Kapitel 6

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Währenddessen bin ich durch die Wälder gestreift. Anfangs bin ich noch gerannt, doch schon nach kurzer Zeit ging mir die Luft aus und ich musste langsamer laufen. Ich weiß nicht wo ich mich befinde, doch mir ist es auch egal. Ich will einfach alles hinter mir lassen. Lukas. Finja und Nico. Meine Mutter. Mein neues Zuhause. Einfach alles.

Mit der Zeit lichten sich die Bäume und ich gelange auf eine kleine Lichtung. In der Mitte steht ein einzelner großer Baum und ich lasse mich erschöpft auf den Boden sinken, strecke die Beine aus und lehne mich an den dicken Stamm.

Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal die Augen öffne, geht die Sonne unter. Ich fühl mich schon besser und stehe deshalb auf, um mich zu strecken und dann weiter meiner Wege zu gehen, doch als ich mich in Bewegung setze, höre ich ein Seufzen.

„Weißt du wie lange ich gebraucht habe, um dich zu finden und jetzt willst du schon wieder verschwinden, sodass ich schon wieder deinen Spuren folgen muss?"

Ich kenne diese Stimme und wenn ich ihn länger kennen würde, wäre mir vermutlich sofort aufgefallen, dass die Stimme zu Nico gehört. So muss ich mich aber erst umdrehen, um zu erkennen, dass Nico und Xanto am anderen Ende der Lichtung sitzen und mich beobachten. Anscheinend sitzen die Zwei schon etwas länger da, denn als sich Nico jetzt erhebt und auf mich zukommt, ist das Gras an dieser Stelle eingedrückt.

„Wie geht es dir?" Er sieht mich besorgt an.

„Warum sollte es dich interessieren wie es mir geht?"

„Du bist die Schwester meines besten Freundes! Natürlich interessiert es mich!" Nico sieht mich empört an.

„Lena, wir wollen dir nichts tun. Hier würden alle alles für dich tun. Du bist für viele die letzte Hoffnung. Mit deiner Hilfe hoffen sie auf eine gute Zukunft. Auf Frieden. Auf Freiheit. Vielleicht wird es kein leichter Weg, aber du wirst es schaffen. Die Menschen und auch wir Drachen stehen hinter dir. Dir fehlen nur noch dein eigener Drache, das Technikarmband und ein wenig Erfahrung im Kämpfen. Dann kannst du helfen zu gewinnen." Xanto redet fast schon beschwörend auf mich ein.

„Kann ich nicht!" Ich werde schon wieder wütend. „Mich werden immer alle als kleines Kind ansehen. Ich werde immer nur die kleine Schwester von Lukas sein. Nie wird mich jemand als selbstständig und erwachsen ansehen!"

„Jeder wird dich so sehen, wie du willst. Nur ein paar wichtige Personen wissen, wer du wirklich bist. Wenn du willst kann ich ja mal mit Lukas und deiner Mutter reden und dann kannst du erst einmal bei uns wohnen und niemand erfährt wer du wirklich bist. Du ständest unter dem Schutz meiner Familie und durch Finja und mich hättest du immer noch Kontakt zu Lukas. Was hältst du davon?"

„Solange ich meine Mutter nicht sehen muss!"

„Wenn du es nicht willst, kannst du es Lukas bestimmt erklären. Er wird es verstehen."

„Glaubst du?"

„Ja. Ich bin überzeugt, dass er dir zuhört. Er wird deinen Wunsch respektieren!" Nico kommt auf mich zu und hält mich an der Schulter. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um deiner Mutter zu verzeihen. In der Zwischenzeit kannst du dich hier einleben und dein Drachentraining absolvieren. Außerdem bestände dann für dich die Möglichkeit auch andere aus dem Dorf kennenzulernen, ohne direkt als Sara-Magdalena von Mountains erkannt zu werden. So hättest du die Chance Freunde zu finden, die dich mögen wie du bist und nicht, weil du die Schwester von Lukas bist."

„Der ist doch längst vergeben!"

„Das ist den Mädels im Dorf herzlich egal. Lukas ist ‚gerade' vergeben, aber sie glauben, dass sie es schaffen können, ihn und Finja auseinander zu bringen."

Die DrachenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt