Halbgöttin

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Dich zu töten. “, hauchte Denise in mein Ohr.
Schockiert stieß ich sie von mir weg.
Das konnte doch nicht ihr ernst sein!
Doch plötzlich veränderte sich ihr Gesicht und wurde zu einer verzerrten, schaurigen Grimasse. 
Das Schöne verschwand und zurück blieb ein zerfallenes Gesicht, das zur Hälfte verbrannt war.
Komplett überrumpelt versuchte ich die Flucht zu ergreifen, doch wurde an den Haaren zurückgezogen.
„Gefalle ich dir nicht? “, grinste mich Denise mit ihren nun verfaulten Zähnen an und schlug meinen Kopf gegen die Wand.
Trotz des Schmerzes versuchte ich meine Gehirnzellen dazu zu überreden mir einen Fluchtplan zurechtzulegen.
Nochmals schlug sie meinen Kopf gegen die Wand, doch ich schaffte es sie festzuhalten.
„Was bist du? “, zischte ich und drehte nun den Spieß um indem ich sie gegen die Wand drückte.
Denise begann dreckig zu lachen und löste sich in Luft auf, wodurch ich kurz nach vorne stolperte.
„Leg dich nicht mit mir an. “, vernahm ich eine Stimme hinter mir und schon landete mein Kopf wieder gegen der Wand.
„Ich will das dein Gesicht genauso hässlich wird wie meins. Ich will das du das gleiche erlebst wie du mir angetan hast du dreckige Halbgöttin.“, zischte mir Denise in mein Ohr und schlug meinen Kopf wieder gegen die Wand. 
Wieder und wieder.
Blut lief mir über die Stirn und rann mir langsam übers Gesicht, bis hin zu meinen Lippen.
„Ich weiß nicht wovon du redest. “, brachte ich unter Tränen hervor und wurde herumgewirbelt.                           Ich konnte dieser Bekloppten nicht in die Augen blicken und sah zu Boden.  „Sieh mich gefälligst an! “, schrie mich Denise an und ich blickte in vor Wut lodernde Augen.                                      Kein einziger Funke von dem was ich zuvor gesehen hatte war noch vorhanden.                                              Alles was in ihnen lag war Hass.          „Ich weiß nicht wovon du redest. “, wiederholte ich und sah ihr fest in die Augen.                                                          Sie musste mich verwechseln. Niemals hätte ich jemanden etwas angetan.   
„Dann helfe ich dir mal auf die Sprünge: Wer hat den damals versucht einen dreckigen Wolf zu retten? Ich habe mein Leben damit verbracht sie zu jagen und dann tauchst du auf und verbrennst mir mit deinen Kräften mein schönes Gesicht. “                                                      „Ich habe keine Erinnerungen! “, schrie ich verzweifelt und versuchte meine Tränen wegzuwischen.                „Falsche Antwort. Aber wie ich bemerkt habe hast du deine Fähigkeiten blockiert, also kann ich dir das antun. “, Denise deutete auf ihr Gesicht und wieder rastete mein Kopf in der Wand ein.       
Nur dieses Mal härter als die Male zuvor.
Wieder und wieder knallte mein Kopf mit voller Wucht gegen die Wand und bedeckte die weiße Farbe mit Blut.      Solange bis mir schwarz vor Augen wurde und mein Körper immer kraftloser.

Im Sekunden Zeitraffer zogen die Bilder dieses Lebens an mir vorbei bis zu dem jetzigen Zeitpunkt.
Es war schön und traurig zugleich. 

So viele Emotionen kamen in mir hoch, dass ich hätte Schreien können, doch ich konnte nicht.
Die Bilder verschwanden und plötzlich befand ich mich in einem komplett schwarzen Raum. 
Ich empfand keinen Schmerz mehr und hatte mein Zeitgefühl verloren.
„Hallo!? “, rief ich ins Dunkle hinein doch da war niemand außer ich.
Ich allein.
Panisch lief ich durch die Gegend. 
Wie weit ich schon gelaufen war konnte ich nicht sagen, denn es war immer noch alles schwarz.
Bin ich tot?
Nein verdammt das durfte nicht wahr sein. 
Hatte mich diese wahnsinnige Alte gerade wirklich umgebracht?
Atemlos sackte ich in mich zusammen und mein Weinen hallte durch die Dunkelheit.
Ob Sekunden oder Stunden ich wusste nicht wie lange ich nun schon hier saß aber ich hob meinen Kopf.
Ich musste hier weg.
Durch meinen Tränenschleier erblickte ich ein kleines hellblau funkelndes Licht in der Ferne und meine wackligen Beine trugen mich zu ihm. 
Aber umso näher ich glaubte das Licht zu kommen, umso weiter schien es wieder entfernt zu sein.
Es war zum Ausrasten.
Wütend setzte ich mich wieder auf den ebenfalls schwarzen Boden und überlegte angestrengt wie ich zu dem Licht kommen konnte.
Das Licht sind deine Fähigkeiten. Du hast sie selbst versiegelt um ein normales Leben führen zu können. “, vernahm ich eine Stimme und drehte meinen Kopf nach allen Richtungen doch da war nichts!
Wurde ich wahnsinnig?
„Wo bist du!??? “, rief ich ins nichts.
Ich bin dein verborgenes
Unterbewusstsein. Deine Erinnerungen deine Vergangenheit, deine Gegenwart, deine Seele. “
Das war mir dann doch zu hoch und ich blickte mich verängstigt um.
Doch mein Blick galt immer noch mehr dem in der Ferne funkelnden Licht.
Ich wollte es.
Nein ich MUSSTE es bekommen.
Mein gesamter Verstand war wie besessen von dem Licht und ich lief nochmals auf es zu.
Es war als würde es mir förmlich rufen.
Benutz nicht deinen logischen Verstand zum Laufen sondern deinen Geist. “, sprach wieder die Stimme zu mir und ausnahmsweise hörte ich auf sie.
Umso mehr ich mich auf das Licht konzentrierte umso näher kam ich es.
Oder kam es auf mich zu?
Ehe ich mich versah wurde ich von diesem hellblauen Licht umhüllt.
Erst umschloss es mich, bis es sich in Einzelteile zerlegte und  polarisierte.
Es kroch durch meine Haut, durch meine Nerven, ich möchte sagen auch durch meinen Organen.
Da stand ich nun komplett leuchtend in einem schwarzen nichts und flüsterte ein leises: „Danke. “, bevor ich meine Augen aufschlug und etwas benommen den Boden des Flures betrachtete auf dem ich lag. 
Mein Körper schmerzte wieder und ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen, doch ich stand auf.
Fragt mich nicht wie aber ich stand. 
„Noch nicht tot? “, fragte Denise spöttisch und ich spürte wie die innere Wut in mir überkochte.
Noch nie in meinem Leben war ich so wütend!
Mein Blick allerdings ging nun nicht zu Denise sondern zu meinen Händen in denen kleine Wasserkugeln schwebten.
„Oh hast du deine Fähigkeiten wieder? “, säuselte Denise und steigerte meine Wut ins unermessliche.
Mein ganzer Körper leuchtete in den unterschiedlichsten Wasserfarben und die Wasserkugeln in meiner Hand kochten.
„Was hast du vor, mich ertränken? “, lachte Denise und ich warf eine der Kugeln auf sie.
Das kochende Wasser verbrannte ihr so oder so schon verbranntes Gesicht und Denise schrie vor Schmerz auf.
„Leg dich nie wieder mit mir an. “, zischte ich kühl und warf die nächste Wasserkugel auf sie.
Ich überließ sie einfach ihren Schmerzen und lief hinaus. 
Mein Blick ging durch den Treppenhaus der Wohnung aber es war niemand zu sehen.                            Also konzentrierte ich mich darauf die ganze Wut hinunterzuschlucken, bevor ich weiter als Glühwürmchen durch die Gegend lief.                              Eines stand fest: Ich musste sofort zurück zu Lizzy. Die anderen mussten mich irgendwie beruhigen und mir erklären was das gerade war!              Also nahm ich die Beine in die Hand und machte mich auf dem Weg zurück.       
Ein Glück hatte meine Lederjacke eine Kapuze, denn mein Gesicht sah ziemlich mitgenommen aus.                  Krass mitgenommen und ich hatte keine Ahnung wie ich das ganze Blut meinen Eltern erklären sollte.                Sie würden mir nicht abkaufen, dass ich gegen eine Wand gelaufen bin.      Scheiße, Scheiße, Scheiße, nochmal!
Nervös zitternd lief ich durch die Straßen und war kurz davor durch zu drehen.   
Gut ich hatte zwar meine Fähigkeiten wieder aber meine Erinnerungen an alles waren immer noch wie ein Sieb.  Hatte ich noch mehr solcher Feinde in meinen Leben gesammelt?                    Und in welcher Verbindung stand ich mit dem Wolf den Denise erwähnt hatte?  War der Wolf, gleichzeitig auch der Wolf, der mich gerettet hatte?

Genervt drückte ich auf Lizzys Klingel und ihre Stimme erklang in der Freisprechanlage.                                    „Hier Yas. Kleiner Notfall. “, meldete ich mich an und die untere Tür wurde geöffnet.                                                       Ich lief zu ihrer Wohnungstür, welche sofort aufgerissen wurde.          „Ich hab das Blut schon gerochen, als du noch unten warst: Was ist passiert!?“, Lizzy schleifte mich durch die Wohnung und ich setzte mich dieses Mal auf den freien Stuhl in ihrem Zimmer.               
Auch die anderen waren da und sahen besorgt in mein Gesicht, als ich die Kapuze zurückzog.                             „Mein Gesicht ist erst mal unwichtig. Aber was bin ich? “                                  „Das hatten wir doch schon, wir wissen nicht was du bist. “, stöhnte Bruce auf. 
Wieder wurde ich wütend und mein Körper begann zu leuchten.

Mit heruntergeklappter Kinnlade  sahen alle auf mich.

„Was? “, fragte ich irritiert und die anderen tauschten sich wissende Blicke aus.
„Halbgöttin. “, flüsterte Francis und musterte mich von oben bis unten.
„Heilige Scheiße, wie hast du das gemacht? “, fragte mich Lizzy.
Nur George sah mich besorgt an.
„Erzähl uns lieber was passiert ist. “
Und so begann ich mal wieder eine krasse Geschichte zu erzählen.
Das leuchten um mich herum verschwand langsam und ich begann zu schluchzen.
„Hey wir sind da. “, sprach mir Francis zu und nahm mich vorsichtig in den Arm.

Wir sind alle für dich da. Und wir werden dich trainieren, sodass dir so was nie wieder passiert. “, auch Bruce stand auf und legte seinen Arm um meine Schulter. 

Alle standen vor mir und schenkten mir ein aufbauendes Lächeln.
Selbst Lizzy, die die Geschichte zunächst ziemlich skeptisch verfolgt hatte.
„Denise lebt aber noch oder? “, setzte Bruce an und ich nickte benommen.
„Ich wollte nur noch raus aus ihrer Wohnung. “
„Sie wird nicht locker lassen aber beim nächsten Mal wirst du um einiges stärker sein als sie. “, kam von George.
Bruce der immer noch neben mir stand hob vorsichtig mein Kinn an, sodass ich zu ihm hochblicken musste.
„Das haben wir gleich. “, flüsterte er mir entgegen und fuhr mit einer golden leuchtenden Hand über meine Wunden. 
Ich wusste nicht wie er das machte aber ich konnte spüren, wie die Wärme die von ihm ausging meine Verletzungen heilten.
Dankbar sah ich ihn an und hatte zumindest ein Problem weniger.
„Du meintest du hättest Wasserkugeln mit deiner Hand geformt. “, vernahm ich George seine nachdenkliche Stimme.
Alle Blicke waren auf den Nerd gerichtet und warteten darauf, was er zu sagen hatte.
„Ich kann mich irren aber ich denke du bist eine Meeresgöttin. Als du das aller erste Mal geboren wurdest muss einer deiner Elternteile demnach kein Mensch gewesen sein“
Ungläubig sah ich ihn an.
Konnte der Tag noch besser werden?
Das war alles einfach zu viel auf einmal, auch wenn ich jetzt zumindest wusste was ich war, war der Tag im Großen und Ganzen zu krass für mich.
Mein Magen zog sich zusammen und ich fragte Lizzy ob sie mir kurz zeigen konnte wo die Toilette wäre.
„Um die Ecke links. “, deutete sie an und schon war ich aufgesprungen und eilte dorthin.
Kaum angekommen musste ich mich auch schon übergeben.
Wie schon gesagt, es war einfach zu viel auf einmal.
„Ja dieses Leben ist echt zum kotzen ich weiß. “, hörte ich plötzlich Lizzy hinter mir und hob mein Kopf.
Irgendwie schaffte sie es mich ein wenig zum Lachen zu bringen, was in meiner Situation gerade nicht das Beste war, denn ich musste sofort wieder hochwürgen.
Nur das Lizzy mir dieses Mal die Haare hielt und mich versuchte zu beruhigen.

Stunden später lag ich wach in meinem Bett und starrte an die Zimmerdecke.
Mein Kopf ließ nicht zu, dass ich einschlief.
Ich stellte mir zu viele Fragen auf die ich noch keine Antwort hatte.
Warum hatte ich keine Erinnerungen?
Warum hatte ich meine Fähigkeiten blockieren lassen?
Wie viele Feinde hatte ich mir in den ganzen Jahren zusammen gesammelt und waren sie noch gefährlicher als  Denise?
Irgendwann fielen mir bei den ganzen Fragen in meinem Kopf doch die Augen zu und ich bewegte mich langsam in das Land der Träume. 

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Doppelupdate heute xD

Habt ein schönes Wochenende ;)

Hateful and Loveable Creatures (GirlxGirl) AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt