• Nine •

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"Du musst kein Held sein.
Du musst nicht die Welt retten."
- Gronkh

Überraschung!
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• Percy's Sicht der Dinge •
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Meeresrauschen.
Alles, was einem normalen Tag im Camp gleicht. Vielleicht waren die Geräusche des Wassers etwas laut, aber sonst.. Alles normal.
Es ist allerdings fürchterlich warm, und normalerweise herrscht in meiner Hütte immer eine angenehme Temperatur - es sei denn.. Tyson!
Als ich die Augen aufschlage sehe ich aber weder meinen Zyklopenbruder, noch ein Dach über meinem Kopf. Entweder, er hat die Poseidonhütte wirklich schon in Brand gesteckt - hoffentlich nicht, wie soll ich das bloß Chiron erklären?- oder.. Nein, das klingt lächerlich. Ich kann nicht gestrandet sein.
Allerdings sieht das hier nicht nach Long Island aus. Nach Circe's Insel auch nicht. Manhattan.. Nein. Wo bei den Göttern bin ich?
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Ich springe auf die Beine und greife sofort in meine Jackentasche. Ein Glück, der Kugelschreiber ist noch da. Sonst wäre ich WIRKLICH aufgeschmissen. Obwohl - Verlieren kann ich Anklysmos ja sowieso nicht.
Ich ziehe ihn aus der Tasche und drehe die Kappe ab. Binnen eines Momentes halte ich ein glühendes Schwert mit doppelschneidiger Klinge in der Hand, gefertigt aus himmlischer Bronze. Nur für den Notfall, natürlich.
Ein flüchtiger Blick verrät nur, dass ich tatsächlich an einem Strand aufgewacht bin. Allerdings ist etwas anders - ich weiß nicht, wo ich mich befinde. Sonst kann ich doch auch sofort herunterrattern, wo ich mich befinde! Warum geht das denn jetzt nicht?
Ein paar Schritte in das blaue Wasser. Noch immer nichts. Ich spüre wie meine Kleidung nass wird. Das ist nicht gut.
Der kräftigende Effekt des Wassers fehlt ebenfalls. Das lässt mich dann doch die Stirn runzeln - was passiert hier? Ein Traum ist es jedenfalls nicht, eine Vision auch nicht.
Dann trifft es mich wie ein Schlag: Wo ist Annabeth? Grover? Nico? Irgendwer?
Ich bin mutterseelenallein, niemand anders ist hier. So weit ich sehen kann erstreckt sich der weiße Sandstrand, die endlose Weite des Türkisen Meeres. Es ist so sauber.. Auszuschließen, dass sich Sterbliche auf dieser Insel befinden. Wenn ich eines von Grover, meinem besten Freund und Satyrn gelernt habe, dann, dass die Menschen alle schönen Ecken verschmutzen. (Ich erinnere mich noch zu gut an die vielen Stunden, in denen er deshalb gemeckert hat. Wortwörtlich.)
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Ich laufe schon eine ganze Weile, den Blick auf die seichten Wellen gerichtet, Springflut, mein Schwert, hatte ich zurück in seiner Form als Kugelschreiber in meine Jackentasche geschoben. Wenn mir ein Monster begegnen würde hätte ich es trotzdem schnell genug in der Hand.
Dann entdecke ich eine Silhouette einige hundert Meter entfernt. Dunkle Haut.. "Grover!", rufe ich sofort, doch er scheint mich nicht zu hören. Es stellt sich dann heraus, dass das auch besser war: Mein vermeintlicher bester Freund war ein Kerl, schätzungsweise Mitte Dreißig, und er hatte keineswegs Ziegenhörner - oder Beine.
Dafür war er allerdings mindestens einen Kopf größer als ich und um einiges kräftiger. Das schiefe Lächeln hätte nirgendwo deplatzierter sein können.
"Hallo", begrüßt er mich freundlich, mustert mich. Ich muss wohl ziemlich komisch aussehen, mit einer triefend nassen Hose und scheinbar irgendetwas im Gesicht. Vermutlich Sand.
"Hallo", antworte ich, sehe ihn mit gerunzelter Stirn an. Er wirkt nicht gefährlich, nicht wirklich. Aber.. Wer ist der Kerl? Wohl kaum jemand aus Kronos' Armee. Oder? Sicher sein kann man sich da ja nie - ich hatte schließlich auch nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Silena ein Spion des Titanenherren
gewesen war.
Der dunkelhäutige Mann scheint mein Misstrauen zu bemerken, geht allerdings nicht darauf ein.
"Ich bin Luke", stellt er sich vor. Luke. Bei dem Namen läuft mir ein Schauder über den Rücken.
Luke.
Luke, der mich bereits in meinem ersten Jahr im Camp Half-Blood umbringen wollte.
Luke, der das Vertrauen aller Campbewohner ausgenutzt hatte. Der Thalia's Baum vergiftet hatte. Der dem in den Tartarus verbannten Kronos hatte auferstehen lassen, wenn wir ihn nicht aufgehalten hätten.
Doch es ist nicht der Luke, nicht Luke Castellan. Nicht der blonde Junge mit der hässlichen Narbe im Gesicht. Vor mir steht eine ganz andere Person.
"Percy", antworte ich. Sollte er tatsächlich ein Monster sein (oder vielleicht ein anderes Halbblut? Hoffentlich kein Sterblicher. Sonst erkennt der mich vielleicht noch aus diversen Fernsehberichten wieder, in denen nach mir gefahndet wurde.), hätte er mich dann nicht schon längst angegriffen?
Andererseits.. Kelli, die Empusa an der Schule von Paul, dem neuen Liebhaber meiner Mutter, hatte sich auch erst nett gegeben.
Ach, was denke ich hier? Er scheint nett zu sein und ein Gott war er vermutlich such nicht.
"Wo sind wir hier?", frage ich, ernte bloß Schulterzucken. "Auf einer Insel", antwortet er -als ob ich das nicht mittlerweile wusste- und in dem Moment fällt mir ein Mädchen auf. Blond, zierlich und.. Annabeth?
Nein. Nicht Annabeth. Meine Neunmalklug würde nicht mit gesenktem Blick zu uns rüberstiefeln. Sie wäre gerannt. Aber würdevoll. Oder sie wäre ganz cool zu uns herübergeschlendert und-
"Oh, hallo. Ich bin Luke, und du?"
"Ich bin Kyla."
"Freut mich, Kyla. Das ist Percy."
Danke für's vorstellen, alter Mann.
Nein, so alt ist er gar nicht.
Danke trotzdem.
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Bereits wenige Minuten später sind wir im Wald unterwegs, ein kleiner Trampelpfad, der uns den Weg leitet.
Laut Luke (immer noch gruselig) haben einige Leute hier eine Art Lager aufgebaut, allerdings weiß niemand so recht, wo wir uns befinden. Na klasse.
Ich schließe zu ihm auf, während das fremde Mädchen gedankenverloren hinter uns herschlurft.
"Gibt es hier vielleicht eine Annabeth?", frage ich ihn, vielleicht eine Spur zu hoffnungsvoll, doch er schüttelt nur den Kopf.
"Soweit ich weiß nicht. Aber da musst du Barry fragen, er ist am längsten hier."
Wer zum Zeus ist Barry?
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Die Lichtung ist riesig, und die Camper haben bereits eine kleine Hütte und ein Feuer errichtet. Ein dünner und langgewachsener Typ stellt sich uns als 'Barry' vor, doch auch er verneint meine Frage. Also bin ich wohl oder übel auf mich allein gestellt.
Aber wenigstens kennen Sie mich nicht - das ist gut, denke ich. Heißt zwar, sie sind keine Halbgötter, aber immerhin. Sterbliche sind mir lieber als Monster. Auch wenn ich gerade wirklich Lust hätte, einer Drachaenae eine reinzuhauen. Mit meinem Schwert, natürlich.

Wenn Helden aufeinandertreffen.. [MultiFandom-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt