Küchenrevolution

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Mir war irgendwann beim Lernen des Geschichtsstoffes extrem langweilig. Also habe ich weitere Zitate von Karl Marx gegoogelt, passende ausgesucht und einen Text geschrieben. Heraus kam dieses literarische Etwas. Ich weiß nicht was es ist, wie es zustande kam oder warum es so geworden ist. Ich weiß nur: das Schreiben war wesentlich witziger, als das Lernen.






„Irgendwann ist man es leid gegen das System zu kämpfen. Irgendwann wird man Teil des Systems." „Jule ich habe dich nur gebeten, dass du mir beim Abwasch hilfst." Erwidert meine Mutter und schaut mich von der Seite, mit diesem Blick, an, der sagt: Was habe ich da nur erzogen? Dabei drückt sie mir eine nasse Tupperdose in die Hand. „Trockne das bitte ab." Und so füge ich mich meinem Schicksal.

Meine Mutter blickt zur Seite auf den Stapelmit dem schmutzigen Geschirr. „Zu dumm, dass die Spülmaschine kaputt ist." Sie seufzt. „Jetzt müssen wir alles von Hand abwaschen." „Das ist eine Verschwörungder Bourgeoise," knurre ich, „dass die Garantie abläuft, kurz bevor das Produktkaputtgeht." Mit erhobenem Zeigefinger starte ich einen Monolog, der dieGrundfesten der sozialen Ungerechtigkeit stürzen würde. „Die Proletarier habennichts zu verlieren als ihre Kette! Sie haben..." Wortlos drückt mir meine Muttereine weitere Tupperdose in die Hand. „Heb dir deine Rede auf bis zum P-Seminar Abend."Empört trockne ich die Dose ab. „Warum müssen wir eigentlich abtrocknen? Warumtut das nicht der Mann im Haus?" Ich verräume die Tupperdose. „Leben wir etwa im19. Jahrhundert? Der gesellschaftliche Vorschritt lässt sich exakt messen, ander gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts." Triumphierend blickeich meine Mutter an. Sie trocknet unbeeindruckt weiter, gibt mir allerdingsnoch einen kritischen Blick. Zugegeben mit meinem Spongebobschlafanzug, derHello-Kitty Hose und den Elefantenhausschuhen mache ich nicht den Eindruck nacheiner guten Repräsentation des schönen Geschlechts. „Außerdem" meinte meinerMutter, „hat er gekocht. Da ist es das Mindeste, dass wie ihm unsere Dankbarkeitzeigen und abspülen." Meine Mutter das arme, naive Ding, denkt sie hätte die Unterhaltunggewonnen. „Zuckerbrot und Peitsche sind die Prinzipien der Tyrannei. Im altenRom waren es Brot und Spiele, heutzutage sind es Tiefkühlpizzen und die Unstimmigkeitenzwischen SPD und CDU, was die Leute bei Laune hält. Die Tyrannen sollen nurwarten! Das Proletariat wird sich von seinen Ketten befreien und dann heißt es nicht„veni vidi vici" sondern „alea iacta est" wie es schon Asterix sagte!" „Das warCäsar mein Schätzchen." Meine Mutter bleibt weiterhin unbeeindruckt. „Gott hilfmir mit diesem Kind." Murmelt sie. Ich wittere meine Chance. „Religion ist das Opiumdes Volkes!" kreische ich und strecke den Schöpflöffel, als Zeichen derbeginnenden Revolution, gen Himmel. Dummerweise stoße ich mir meine geballteKüchenrevolution gegen den Oberschenkel. „Aua! Das gibt einen blauen Fleck..."wimmere ich. Süffisant lächelt meine Mutter mich an. „Es gibt nur eine Medizin gegen seelisches Leiden. Physischen Schmerz. Und jetzt hilf mir beim Abwaschen."

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