittel kreieren zu können.

„Nigel, bist du bald fertig?" fragt Julia, die nach wie vor mit der Hand an ihrer Laserpistole die Umgebung nicht aus den Augen lässt.

Julia Smith ist eine selbstbewusste, emanzipierte Frau, aber in dieser fremden, unbekannten Welt spürt sie ein deutliches Unbehagen. Sie erinnert sich an die Science Fiction Serie „Raumschiff Enterprise", wo sie in Welten vorgedrungen sind, die noch kein Mensch bisher gesehen hat. Dies entspricht in etwa ihrer derzeitigen Gemütsverfassung, während sie den dichten Wald von oben nach unten und von links nach rechts in Augenschein nimmt. Sie hat keine Ahnung, ob und gegebenenfalls aus welcher Richtung und ich welcher Art und Weise eine Bedrohung vorliegt. Diese Gefahr ist zwar nicht greifbar, aber irgendwie liegt eine merkbare Spannung in der Luft, die ihr Angst bereitet.

Und damit sollte sie leider auch Recht behalten.

Inzwischen hat Harry die Tür wieder fest hinter sich verschlossen und die beiden Säcke voller Fische in der Küche abgesetzt. Nach einem kurzen Kontrollgang durch das ganze Gebäude, in dem er sich versichert hat, dass sämtliche Fenster und Türen verriegelt sind, sitzt er nun offenkundig etwas entspannter auf einer Bank im Gemeinschaftsraum. Jury hat vorhin, als er Hals über Kopf und schwerbewaffnet das Haus auf der Suche nach Peter und James verlassen hat, seinen Fang draußen am Dorfplatz einfach vergessen, sodass Harry nochmals kurz raus musste, um sie zu holen und somit zumindest für das heutige Mittagessen zu sorgen.

Der Kampf der letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt