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Vorsichtig öffnete ich meine Augen, worauf ich direkt den lächelnden Japaner erblickte. "Das war knapp", äußerte er sich, während er mir wieder auf die Beine half. "D-Danke..", gab ich nuschelnd von mir. Erst jetzt fiel mein Blick auf den anderen Yuri. Hechelnd stand er gerade mal einen halben Meter von uns entfernt. Hatte er etwa auch versucht, mir zu helfen?
Unsere Blicke trafen sich. Doch dies hielt nicht länger als auch nur eine Sekunde an, denn sofort wandte ich mich wieder ab. Ich konnte die Röte im meinem Gesicht förmlich spüren.
Verwundert kam dann Viktor auf uns zu, welcher das Geschehen wohl nicht ganz mitbekommen hatte. "Alles in Ordnung?"
Zur Antwort nickte ich, als ich plötzlich aufsteigende Wärme in mir spürte. Nach und nach wurde mir immer heißer.
Ich biss mir auf meine Lippen erhaschte einen Blick auf meine Uhr. 20 Minuten waren bereits vergangen.
"E-Es wird langsam ein wenig spät..", merkte ich platt an.
"Du willst schon gehen?", kam es mir aus der Richtung des Japaners entgegen.
Ich schluckte, in der Hoffnung diesen ätzenden Kloß aus meiner Kehle zu bekommen, der mir so eben das Sprechen verhinderte. Nicht, als hätte ich ohnehin kein Wort mehr herausbringen können.
"Bist du morgen wieder hier?", unterbrach Nikiforov dann das Schweigen.
Verschämt strich ich mir durch meine Haare. "Vielleicht?", entkam mir fast schon unbewusst.
Worauf ließ sich mein Gewissen darauf bloß nur ein?
Mein Gegenüber schien sich ansichtlich zu freuen, wobei mir der Grund unklar blieb.
"Dann sehen wir uns!"
Das war absolut fatal.

Erschöpft ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich fühlte mich komplett ausgelaugt. Seit dem Vorfall heute Morgen konnte ich kaum noch klar denken.
Ob sie mich morgen wirklich erwarteten? Möglicherweise war das ganze nur ein Scherz. Aus welchem Grund würden sie störende Leute auf die Eisfläche laden? Sie hatten ja nicht einmal eine Uhrzeit genannt.
Meinen Lippen entkam ein tiefer Seufzer, während meine Finger über mein Skizzenbuch strichen. Bis auf Grund und Boden war ich erleichtert, es wieder in meinen Armen zu halten. Trotzdessen plagte mich der Gedanke mit jeder Überlegung umso mehr, ob sie wohl einen Blick in das Heft riskiert hatten. Vorallem Yurio.
Ich richtete mich wieder auf, und nahm an dem kleinen hölzernen Schreibtsich des Hotelzimmers Platz. Strengstens bemüht, bloß nicht mehr über die herschende Situation nachzudenken, klappte ich meinen Zeichenblock erneut auf.
Neben mir fand sich ein halbgefülltes Glas von gestern, dass ich immer noch nicht weggeräumt hatte. Ich nahm einen Pinsel zur Hand und tauchte die Spitze in das vor Farbe fast schon tintenblaue Wasser und setzte auf dem körnigen Papier an.
Stunden vergingen, und bald war ich zu müde, um es überhaupt noch bis zum Bett zu schaffen und schlief im Sitzen ein.
Kaum war ich eingeschlafen dröhnte der -auf volle Lautstärke gestellter Klingelton meines Handys durch den Raum.
Erschrocken fuhr ich hoch, setzte mir meine Brille auf, die im Schlaf auf den Tisch gefallen war, und griff panisch zu meinem Mobiltelefon, dessen Bildschirm in Großbuchstaben den Namen des Anrufers aufwies. Mama?
Verwirrt betätigte ich den grün aufleuchtenden Knopf, um abzunehmen.

"Guten Morgen, Mimi" Ihr Lächeln war durch den Hörer wahrzunehmen.
"Mama! Es ist mitten in der Nacht!"
Aus dem Lächeln ward ein gefälschtes Lacheln. "Oh, tut mir leid Schätzchen. Du weißt ja, Zeitverschiebung und so.."
"Was willst du?"
"Jetzt darf ich nichteinmal meine geliebte Tochter fragen, wie es ihr geht?"
"Um 4 Uhr nachts?"
Mama seufzte. "Wie gesagt, es tut mir leid." Sie legte eine kurze Pause ein.
"Du hast dich seit deiner Ankunft nicht mehr gemeldet."
"Du hast selbst gesagt, dass ich hier her gekommen bin, um selbständig zu werden."
"So direkt hab ich das jetzt auch nicht gemeint." Sie seufzte nochmal. "Ich vermiss dich, Mimi."
Ich verdrehte dich Augen. "Ich dich auch Mama. Aber ich geh jetzt besser wieder schlafen."
"Gute Nacht, Mimi, schlaf gut."
"Nacht.".

Infolge des Anrufs hatte ich ziemlich schlecht einschlafen können, was mir jetzt starke Kopfschmerzen verschaffte. Langsam stand ich auf und tapste hinüber zum Fenster des mirkrigen Zimmers, um die Gardinen beiseite zu schieben.
Ein warmer Lichtstrahl der Sommersonne traf mein Gesicht. Der vollkommen wolkenlose, strahlend blaue Himmel bildete einen guten Kontrast zu den hinausragenden Hochhäuser der kleinen Hafenstadt. Mit meinen Pupillen verfolgte ich eines der einzigen Autos, die sich des Morgens auf den Straßen fanden, wie es die schmale Marktstraße hinnter fuhr und schließlich an einer Kreuzung Halt machte.
Nun hatten meine Augen an etwas anderem Interesse gefunden.
Schräg gegenüber der Marktstraße lag der breite Strand Hasetsus.
Verlockend glitzerte das tiefblaue Meerwasser und strahlte unglaubliche Ruhe aus, sodass ich gar nicht anders konnte, als mich sofort dort hin auf den Weg zu machen.








not perfect  |Yuri PlisetskyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt