Hateful and Loveable Creatures

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Am nächsten Morgen wurde ich von dem Song Schrei nach Liebe von den Ärzten geweckt, welchen ich als mein Handyweckton eingestellt hatte.
Zwar war dieses Lied nicht gerade eines der Lieder auf meinem Handy, die mich sanft weckten aber ich brauchte das morgens.
Gequält stellte ich meinen Wecker aus und warf meinen Kopf auf mein weiches Kissen. 
Mein Bedarf aufzustehen und dieses flauschige Bett aufzugeben hielt sich in Grenzen, darum kuschelte ich mich noch kurz in meine Bettdecke ein und genoss die letzten Momente hier.
Hauptsächlich dachte ich dabei über einen neuen fragwürdigen Traum nach.

Ich stand auf einen Felsen und blickte hinab auf das grenzenlose Meer. 
Die Sonne neigte sich zum Untergang und ich betrachtete gedankenverloren diesen Werdegang.
Es war einfach zu schön. 
Die Wellen, die an den unteren Felsen brachen und die Sonne, welche das Meer in einer rötlichen Farbe bedeckten.
Nicht einmal Vincent Van Gogh hätte diese Farben trotz seiner Liebe zur Natur besser treffen können.
Meine Gedanken waren da draußen auf dem Meer.
Nur zu gern wäre ich jetzt dort gewesen. 
Vielleicht mit einem Schiff.
Einfach ein Teil dieses Schauspiels sein.
Völlig in Gedanken verloren bemerkte ich nicht, wie sich jemand hinter mir anschlich und vorsichtig, die neben meinen Körper hängende Hand ergriff.
Leicht zuckte ich zusammen doch viel mehr begann mein Inneres zu kribbeln. Die weichen Hände umschlossen meine und wir standen Hand in Hand dort auf den Felsen und genossen die Aussicht.
Kein Wort fiel und doch hätte ich ein ganzes Buch über meine Gefühle schreiben können.
Allein über dieses warmes, geborgene Gefühl, welches ich gerade hatte und welches mich mit einem seligen Gemüt umhüllte.


Weder hatte ich das Gesicht gesehen noch konnte ich mir erklären, was dieser Traum zu bedeuten hatte. 

Alles was ich wusste war, dass: Wer auch immer diese Person war hatte mir ein vertrautes Gefühl gegeben. Ein Gefühl, dass ich bis jetzt bei niemand hatte.
Es war nicht das erste Mal das diese ominöse Frau in meinen Träumen auftauchte.
Aber diese Person, die ich  dort sah existierte nicht und damit musste ich mich abfinden.

„Yas komm es gibt Frühstück! “, rief mein Vater Franklin von der Küche aus.
„Bin gleich da! “, brummte ich noch etwas verschlafen, bevor ich mich aufrappelte und in den Klamotten, in den ich geschlafen hatte, den Geruch von fischen Kaffee folgte.
Meine Eltern saßen schon mit meinem kleinen Bruder am Tisch und hatten anscheinend auf mich gewartet. 
Wir frühstückten jeden Morgen gemeinsam in Familie, da mein Vater als Hausmeister einer Grundschule arbeitete und Mom als Bürokauffrau für Versicherungen. Kurz und knapp wir mussten so zu sagen alle zur selben Zeit los.
„Morgen. “, warf ich in die Runde und ließ mich neben meinen Vater auf den Stuhl plumpsen.
Er war schon in seiner Arbeitskleidung und sah somit komplett anderes aus als gestern.
Wenn er mit Mama ausging hatte er immer einen schwarzen eleganten Anzug an und machte einen seriösen Eindruck.
Völlig elanlos griff ich nach der Kaffeekanne und goss den Inhalt in meine Tasse.
Mit dem Löffel rührte ich Milch und Zucker unter und fragte mich wie mein kleiner Bruder um diese Uhrzeit schon so munter sein konnte, denn er erzählte ganz aufgeregt, dass er heute in der Schule das Schreiben lernt.
Also zumindest ein paar Buchstaben.
Meine Mom und mein Dad hörten ihn zwar interessiert zu aber ihre Gesichter sahen genauso fröhlich aus wie The Walking Dead.
Anscheinend hatten sie gestern doch noch eine sehr lange Nacht gehabt.

Eine halbe Stunde später im Bus zeigte ich dem Busfahrer meinen Fahrschein und eine muntere Elli winkte mir schon vom Weiten zu.

„Morgen. “, murmelte ich in die Umarmung hinein und bekam einen leichten Schlag auf die Schulter.
„Immer noch derselbe Morgenmuffel? “, grinste Elli und ich nahm mit einem: „Hör bloß auf. “ neben ihr Platz.
„Hier. “, meinte Elli und reichte mir ihren linken Kopfhörer, während sie den rechten in ihrem Ohr hatte.
Sie wusste einfach, dass ich morgens etwas Musik brauchte um wirklich wach zu werden.
Und da sie auch wusste, dass ich laute Musik brauchte um wach zu werden, stellte sie die Musik bis zum Anschlag und Skillet schrie mir den Song: Monster ins Ohr.
„The secret Side of me, I will never let you see but I can’t contro
it. “ 
Ich hatte nicht mal Ansatzweise eine Ahnung davon wie sehr dieser Satz einmal zu mir passen würde.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken Elli von dem Vorfall von gestern zu erzählen, erinnerte mich aber an Franics Worten: Erzähl bitte keinen davon. 
Auf der anderen Seite: Elli war meine beste Freundin.
Aber ich wusste nicht wie sie darauf reagieren würde, wenn sie früh am Morgen so eine Geschichte zu hören bekam oder ob sie mir überhaupt glauben schenkte.
Darum behielt ich es für mich und hoffte, dass Bruce und Francis mir in der großen Pause sagen konnten was mit mir los war.
Nur stellte sich bei mir die Frage ob mir das, was sie mir zu sagen hatten gefiel sowie die Frage ob ich ihnen vertrauen konnte.
Sie hatten mich zwar gerettet, was dafür sprach, dass ich ihnen zumindest ein wenig Vertrauen entgegenbringen sollte.
Schließlich hätten sie mich auch einfach sterben lassen können.

Hateful and Loveable Creatures (GirlxGirl) AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt