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Yuri?

Noch war es eine Vermutung, doch bald war ich mir ziemlich sicher, dass es der splitternackte Rücken des Russens war, welcher mich im Zimmer willkommen hieß.
Und wenn ich ehrlich war, sah es beinahe so aus, als wäre dort eine Bombe eingeschlagen.
Der Boden ward unter etlichen Chipstüten und Getränkedosen kaum noch zu sehen.
Gerade dann bückte sich Yuri, um eines der Oberteile aus dem Berg von Klammotten, der nebenbei die Mitte des unaufgeräumten Raumes zierte, zu fischen. Ich zuckte zusammen, konnte mich dennoch nicht vom Fleck rühren.
Während er das Sweatshirt in seinen Armen musterte, trat der Russe einen Schritt seitwärts. Er hätte seinen Blick nur nach vorne richten können, dann hätte er mich in seinem Augenwinkel bereits entdeckt.
Ich schluckte.
Stattdessen stand er einfach nur da. Mir gleich. Der Anblick ließ mir das Blut ins Gesicht treiben.
Dünne Linien zierten den Oberkörper meines Gegenübers. Seine Rippenknochen waren neben den herausragenden Bauchmuskeln deutlich zu erkennen. Er war ziemlich dünn.
Verschämt stand ich da und starrte, ehe sich der Blonschopf plötzlich um weitere 45 Grad drehte, was die ganze Situation nur noch unangenehmer erscheinen.
Ich konnte meinen erhöhten Puls deutlich spüren.
Auch Yuri blickte völligst verdutzt drein und drückte das Kleidungsstück fest an sich.
"Sag mal, hast du sie noch alle?!", kam seinerseits. Und wenn ich mich nicht irrte, bließ ihm der Scham einen rosaroten Ton in sein Gesicht.
"E-Entschuldigung!"
Mit dem Fuß trat ich sprunghaft zwei Schritt zurück und knallte hemmungslos die Tür zu, ehe meine Augen das Nummernschild an der äußeren Wand erspähten.
15a.
Dann schwankte mein Blick zurück auf den Zettel mit meiner Zimmernummer, die mir Katsuki vorhin noch in die Hand drückte.
'15b', verriet mir die kleine Notiz, und meinen Lippen entging ein schwaches Seufzen.

Schweren Gemüts trat ich die Treppenstufen hinunter, nachdem ich meine Sachen in dem richtigen Zimmer abgelegt hatte.
Warum passierten solche Peinlichkeiten immer nur mir?
Einige Minuten später fand ich mich im Vorraum der Küche wieder.
Tatsächlich erspähte ich durch den offenstehenden Spalt gleich Viktor, wie er bereits mit der Frau von vorhin fröhlich unterhielt, wobei er oftmals ein lautes Lachen ausstieß.
Langsam drückte ich den Türgriff nach unten, und sofort kam mir eine Begrüßung des Russen entgegen.
"Mimitschka!", rief er mir zu und deutete mit einem kurzen Winken an, dass ich mich zu ihm setzen sollte.
Nach kurzem Zögern nahm ich im weiten Abstand gegenüber Nikiforov Platz, während die Mutter von Katsuki sich aufrichtete. Yuuri hatte mich erst jetzt bemerkt, und schenkte mir ein herzliches Lächeln.
"Der Reis müsste gleich fertig sein", verkündete die Mutter uns und forderte nun ihren Sohn auf, sie in die Küche nebenan zu begleiten.
Nebenher musterte ich mein Gegenüber, wie er sich eine Flasche aus Glas an die Lippen presste und freudig einen großen Schluck der roten Flüssigkeit zu sich nahm.
"Du musst Mimi sein, nicht?", kam es dann plötzlich von der Seite. Ich bekam Gänsehaut, denn ich hatte die junge Frau rechts neben Viktor kaum wahrgenommen.
"J-Ja", antwortete ich ihr perplex.
"Ich bin Minako, Yuuri's Ballettlehrerin." Die Brünnette hielt mir ihre Hand entgegen.
Schüchtern nahm ich sie an.
"Bist du neu in der Stadt?"
Ich schüttelte den Kopf. "I-Ich.. bin bloß über die Sommerferien hier.."
"Oh", kam von Minako.
Unser knappes Gespräch ward vom Klirren des Geschirrs unterbrochen, welches Yuuri nebenher auf den Tisch stellte.
"Von woher kommst du denn eigentlich? Wie eine Einheimische siehst du nicht aus."
"Minako, so zu fragen ist unhöflich.", merkte Katsuki an, doch die Braunhaarige winkte bloß ab.
"D-Deutschland..", nuschelte ich.

Kaum hatten wir fertig gegessen, ging aufeinmal die Tür ein zweites Mal auf, begleitet von einem schrillen Quietschen.
Der andere Yuri trat hinein. "Ich hab Hunger", murmelte er.
"Setz dich. Neben Mimi ist noch ein Platz frei.", meinte Katsuki, der schon dabei war, das Geschirr wieder abzuräumen.
Als Yuri mich jedoch erblickte, gab er gleich ein lautes Zischen von sich.
"Ach die Stalkerin habt ihr also auch eingeladen."
Die anderen warfen mir einen verwunderten Blick zu, wobei ich am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.
Widerwillig ließ sich der Blondhaarige dann aber doch inn den Sitz neben mir fallen.
Es war schlicht unerdenklich nach dem Vorfall vorhin einfach ruhig neben ihm sitzen zu können. Nervös biss ich mir auf die Lippe, als sich dann Minako wieder zu Wort meldete.
"Übrigens," murmelte sie mit halb gefülltem Mund, "Ich schmeiß mit Yuri und den andern heut 'ne Runde. Wenn du willst kannst du auch gerne kommen. So als eine kleine Willkommensheißung"
"Wer sagt denn, dass ich mitkomme?", brummte der Blondschopf von der anderen Seite des Tisches.
Die Brünnette wischte mit ihrem Ärmel über ihren Mund.
"Ich", sprach sie schlicht.
"Ahh, das war lecker. Ihr macht wirklich den besten Katsudon ganz Japans", lobte sie die Yuuri's Mutter, während sie sich selbst langsam vom Tisch erhob.
"Na dann zieh ich mal wieder Leine."
Bevor sie sich in Richtung Tür schwankte, verabschiedete sich noch kurz.

"Bis heute Abend! See ya~"

Tut mir leid, dass das Kapi erst heute kommt.. mein Laptop wurde einkassiert ;-;


not perfect  |Yuri PlisetskyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt