Teenage Disaster - III

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»Und Mary, was willst du später mal machen?« Maria sah mich zwinkernd an. Insgesamt waren die Johnsons -mit Ausnahme von Jared- sehr nett. Jeder redete mit jedem, aber auf einmal war es seltsam ruhig am Tisch.
Das kam daher, dass ich meinen Eltern bisher nie gesagt hatte, was ich später mal machen wollte. Ernsthaft. Nie.

»Oh uh, na ja... ich weiß es noch nicht.« nervös biss ich mir auf die Unterlippe und sah in die Runde. »Du hast ja noch Zeit es dir zu überlegen, Mary.« Hank lächelte mich noch einmal an bevor er sich wieder in ein Gespräch mit meinem Vater vertiefte.

Das war ja mal... richtig schlecht.

Ja, das war es aber so was von; reichen würde es vorerst doch hoffentlich schon. Denn meine Berufswahl war in der Tat... außergewöhnlich.

Das Essen verlief für alle Anwesenden gut, nicht zuletzt deswegen, weil ich keine persönlichen Fragen mehr beantworten musste, aber einen Haken gab es doch immer. Hier auch, und er hatte sogar einen Namen. Nämlich -wer hätte es gedacht- Jared Johnson.

Die ganze Zeit spürte ich seinen Blick auf mir und das verunsicherte mich nicht nur, nein, es nervte. Ich war kein schüchterner Mensch, im Gegenteil, aber bei Jared wusste ich nie, was angebracht war und was nicht. Sarkastischer oder ernster Kommentar? Wütend sein oder nicht?
Noch dazu war er, mit seinem arroganten Playboy-Image, echt nicht mein Typ.
Der Junge machte mich noch hochgradig verrückt, ich sah es doch schon kommen...

»Was läuft da zwischen dir und Jared?« ich drehte mich um und sah zu Mace der gerade die schmutzigen Teller neben die Spüle stellte.
»Was soll da laufen, Großer?«, fragte ich etwas verwirrt aber er wusste, dass ich wusste was er meinte.

»Mary, du bist nicht dumm«, fing er an und lehnte sich gegen eine Wand, »du weißt was ich meine.« und das wusste ich tatsächlich, aber da lief wirklich nichts. Wenn Jared das Bedürfnis hatte mich anzustarren, dann sollte er doch. Das war ja auch nicht mein Problem. Mein Problem war, dass ich seinen Charakter nicht ausstehen konnte.

»Mace, weißt du was?«, ich sah ihn mit großen, unschuldigen Augen an und stellte mich vor ihn, »Du bist eifersüchtig oder einfach nur viel zu schräg drauf.« ich tippte ihm wie einem kleinen Kind auf die Nasenspitze und ging dann aus der Küche. Große Brüder... und er war nur sechs dreiviertel Minuten älter als ich.

»Mom, ich bin schlafen«, sagte ich leise zu meiner Mum die zusammen mit den Johnsons und meinem Dad im Wohnzimmer saß und sich bestens Unterhielt.
Sie nickte nur und antwortete dann auf die Frage von Maria, dass sie Yoga dem Joggen vorzog. Ich als Einzige und eingefleischte Golferin der gesamten Familie, konnte darüber nur innerlich den Kopf schütteln, aber was wollte man machen?

Ich gähnte gelangweilt und lief Richtung Treppe, als ich am Handgelenk festgehalten und zurückgezogen wurde, sodass ich tollpatschig gegen die Wand knallte. »Wo gehst du hin Mary?« seine raue Stimme hinter ließ eine Gänsehaut an meinem Hals und ich spürte seinen heißen Atem an der Stelle.
Mein Puls schnellte in die Höhe.

»Erstens, das geht dich nichts an. Zweitens, lass mich schlafen oder ich werde zu einer unausstehlichen Furie«, grollte ich und wollte ihn an den Schultern von mir schieben. Seine Nähe brachte ein komisches Gefühl mit sich, das ich gerade noch weniger als nicht brauchte.

Was gab es weniger als nichts? Unendlich nichts?

»Träum süß«, hauchte er provokant in mein Ohr und ließ endlich mein Handgelenk los.

»Denkst du etwa von dir? Nein danke, ich möchte nicht an meiner eigenen Kotze ersticken«, schnaubte ich schroff und lief die Treppen hoch.
»Ich würde dich ja mit heroischer Freude retten, wenn du nicht so unausstehlich sein.« hörte ich Jared leise aber spitzbübisch lachen.

»Das wird nicht nötig sein Jared«, ich sah ihn über meine Schulter an, meine grauen Augen überheblich auf ihn gerichtet, »Ich bin keine Prinzessin, die gerettet werden muss - ich bin die verdammte Königin, ich erwürge die Drachen selbst.«

💐

»Was ist denn los, mein Schatz?« meine Mum sah von ihrer Yoga-Anleitung besorgt zu mir.
»Was soll sein? Mir geht's supi-dupi.« gähnend löffelte ich meine Müsli zu Ende, nahm mir meinen Rucksack und lief zur Tür. Meine Mum rief noch ein 'Na dann' bevor ich die Tür schloss, mein Fahrrad aus der Garage holte und den kurzen Weg zur Schule fuhr.

Ich schloss mein Fahrrad an einem der Ständer an und lief so motiviert wie ein Zombie in die Schule. Wie konnten alle diese Menschen morgens nur so unglaublich-

Ich wurde in meinen Gedankengängen unterbrochen, als ich -wieder mal- mit jemandem zusammen stieß. Diesmal flogen sämtliche Notizzettel durch die Luft und einige schwere Bücher landeten geräuschvoll auf dem Boden. »Oh Gott tut mir wahnsinnig leid!« ein Mädchen mit schulterlangen Blonden Haaren die stärker gelockt waren als meine hielt mir eine Hand entgegen und lächelte mich entschuldigend an. Ich entschied mich, meine Grinch-ähnliche Grimasse durch ein kleines Lächeln zu ersetzten, denn sympathisch war sie auf jeden Fall.

»Kein Problem, ich bin Mary«, erwiderte ich lächlend und half ihr, ihre Sachen aufzusammeln, die um uns herum verteilt lagen. »Maddy«, sie nahm mir die restlichen Bücher aus den Händen und schwing ihren Rucksack über ihre Schulter, »Du bist neu, oder? Denn an jemanden wie dich würde ich mich garantiert erinnern...« grübelnd sah sie mich an und lief neben mir durch die Schulflure. Das ich sie immer an im Weg stehenden Schülern vorbei schieben und ziehen musste, schien sie nicht im Geringsten zu stören.

»Yup bin ich, mein Bruder auch.« sie blieb an einem Schließfach stehen und versucht es aufzuschließen, im Nachhinein hielt ich ihren Bücherstapel, der beinahe bis zu meinem Kinn ging und sie nahm mit einer eleganten Hand immer ein Buch vom Stapel, sah nachdenklich in ihr Schließfach und überlegte jedes Mal zehn Minuten, wie sie es am Besten in den verdammten Spint stellen sollte. Also ich hätte sie ja einfach ignorant hinein geworfen...
»Ich liebe deine Haare«, sagt sie und nahm eine Strähne zwischen ihre Finger, weswegen ich das Bedürfnis, zurück zu zucken, unterdrückte. »Sind die gefärbt?« Als antwort schüttele ich nur den Kopf. Man mag es kaum glauben aber es war so, ich hatte mir mal ein Paar Strähnen blondiert, was man auch noch ein Bisschen sah, da meine Haare an den Stellen eben etwas heller waren, aber meine Mum hatte rote Haare und zwar extrem rote Haare, daher musste ich meine Haare nicht färben, um auszusehen wie eine, ich zitiere meinen Bruder, 'Ariel, nur in viel, viel pessimistischer'.

»Was hast du jetzt für Unterricht?«, riss Maddy mich aus meinen Gedanken.
»Englisch und du?«, antwortete ich und öffnete mein Schließfach, dass nicht weit von Maddy's entfernt war.
»Welch glücklicher Zufall«, sie lächelte verschwörerisch, »ich auch, Raum 14B?«

»Raum 14B«, wiederholte ich um ihr zuzustimmen. Ich packte die restlichen Bücher schnell und unordentlich in mein Schließfach, schloss ab und ging mit Maddy zu Raum 14B.

Vor dem Raum umarmte sie plötzlich einen blonden Jungen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Kombiniere: Maddy war also offensichtlich in einer Beziehung. »Lois, das ist Mary, Mary, Lois.« er lächelte mir stumm zu was ich erwiderte. Er schien mir kein großer Redner zu sein. Perfekt. Ich hasste Leute, die unnötig viel redeten wie die Pest.

»Mary, kommst du?« ohne meine Antwort abzuwarten zog Maddy mich eigenmächtig hinter sich her. Sympathisch war sie mir wie gesagt von Anfang an.

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