《21》

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"Du willst Hunter zu deinem eigenen persönlichen Stripper machen?!"

Pünktlich um Viertel nach drei stand ich vor meinem Zuhause und rief ein Taxi an.

Es war verdammt kalt - kein Wunder, immerhin war in drei Wochen schon Weihnachten. Dieses Jahr schien es jedoch besonders schlimm zu werden. Schon Mitte September hatte es angefangen, kälter zu werden. Und jetzt war auch noch ein fürchterlich starker Schneesturm angekündigt.

Und dabei freute ich mich eigentlich immer total auf diese Jahreszeit. Ich liebte die ganzen Festen und die Zeit, die man dadurch mit seinen Verwandten verbringen konnte. Ich liebte die heißen Getränke, die man nun trinken konnte und selbst die schreckliche Kälte, weil sie einen dazu bewegte, sich Zuhause einfach unter eine bequeme und weiche Decke zu kuscheln und ein gutes Buch in die Hand zu nehmen.

Na ja, aber dieses Jahr schien der Winter ein bisschen turbulenter als sonst.

In meinen Kopf drängten sich gleich Bilder von unglaublich blauen Augen, einem unverschämt gutaussehenden Grinsen, was mich gleich wie verrückt den Kopf schütteln ließ.

Ich wollte nicht an Hunter denken. Oder überhaupt an etwas, was mit ihm zu tun hat. Es war schon schwer genug gewesen, gestern Abend vor dem Schlafen gehen noch schnell eine Dusche zu nehmen, ohne das nicht jugendfreie Bilder meinen Kopf fluteten. Da kann man sich glaube ich auch denken, wie der Rest meines gemeinsamen Abends mit Hunter gelaufen ist.

Ich konnte ihm kein einziges Mal mehr in die Augen sehen.

Mein Leben war eigentlich schon immer ziemlich langweilig gewesen. Mir sind zwar immer wieder solche peinlichen Missgeschicke passiert, aber zur Zeit scheinen sie sich einen Spaß aus mir machen und sich geschwind zu vermehren.

Klar, ich war nicht ganz unschuldig, aber sowas hatte ich nicht verdient - Hunter vor allem nicht.

Ich habe gestern so schnell es ging, probiert ihn loszuwerden. Er kam aus der Dusche raus (und verdammt, dieser Anblick seiner Springerhosen und dem hellen Handtuch, mit dem er versuchte, seine dunklen und nassen Haare irgendwie unter Kontrolle zu kriegen, war fast zu viel Hunter für mein armes Herz) und ich habe ihn sofort rausgejagt, mit der Ausrede, ich würde noch bei Ana vorbeigucken. Am Ende war es noch nicht mal gelogen, ich rief sie sofort danach nämlich an - einerseits, damit ich jemanden zum Reden hatte und andrerseits, damit sie die Lasagne zu Ende machte - und wir machten uns beide einen gemeinsamen Abend, in dem eigentlich nur ich am Reden war.

Deswegen kam ich auch nur spät ins Bett und fühlte mich jetzt, als hätte mich ein Laster überfahren - zweimal und das ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.

Außerdem fror ich, obwohl ich meine Kapuze aufgesetzt hatte und meinen großen, warmen Schal trug.

Zum Glück ließ wenigstens der Taxifahrer nicht lange auf sich warten.

Ich verstaute nur schnell meinen kleinen Reisekoffer im Kofferraum und stieg dann vorne zu dem Fahrer ein.

"Guten Morgen, schöne Frau."

Überrascht hob ich meinen Blick, denn diese einzigartige Stimme, die fast jeden einzelnen Vokal lang zog, kannte ich doch.

"Sie!", entfuhr es mir.

Diesen Schnauzer würde ich überall wieder erkennen.

"Sie verfolgen mich?", lachte mein Taxifahrer laut und kehlig auf. Trotzdem hob dieses Lachen meine Laune um einiges wieder an.

"Scheint so."

Er gab ein leises Glucksen von sich, was seinen ganzen Bart zum Beben und mich zum Grinsen brachte.

Dark SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt