Kapitel 1

6.1K 453 56
                                    

Louis saß im Schneidersitz auf einem der ungepolsterten Stühle im Gang. Es war ein schmaler enger Gang in einem ekligen alten gelb und mit vielen Türen und einer großen Uhr, deren Zeiger sich Louis‘ Meinung nach viel zu langsam bewegten. Das ist das Erste und letzte mal, dass er seine Schwester von ihrem Musikunterricht abholen würde. Zumindest redete er sich das ein. Am Ende würde er doch wieder losgehen und sie holen.

Die Zeit kroch vor sich hin und der Akku seines Handys sank. Es war dramatisch. Die Zeit verlief unterschiedlich da hatte Einstein recht. Wenigstens etwas Nützliches hatte er sich aus dem Unterricht gemerkt. Seufzend lies er den Kopf in die Hände fallen, als sein Handy das letzte vibrieren von sich gab. Wie ein letzten auf wiedersehen. Louis stand auf und wischte seine Hände an seiner Jeans ab. Langsam schlich er durch den Gang. An jeder Tür kurz lauschend. Vielleicht würde er ja das Zimmer in der seine Schwester spielte finden und könnte reinplatzen und vorlügen, dass es einen Notfall gab. Das war ein guter Plan. Besser als noch eine verdammte halbe Stunde länger zu warten.

Im vorbeigehen lies er seine Hand an der Wand entlang schleifen. Alle paar Meter waren Bilder von Instrumenten aufgehängt. Widerlich. An der ersten Türe stand er keine Sekunde. Schlechte Klavierspieler waren das schlimmste. Sie schiefen Töne ließen sein Blut gefrieren. Fizzy lernte Saxophon oder Trompete oder sonst irgendwas was schrecklichen Lärm im ganzen Haus machte. Keiner weiß wie sie auf diese verrückte Idee kam.

Aus einer anderen Tür kam leises Stöhnen und oh, dort lernte wohl jemand etwas anderes. Schnell ging er weiter und horchte weiter an jeder Tür. Er würde Fizzy später mal nach ihrem Lehrer fragen. Scheint ja eine gute Musikschule zu sein. Kein Wunder wieso sie so billig war.

Louis wollte gerade weitergehen als seine Ohren sich förmlich aufstellten. Perfekte, sanfte Töne kamen aus einem der Räume. Keine normalen von begabten Kindern gespielten Töne. Nein, Geigentöne wie sie keine Menschlichen Hände fertigbringen sollten. Wie gebannt schlich Louis auf die Tür zu und legte sein Ohr daran. Die Musik war ruhig aber auch kräftig zu gleich, als würde jemand versuchen alle seine Gedanken und Gefühle krampfhaft in Töne zu verwandeln. Louis schmunzelte über diesen Gedanken.

Wie falsch wäre es einfach die Tür aufzumachen und einen Blick auf diese Person zu werfen? Vielleicht ist es ein alter Mann der ihn gleich rauschmeißt oder eine schöne junge Frau. Die Neugier siegte und er drückte vorsichtig die Türklinge herunter und öffnete die Tür einen schmalen spalt.

Ein Junge, fast ein Mann stand in der Mitte des Raumes. Mit dem Rücken zu Louis gedreht. Seine Beine waren Meilen lang und sein Rücken bewegte sich geschmeidig mit als er den Bogen über die Geige gleiten lies.

Das einzig Richtige in dieser Situation war sich umzudrehen, die Tür zu schließen und zu gehen. Also öffnete Louis die Tür und machte ein paar Schritte auf die Person zu. Den Kopf schief gelegt und mit leicht geöffnetem Mund bewegte er sich wie in einer Trance aus Musik auf den Jungen zu.

Louis hätte vielleicht den Mut gehabt etwas zu sagen, hätte Geigenjunge, so nannte er ihn, sich nicht umgedreht und im selben Moment seine Augen aufgeschlagen. Die Geige gab einen schrillen Ton von sich und die Augen des Jungen weiteten sich. Nicht mal in einer unattraktiven Weise. Sie waren jadegrün und Louis hätte sie gern noch genauer beobachtete, hätte der Junge nicht so ängstlich gestarrt.

“Oh Gott tut mir leid“ Louis hob beide Hände und ging einen Schritt zurück.

“Ehm..“ begann er wieder und lies seinen Kopf in Schande hängen “Ich wollte dich nicht unterbrechen oh Gott du denkst bestimmt ich bin bescheuert und eigentlich wollte ich nur meine Schwester holen“

Es war ein paar Sekunden still und Louis sah wieder auf. Geigenjunge stand immer noch da wie ein geschocktes Reh.

“Okay gut“ sagte Louis und kratze sich am Hinterkopf. Er drehte sich um und ging schnellen Schrittes aus dem Raum. Ja er würde garantiert nicht mehr in diese Musikschule kommen.

The Melody in my Bones (AU, Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt