Gedankenkotze oder was man sich um Mitternacht so zusammenreimt

worte finden

Es gibt Menschen, die finden immer die richtigen Worte. Die suchen nicht mal danach, die fliegen ihnen quasi einfach zu. Bei manchen scheinen richtige Worte Massenware zu sein. Die liegen an jeder Straßenecke, müsste man meinen. Und wenn ich dann vorbei komme, bin ich wie so oft zu spät. Da sind sie alle schon gefunden, und für mich bleibt nichts übrig. Dachte ich. Aber ich vergaß, dass Worte nicht am Kiosk verteilt werden. Nein, Worte liegen wie zufällig auf dem Boden der Tatsachen. Und weil suchen ja eigentlich nichts schlechtes ist, sondern eher ein kleines Abenteuer, muss ich vielleicht nur genau hinschauen. Die Worte kommen ja nicht von selbst zu mir, den Schritt muss ich schon selbst gehen. Oder? Man sagt, wer sucht, der findet. Und manchmal, da finde ich die richtigen Worte. Und manchmal finde ich falsche Worte. Unkorrekte. Böse. Lange. Man wirft sie weg, sie werden am Straßenrand ausgesetzt, keiner will sie haben. Aber ich sammle sie doch. Ist auch okay. Sind immerhin überhaupt Worte, ein kleiner Erfolg und man muss sich am Kleinen freuen. Und vielleicht, aber nur vielleicht, kann ich eines Tages an meine Kiste der falschen Wörter gehen, und daraus richtige basteln. Vielleicht muss man sie nur stutzen, die falschen Wörter. Vielleicht benötigen sie eine neue Frisur, und schon sieht alles anders aus. Vielleicht müssen sie geflickt werden, vielleicht geklebt. Aber das ist okay. Und mit etwas Arbeit, mit etwas Abenteuer und mit etwas Stolz habe ich am Ende vielleicht meine eigenen richtigen Worte. Und dann kann ich sie vielleicht teilen. Manche Worte müssen nur recycelt werden. Und vielleicht sind die wahren Wortkünstler die, die die richtigen Worte nicht nur einfach finden, sondern auch bewusst auf diese hinarbeiten. Aber das sind vielleicht nur Spekulationen.