Kapitel 9

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Fasziniert schaue ich nach unten, denn ich kann einfach nicht genug vom Fliegen bekom­men. „Das ist immer wieder Wahnsinn!", rufe ich aus.

„Ja. Das ist es wirklich. Selbst ich kann es jedes Mal aufs Neue nicht fassen."

„Das heißt diese Faszination hört nie auf?"

„Genau. Bei den Meisten bleibt sie, wenn sie einmal angefangen hat."

„Wow! Dann will ich zu denen gehören, bei denen die Faszination nie aufhört."

„Ich glaube das schaffst du. Sieh es einfach immer als ein Wunder an, dann wirst du ler­nen es zu genießen und zu schätzen."

„Na dann."

Den Rest des kurzen Fluges verbringen wir in einträchtigem Schweigen. Xanto landet neben einer Art Scheune, deren großes Tor offen steht. Man hört ein Hämmern aus dem Inneren kommen.

„Komm." Nico springt ab, hilft mir herunter und geht mit mir zur Scheune. „Hier wird dein Armband hergestellt. Das Display besorgen wir dir später bei Amalia."

„Wird es denn niemanden wundern, wenn du mich begleitest?"

„Ich werde einfach sagen, dass Lukas mir den Auftrag gegeben hat."

„Wenn du meinst, dass das funktioniert."

„Klar funktioniert das", sagt Nico zuversichtlich.

Wir gehen in die Scheune und ich sehe, dass sie einen Amboss, einen Schmelzofen und vieles weitere aus einer Schmiede enthält. Doch das ist nicht das Einzige. Es liegen auch Gegenstände aus einer Schneiderei und einer Schusterei herum. Am Amboss steht ein gro­ßer Mann mit breiten Schultern, der ein Stück Metall bearbeitet.

„Hey Brod." Nico ruft solange nach dem Mann, bis dieser ihn irgendwann wahrnimmt.

Er dreht sich zu uns um. Ihm hängen ein paar dunkle Strähnen in Gesicht und seine Haut glänzt vor Schweiß. „Hey Nico. Was gibt's?"

„Du müsstest ein neues Armband anfertigen."

„Was? Ist deins etwa kaputt gegangen?" Er schüttelt den Kopf. „Das ist mir ja noch nie untergekommen." Er schüttelt immer weiter den Kopf und murmelt vor sich hin.

„Nein, nein", sagt Nico schnell, „mit meinem Armband ist alles in Ordnung, aber die rei­zende junge Dame neben mir benötigt ein Armband!" Er sieht mich kurz an. „Sie hat früher in den Wäldern gelebt und braucht jetzt, wo sie zur Akademie geht ein Technikarmband."

„Ich verstehe. Na dann junges Fräulein...", Brod deutet auf einen Stuhl, der an einem der Tische steht, „setzen Sie sich doch einmal hin."

„Immer gerne." Ich lächle ihn freundlich an. Schnell setze ich mich auf den Stuhl. Brod kommt zu mir und greift nach einem Maßband auf dem Tisch neben mir.

„Du bist Rechtshänder oder?"

„Ja."

„Gut." Dann greift er nach meinem linken Arm, hebt ihn hoch und streckt ihn durch. „So hältst du ihn jetzt kurz, damit ich deine Maße nehmen kann." Er dreht sich zu Nico um. „Wart ihr schon bei einem der Techniker?"

„Nein, da wollten wir gleich hin."

„Gut." Er dreht sich wieder mir zu und misst in Sekundenschnelle meinen linken Unterarm aus. Anschließend holt er ein Stück des schwarzen Stoffes und legt ihn mir um den Unter­arm. Er zieht ihn zurecht und sieht mich dann fragend an. „Gut so oder ist es irgendwo unbequem?"

Die DrachenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt