Familienfeier

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Wohooo da bin ich auch mal wieder! Der Grund dafür ist sogar ziemlich einfach: momentan bin ich in der 11. Klasse und habe ein neues Fach bekommen: das P-Seminar. In meinem P-Seminar beschäftigen wir uns damit, Texte zu schreiben und sie uns gegenseitig vorzutragen. Die ganzen Texte wollen wir vielleicht sogar in einem Buch veröffentlichen. Was das jetzt mit meinem Buch hier zu tun hat? Nun ja da ich jetzt ja quasi dazu verpflichtet bin Texte zu schreiben, könnte ich doch ein paar davon hier hochladen. Manche werden vielleicht ein anderes Format haben als die Vorherigen, welche ich geschrieben habe. Ich hoffe trotzdem dass euch zumindest dieser Text hier gefällt. Um ehrlich zu sein bin ich ziemlich stolz darauf. :D


Ostern, Weihnachten, Geburtstage bedeuten...Familienfeiern. Generationen, Herkünfte, Meinungen und verwirrende Familienverhältnisse treffen aufeinander.

Alles fängt an mit der Frage an wo gefeiert wird: bei Oma oder gehen wir wieder in einem Restaurant essen wie letztes Jahr? Da hat uns mein Ur-Ur-Großonkel (existiert dieses Verwandtschaftsverhältnis überhaupt?) eingeladen. Er ist alt...sehr alt. Aber , laut meiner Familie, für sein Alter noch fit!  Vor allem seine Geldbörse.  Da kann man ja nochmal zum Essen einladen. Kommt ja nicht mehr als zu oft vor in der Zukunft.

Wir fahren los. Mein Vater und ich reden während der Fahrt zwei Sätze miteinander. "Kannst du deine Musik leiser machen? Ich kann meine nicht hören." Nun gut ICH rede zwei Sätze.

Anscheinend gehen wir dieses Jahr nicht essen, sondern essen wieder bei Oma. Gott sei Dank. Bei ihr gibt es nämlich immer mein Lieblingsessen: Knödel. Für diese Knödel würde ich töten. Immer will ich mir das Rezept mitnehmen, aber wenn ich frage ist die Antwort jedes Mal die gleiche: Ich mach das nach Bauchgefühl. Mein Bauchgefühl lässt Fertigpizza anbrennen. Um die Illusion des perfekten Knödels nicht zu zerstören, beschließe ich lieber ein Jahr zu warten, bis Oma sie wieder kocht. Nur das Rare ist das Wahre.

Als wir ankommen, gibt es eine komische Mischung aus Händeschütteln und Umarmen, weil niemand weiß ob das Familienmitglied einem nahe genug steht für eine Umarmung, oder ob ein gut gemeinter Händedruck besser wäre.

Das Essen beginnt. Geschichten werden ausgetauscht. Die neuste technische Errungenschaft meiner Oma (ein Smartphone das man mit WLAN aufladen kann ) und peinliche Kindergeschichten von klein-Jule. Ich lächle, finde es aber nicht witzig. Das Thema ändert sich. Wir reden über das Alien der Familie, nämlich meinen Cousin. Er studiert Chemie und Biologie...Lehramt. Ich wundere mich immer noch, wie ich mit ihm verwandt sein kann. Bei meinem anderen Cousin weiß ich nicht mehr was er studiert. Er hat seinen Studiengang so oft gewechselt wie kleine Kinder ihren Berufswunsch. Apropos Berufswunsch: Ich komme ins Visier. "Jule was willst du eigentlich mal studieren?" Ich lächle. Blicke panisch im Raum umher nach Rettung. Sehe mein Spiegelbild in den Augen meiner Verwandtschaft. Mein Blick ist verstört wie der eines Rehs, welches droht von einem LKW überfahren zu werden. "Etwas mit Menschen?" Meine Antwort gleicht eher einer Frage, doch sie sind zufrieden. "So ein soziales Mädchen." Mir wird aufmunternd auf die Schulter geklopft und alle fangen wieder an zu reden. Der LKW rast haarscharf an dem Reh vorbei und lässt nur noch den Angstschweiß zurück.

Nach dem Essen gehen wir zu dem Bruder meines Vaters Vater. Oder meinem Ur-Ur-Großvater? Vielleicht könnte es auch der Bruder meines Vaters Mutter sein. Ich bin mir nicht mehr sicher. Der mit der fitten Geldb- ach nein ER ist ja noch fit. Bei ihm trinken wir Kaffee und unterhalten uns nett. Hier kommt auch seine Frau ins Spiel. Eine wirklich nette, ältere Dame, jedoch weißt sie gewisse Züge auf, bei welchen ich nur ungerne mitfahre. Sie sagt nämlich immer so nette Dinge wie "die Flüchtlinge nehmen uns die Arbeit weg" obwohl sie selber in Rente ist, oder "Kind du musst bald mit Kopftuch rumlaufen und einen Moslem heiraten" obwohl das meine Entscheidung sein sollte, wenn ich mal so unser Grundgesetz betrachte. Die Spitze des Eisbergs war jedoch die Aussage "die können ja flüchten, aber nicht nach Deutschland" wo sie doch ironischerweise selber mal Flüchtling war. Irgendwie fühle ich mich sehr passend mit meiner Bomberjacke und den Springerstiefeln am rechten Rand der Couch.

Beim Verabschieden gibt es wieder einen Zwitter zwischen Händeschütteln und Umarmen. Beim "Umschütteln" meines Opas, stoße ich mit meiner Nase an seine Stirn. Ob meine Nase schlimmer wehgetan hat oder die Scham darüber, dass so etwas passiert weiß ich nicht. Zum Abschluss bekommen wir einen Kloß mit der so groß ist wie mein Kopf. Während der Fahrt esse ich ihn ganz. Nachdem wir einen Zwischenstopp bei Mc Donalds gemacht haben, weil Papa Hunger hatte, liege ich satt und zufrieden im warmen Auto. Plötzlich schießt mir etwas durch den Kopf. Als ich mich zu meinem Vater umdrehe, ist mein Gesicht kalkweiß. In meinem Kopf formt sich ein Bild von einem Reh. Ein Schweißtropfen läuft meinen Nacken hinunter.

Morgen besuchen wir Mamas Familie.


Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe sehr diese kleine "Geschichte" hat euch gefallen!




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