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Langsam schien mir dieses schwummrige Gefühl zu entweichen.
Dennoch tat es mir nicht gerade leicht, meine Augen zu öffnen.
Mein Körper war angespannt.
Wo war ich? Was war geschehen?

Vorerst völligst verzweifelt, war ich doch recht froh, als es mir beim zweiten Versuch gelang, meine Augen offen zu halten.
Mein Blick streifte die grüngestrichene Wand entlang, von der die Farbe allmählich abblätterte.
Der Raum, in dem ich mich befand war klein, und es fehlten allerlei Möbelstücke.
Der dünne Futon unter mir und eine kleine Komode zu meiner rechten Seite waren das Einzige, weches den nackten Boden schmückte.
Dann richtete ich mich schwerfällig auf, wobei ich die mir genau gegenüberliegende Tür musterte.
Ich erschrak, als diese sich so plötzlich öffnete.
Eine kleine rundliche Frau trat hinein.
Ihr entwich ein leises 'Oh', als sich unsere Blicke trafen.
Schüchtern sah ich ihr in ihre dunkelbraunen Augen. Eine Kurzhaarfrisur umrandete ihr rundliches Gesicht.
"Du scheinst wohl wieder bei dir zu sein."
Auf den Lippen der Fremden bildete sich ein undefinierbares Lächeln, welches in wenigen Sekunden jedoch wieder seinen Rückzug nahm.
"Du bist.. im Onsen ohnmächtig geworden." Sie legte eine Pause ein.
Im Onsen?
Ich schwieg, worauf die Unbekannte sich auf den Boden kniete und sich vorsichtig über mich beugte.
Sorgsam hielt sie ihre zierliche Hand gegen meine Stirn, und atmete tief aus.
"Vermutlich hast du noch Fieber", sagte sie, "Am Besten ruhst du dich noch ein wenig aus."
Daraufhin richtete sich wieder auf. Bevor sie denn Raum dennoch verließ, deutete sie auf das dünne Tablett, welches sie zuvor neben mir abgestellt hatte. "Ich hab dir Matcha gekocht, fallst du etwas trinken willst."
"Oka-san" Plötzlich öffnete sich die Tür erneut.
Zwei dünne Beine betraten den Raum. Langsam wanderte mein Blick an dem Unbekannten hinauf, doch ehe meine Pupillen sein Gesicht noch erreichten, wusste ich sofort, wer gerade vor mir stand.
"Mimi, wie geht's dir?", fragte er, während die Frau die Tür sachte hinter sich schloß.
Ich schluckte. "G-Gut", gab ich leise als verlogene Antwort zurück.
In voller Verzweiflung suchte ich den Holzboden des Raumes ab, bloß, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. Der Japaner lehnte sich an die Komode und sah etwas betrübt beiseite.
"Weißt du, ich hab mir echt Sorgen gemacht, als Mari meinte, sie hätte dich bewusstlich im Wasser treiben sehen.", sprach er dann. Seine Stimme ward leiser.
"Es ist wirklich ein Wunder, dass du kein Wasser geschluckt hast."
Ungläubig starrte ich jetzt in seine Richtung und dann wieder Boden. Allmählich schien ich das ganze Spektakel zu verstehen.
Wie peinlich.
Mein Kopf sank.
"W-Wieviel.. Uhr ist es..?", traute ich mich letzendlich, zu fragen.
"Kurz nach halb elf. Abends."
Ich hatte also den ganzen Tag verschlafen?
Betrübt stoß ich einen Seufzer aus.
"Bleibst du die Nacht? Ich glaub, es wäre ein wenig unhöflich, ein Mädchen um diese Uhrzeit alleine nach Hause zu schicken, nicht?"
Ich gab keine richtige Antwort, sondern zuckte lediglich schüchtern mit den Schultern.
Stattdessen warf ich einen Blick zum kleinen Fenster des Zimmers.
Jenes war größtenteils von den langen weißen Gardinen verdeckt, doch trotzdem war ein wenig des gedämpften Mondlichtes zu erkennen. Die Sterne jedoch hatten nicht die geringste Chance gegen die angehende Dunkelheit.
Es war ziemlich finster draußen, was mir -um ehrlich zu sein bange war.
Ich hatte Angst vor der Dunkelheit.
Allein bei dem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken und ich fing an, zu zittern.
Mein Blick war stets nacht unten gerichtet. Und erst jetzt fiel mir meine mir völligst neu vorkommene Bekleidung auf.
"Oh, nicht wundern", meldete sich daraufhin Katsuki wieder zu Wort.
"Der Kimono ist von unserem Onsen. Du kannst ihn behalten, wenn du willst."
Ungeplant gab mein Magen aufeinmal ein lautes Knurren von sich, wofür er sich wohl kaum einen unpassenderen Moment aussuchen hätte können.
In den mandelförmigen Augen des Asiaten spiegelte sich ein Hauch von Besorgnis wieder.
"Du musst hungrig sein. Schließlich hast du den ganzen Tag nichts gegessen.", folgerte er und richtete sich wieder auf, "Wenn du willst kannst du gleich in die Küche kommen. Viktor ist auch da."
Mit seinen Augen deutete Yuuri die Richtung an, in der sich die Küche wohl befand.
"Aber falls du dich vorher umziehen möchtest.." Katsuki ging einen Schritt auf die Schiebetür zu.
"Meine Mutter hat deine Sachen gewaschen und sie in Zimmer 17 abgelegt. Einmal rechts abbiegen und dann gerade aus."
Verschämt sah ich zu ihm hoch. "D-Danke..", gab ich kaum hörbar von mir.
Und ehe der Japaner den Raum verließ, schenkte er mir noch ein Lächeln.
"Bis gleich."

Mein Herz pochte.
In schweren Schritten stapfte ich durch den entlos langen Flur.
Ich war mir nicht sicher, ob ich dankbar oder lieber doch vorsichtig seien sollte.
Schließlich kannte ich die beiden kaum.
Nachdenklich wandte ich mich dem vorletzten Raum links zu.
Aber sie sind trotzdem nett zu mir. Vorallem Yuuri.
Ich stieß einen kurzen Seufzer aus, drückte dann die silber farbene Türklinke.
Um mir vorerst einen Eindruck über das Zimmer zu verschaffen, blickte ich hoch.
Doch viel zu spät bemerkte ich, dass ich das lieber nicht hätte tun sollen.
Trotzalledem rührten sich meine Beine keineswegs vom Fleck.














not perfect  |Yuri PlisetskyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt