Krönung eines Unwürdigen

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Ein eigenartiges Piepsen dringt in mein Ohr, ich versuche mich zu bewegen. Meine Augen sind geschlossen, doch ich versuche meinen Körper dazu zu bewegen sich bemerkbar zu machen. Zuerst versuche ich einen Arm zu heben, als das geht, atme ich erleichtert auf. Ich bin also nicht verletzt, gut. Aber wo ich bin überhaupt? In meinem Hirn beginnt es zu arbeiten, ich erinnere mich daran, dass Emir gestorben ist und daran das ich mit der englischen Botschafterin über das Projekt gesprochen habe. Aber danach, ist nichts als ein grosses, schwarzes Nichts. Während ich mich versuche an etwas anderes zu erinnern, nehme ich den Versuch wieder auf meine Beine zu bewegen.

Auch das gelingt mir auf Anhieb, ich hatte also keinen Unfall, ich bin unverletzt und mir geht es gut. Aber was ist dann passiert? Das grosse, schwarze Nichts verschwindet einfach nicht, was mich furchtbar aufregt. So sehr, dass ich sogar meine Augen öffne. Doch so schnell ich sie geöffnet habe, so schnell schliesse ich sie wieder, denn das Licht ist zu grell für mich. Nach einer Weile, in der ich reglos dagelegen und versucht habe mich weiter zu erinnern, öffne ich vorsichtig ein Auge. Ich sehe eine weisse Decke und eine schlichte Neonröhre, ich befinde mich also nicht Zuhause. Mein Blick gleitet an der Wand runter, ich entdecke ein Bild. Es stellt eine Blumenwiese dar, am Horizont sieht man die untergehende Sonne. Definitiv sind wir nicht bei uns, es muss also woanders sein.

Ich drehe vorsichtig den Kopf und entdecke jemand der mir sehr vertraut ist. Es ist Miles der schlafend auf dem Stuhl sitzt, sein Kopf ruht auf seiner Brust die sich regelmässig hebt und senkt. Er sieht erschöpft aus, dunkle Ringe sind unter seinem dichten Wimpernkranz zu erkennen. Ich strecke meine Hand nach ihm aus, ziehe sie aber wieder zurück um ihn nicht zu wecken. Wenn er schon einmal schläft, dann lasse ich ihn besser so. Schlaf brauchen wir beide. Meine Lider werden schwer und fallen zu, ich taumle zurück in diese Ungewissheit. Ein Schwebezustand der nicht schrecklich, aber auch nicht das schönste ist, das ich schon einmal erlebt habe. Als ich das nächste Mal aufwache, bin ich schon etwas ausgeruhter. Ich kann auf Anhieb meine Augen öffnen und ich nehme meine Umgebung deutlicher wahr. Dieses Mal ist es dunkler. Ich schaue es dem Fenster und sehe, dass es bereits dämmert, es muss also schon weit nach 20 Uhr sein. Miles sitzt nicht mehr im Stuhl, auch ist er nicht im Zimmer.

Mein Blick wandert durch das ganze Zimmer, das nicht gerade gross ist und bleibt auf der Tür haften. Sie ist leicht durchsichtig und ich kann einige Menschen schemenhaft erkennen. Ich versuche zu verstehen was sie sagen, doch ich höre nichts. Absolut nichts. Mit jeder Minute die verstreicht, wird der Gedanke, daran das es etwas schlimmes sein muss, immer stärker. Ich kann mich soweit erinnern, dass ich die Botschafterin verabschiedet habe, danach ist immer noch völlige Leere. Ausserdem bin ich in einem Krankenhaus, denn der Monitor, an den ich angeschlossen bin, piepst auch weiterhin konstant vor sich hin. Ich habe keine Ahnung was mit mir sein könnte, vielleicht ist es der ganze Stress der letzten Zeit, aber es könnte auch die schreckliche Nachricht von Emirs Tod gewesen sein, der mich aus der Bahn geworfen hat. Das öffnen der Tür, unterbricht meine Gedankengänge und Miles betritt das Zimmer.

Er sieht ziemlich geschockt aus, aber irgendwie spüre ich, dass er sich freut. Also kann es nichts schlimmes sein, hoffe ich zumindest. „Was habe ich?" Überrascht sieht Miles zu mir, für einen Augenblick sieht er mich wie ein besonders schönes Tier an, dann schüttelt er leicht den Kopf und kommt auf mich zu. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass du wach bist. Wie geht es dir?" Er setzt sich neben mich auf die Matratze und gibt mir einen Kuss auf den Mund. Ich schliesse die Augen und klammere mich an den Glauben, das mir nichts schlimmes fehlt und ich nur wegen den letzten Ereignissen einen kleinen Schwächeanfall hatte. „Also, was fehlt mir?", hake ich nach. Ich muss einfach die Gewissheit haben, dass mir nichts fehlt. Miles sieht mich an und streichelt mir über die Wange, wieder sehe ich diesen Ausdruck in seinen Augen. Der Ausdruck, der mir zugeflüstert hat, dass es etwas gutes und nichts schlimmes ist. „Du hattest einen Kreislaufkollaps und wurdest ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte konnten feststellen, dass du..."

Desert Love: Liebe übersteht allesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt