Tod. Das Ende eines Lebens. Das Leben meiner Tochter war kurz, zu kurz. Zwei Stunden und dreiunddreissig Minuten. Eindeutig zu kurz. Sie wird nie ihren ersten Geburtstag erleben, wird sich nie das Knie aufschürfen und sie wird nie auf dem Abschlussball tanzen. All das wurde ihr verwehrt. Wurde ihr genommen. Und uns auch.
Heute, eine Woche danach, ist die Beisetzung unserer Tochter. Nur der Geistliche und wir sind anwesend, wir wollten niemanden dabei haben. Wir wollen in Ruhe und aller Stille von unserer Tochter Abschied nehmen. Milas Grab liegt im Park, auf einem Hügel, rund herum stehen mächtige Bäume die sie vor der Sonne schützen. Ihr hätte es dort gefallen. Während der Geistliche die Gebete spricht, weine ich stumm vor mich hin. Etwas hinter mir steht Miles, auch er ist in tiefer Trauer und weint um seine Tochter.
In der letzten Woche hat er sich um mich gekümmert, war für mich da. Aber ich konnte es nicht zulassen, spürte, dass es zu viel war. Also habe ich mich zurück gezogen und mich in mein Zimmer verkrochen. Habe um mein Kind geweint und mich gefragt, wie es jetzt weitergehen soll. Doch ich bin auf keine Antwort gekommen. Es ist nichts als Leere, dunkle, eiskalte Leere. Nachdem die Gebete gesprochen sind, legt Miles eine weisse Rose auf den kleinen Sarg. Mit einem Nicken gibt er dem Geistlichen das Zeichen, dass er die Erde drauf schütten kann. „Aus der Erde sind wir gekommen, zur Erde sollen wir wieder werden. Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub"
Ich kann das nicht länger mit ansehen. So schnell ich kann laufe ich den Hügel hinunter und renne über die Strasse. „Mia?", höre ich Miles rufen. Doch ich bleibe nicht stehen, sondern renne weiter. Blind vor Tränen stolpere ich über etwas und falle unsanft auf den Asphalt. „Gott- Mia!" Ich spüre ihn über mir, ich habe aber keine Kraft mich auf zu rappeln. Deshalb bleibe ich liegen, völlig erschöpft und todtraurig. „Ich liebe dich, Baby. Ich liebe dich so sehr.", flüstert er mir ins Ohr. Sanft zieht er mich auf seinen Schoss und drückt mich an seine Brust. Hält mich fest und flüstert mir beruhigende Worte ins Ohr.
Ich habe keine Ahnung wie lange wir so dasitzen, irgendwann steht er auf und trägt mich in den Palast zurück. Ich spüre wie er mich aufs Bett legt und die Matratze unter mir nach gibt. „Versuch ein wenig zu schlafen." Ich nicke kaum merklich und schliesse die Augen. Spüre wie ich immer tiefer in die Schichten der Müdigkeit falle und irgendwann ist alles schwarz.
Vier Wochen sind seitdem vergangen, Miles hat sich in die Arbeit gestürzt. Jedes Mal, wenn ich mit ihm reden wollte, hat er sich noch mehr zurück gezogen. Am Tag ihrer Beisetzung, dachte ich wirklich, dass ich das nicht schaffen werde. Dass ich an meinem Kummer ersticken werde. Ich war wie gelähmt, konnte nicht darüber sprechen.
Doch, als ich irgendwie zu der Kraft gekommen bin und auf Miles zugehen wollte, hat er sich zurückgezogen. Er hat sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen und blockt jeden Versuch ab. Ich weiss langsam nicht mehr was ich tun soll, ich habe sogar das Gefühl, dass er mir die Schuld an dem Tod unserer Tochter Mila gibt. Er war von Anfang an dagegen, auch wenn er danach einverstanden war sie auf die Welt zu holen, habe ich da immer diese Abneigung gespürt. Zuerst dachte ich, er würde die Schuld bei Gott oder dem Universum suchen, oder wer auch immer für unser Schicksal verantwortlich ist.
Aber jetzt, jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Djamal hat ihn schon wieder irgendwohin geschickt. Ich frage mich langsam, ob er sich einen Spass daraus macht, uns auseinander zu treiben. So wie ich ihn kenne, lächelt er sich ins Fäustchen und das schlimmste ist, dass Miles diese Reisen willkommen heisst. Ich habe das Gefühl das er erleichtert ist, wenn Djamal ihn wieder irgendwohin schickt. Aber was er dabei vergisst, dass bin ich. Ich bin auch noch da. Auch ich habe mein Kind verloren, musste es unter Schmerzen auf die Welt bringen und konnte nur zusehen wie es in meinen Armen von uns gegangen ist. Auch ich leide jeden Tag darunter, habe das Gefühl von all dem Schmerz und den unausgesprochenen Worten erdrückt zu werden.
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Desert Love: Liebe übersteht alles
RomanceBand 3 Liebe übersteht alles. Wirklich alles? So sagt man es sich, aber was wenn es nicht so ist? Wenn etwas stärker ist und die Liebe die man für einander empfindet nicht genug ist? 1 Jahr ist es her, dass Miles und Mia wieder zueinander gefunden h...