nine

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„Wasch?"
„Nichts-...oops."
„Wasch habmpf wi'etsch?"
Alice verzog leicht das Gesicht als Ella bei diesem Satz ein einzelnes Cornflake und etwas Milch aus dem Mund flutschte.
„Zaubertränke. Mit uns." Lucky strahlte die Schwester einer seiner besten Freunde an, was sie erwiderte worauf hin ihr noch mehr Milch und Cherry Owls aus dem Mund rannen.
Alice trat unter dem Tisch nach ihr und als Ella empört auf quietschte und es zu einem Kampf unter dem Tisch kam, unterbrach Lucky sie.
„Ihr habt jetzt Zaubertränke mit uns", wiederholte er, wohl in der Hoffnung, den Streit damit beenden zu können. Darauf ein strahlendes Lächeln seinerseits, ein böser Blick von Alice' in Ellas Richtung und ein milchiges Lächeln von Ella.
Als Ella ihre Cornflakes fertig gegessen hatte, strich sie sich einen weiteren Toast und stand auf
„So. Ich geh schon mal in die Kerker. Ciao!" Essend lief sie los, während Alice aufsprang, dabei ihren Kaffee auf ihrem Rock verschüttete und nun fluchend Ella hinterher hechtete.
Sie sollte sie bloß nicht alleine mit den, durchaus einschüchternd wirkenden Kerlen lassen. Sie wusste sowieso nie, was sie sagen sollte, wenn die Rumtreiber in der Nähe waren.

Erst als sie unten ankamen bemerkte Alice Ellas Schuhe.
Sie trug nicht die zur Schuluniform gehörenden, schwarzen Mary-Janes, sondern heruntergekommene Hausschuhe.
„Ella?", fragte die Brünette vorsichtig, während Ella schmollend auf ihre leere Hand blickte.
„Ich hab Hunger", murrte die 15 jährige statt einer Antwort.
„Du hast gerade fünf Toasts, zwei Spiegeleier und eine Schüssel Cherry Owls gehabt. Plus einen Kaffee. Wie bei Merlins Bart kannst du noch Hunger haben? Und was bei Merlins pinker Unterhose ist mit deinen Schuhen passiert?"
Ella strahlte Alice nun an. „Die sind toll oder? Eigentlich wollte ich ja ein Plateau zu meinen alten zaubern, aber irgendwie ist das schief gelaufen und jetzt sehen sie so aus. Aber ich finde das viel cooler, als irgendwelche blöden Plateau Schuhe. UND ich bin einfach ein hungriger Mensch. ES TUT MIR LEID!" Dramatisch warf sie die Hände in die Luft und rannte zu der Türe, die in die Zaubertrankklasse führte.
Nun in einem langsamerem Tempo watschelte sie zu einem Platz in der hinteren Reihe.
Während Alice gerade gemächlich in die Klasse stolzierte und den Blick suchend nach Ella durch die Klasse schweifen ließ, trödelten Tyler und Lucky vor der Türe herum, ihr Lachen war bis in die Klasse hinein zu hören und ein paar Slytherins schüttelten den Kopf.
„So aber jetzt husch, ab in die Klasse, Jungs" war Slughorns stimme zu hören und kurz darauf kam ein lachender Tyler und ein breit grinsender Lucky herein.
Sie teilten sich auf, Tyler setzte sich neben Marlene McKinnon, eine Mitschülerin und Teil des Lily Evan Clans, wie Ella sie so gern nannte, jedoch war Marlene eine der wenigen, die die Pinkhaarige mochte.

Während Slughorn mit dem Unterricht begann und Alice fleißig vor sich hin kritzelte, legte Ella genussvoll den Kopf auf den Händen ab und versuchte ein wenig Schlaf zu finden. Keine schwere Aufgabe. Jedoch weckte sie schon bald das laute Lachen der Klasse.
„Was?" Schlaftrunken hob sie den Kopf und blinzelte verwirrt, als sie sogar Alice lauthals lachen sah. Träumte sie etwa? „Was ist los? Was ist passiert?", brabbelte sie.
Alice warf einen kurzen Blick zu Ella und bedeutete ihr mit einem belustigten Funkeln in den Augen still zu sein.
„Das ist mein voller Ernst, Sir", beteuerte Lucky gerade und zumindest seinem Gesichtsausdruck nach, schien das nicht gelogen zu sein. „Es ist mir eine Ehre von Ihnen belehrt zu werden, Professor. Sie haben in all Ihren Jahren als Zaubertrankmeister bestimmt unglaublich viel Erfahrung gesammelt."
Slughorn räusperte sich, scheinbar verlegen und sah sich kurz im Raum um. Seine Mitschüler hingen förmlich an Luckys Lippen, der nun ernst fortfuhr: „Nicht, dass man Ihnen das ansehen würde, Sir. Das Alter steht Ihnen ganz ausgezeichnet."
„Alter!", zischte sein Sitznachbar giggelnd und knuffte Lucky in die Seite, der ihn ziemlich vorwurfsvoll anschaute.
„Nicht ich, der Professor! Ich meine, ich weiß, dass ich unglaublich attraktiv bin, aber sieh dir mal den Professor an! Ich meine: Wow. Das ist ein Mann in den besten Jahren! Ich bin sicher, im Lehrerkollegium fliegen alle Damen auf ihn."
„Oh, also wirklich Mr Cameron, ich muss mich schon sehr wundern", versuchte Slughorn ihn zu ermahnen, aber tatsächlich schien er eher geschmeichelt als verärgert zu sein. Sogar ein leichter Rotschimmer hatte sich auf seinen Wangen gebildet.
„Nichts als die Wahrheit, Professor", verteidigte Lucky sich, wandte sich dann aber tatsächlich wieder seinem Zaubertrank zu.
Das war der Moment, in dem die ganze Klasse erneut in brüllendes Lachen ausbrach und Slughorn endgültig am Ende mit seinem Latein war. Lucky zuckte bloß mit den Schultern und warf auf gut Glück eine Handvoll Bohnen in seinen Trank, der daraufhin ein beunruhigendes Gurgeln von sich gab. Einen Moment lang verdunkelte der Trank sich zu einem dickflüssigen Rot, dann hellte er sich plötzlich wieder auf und nahm stattdessen eine satte, blaue Farbe an, die immer klarer wurde, bis man schließlich bis auf den Grund seines Kessels blicken konnte.
„Großartig! Ganz fantastisch!", rief Slughorn aus und eilte abermals zum Tisch von Lucky. „Mr Cameron hat es geschafft, das Gift zu neutralisieren und in Wasser umzuwandeln! Solche Ergebnisse möchte ich sehen! Ausgezeichnet gemacht, Cameron."
„Oh, vielen Dank, Professor. Aber bitte hören sie auf, ich werde ja noch ganz rot."
Miles Murray, sein Sitznachbar, stopfte sich verzweifelt die Faust in den Mund um sein Lachen irgendwie zu unterdrücken, aber vor lauter Anstrengung liefen ihm stattdessen Tränen übers Gesicht. „Du bringst mich um, Mann", jammerte er und hielt sich den vom Lachen schmerzenden Bauch. „Du bringst mich verdammt noch mal um."
Lucky setzte nur sein breites Grinsen auf, für das er bekannt war und ließ die Lobpreisungen des Professors über sich ergehen.

Alice' Belustigung war ein bisschen geschrumpft, weil jetzt scheinbar auch noch Lucky in Zaubertränke besser war als sie. Und das, ohne irgendetwas dafür zu tun! Es hätte eigentlich gar nicht funktionieren dürfen, dass er die Bohnen – von denen sie ganz genau gesehen hatte, dass er sie nicht gemessen hatte, kein bisschen – einfach so in den Kessel geschmissen hatte. Laut Rezept kamen die doch erst drei Zutaten später!
Ein kleines bisschen angefressen brühte sie selbst ihren Zaubertrank weiter, in der Hoffnung ihn auch so hinzubekommen wie Lucky. Oder wie Snape, der schon seit fast zehn Minuten zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß und in seinem Zaubertrankbuch herum kritzelte. Mit seinem Trank war er längst fertig.
Natürlich.
Ella dagegen konnte ihren Zaubertrank vergessen, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über das eben stattgefundene Gespräch den Arsch abzulachen. Ihrem Zwillingsbruder schien es da nicht anders zu gehen und irgendwie steckten sie die ganze Klasse damit an, sodass immer wieder irgendwo unterdrücktes Kichern ertönte.

„Was sollte das denn?", fragte Tyler Lucky, sobald sie das Klassenzimmer verließen.
„Was sollte was?"
„Na das eben. Mit Slughorn", führte der Gryffindor weiter aus und musste bei dem Gedanken daran prompt wieder grinsen. „Das war echt klasse. Ich glaube, der Professor überdenkt seine Sexualität grade nochmal."
Sie wechselten einen Blick, dann brachen beide in Lachen aus.
„Hey komm schon, der Arme brauchte auch mal ein bisschen Bestätigung", prustete Lucky und wuschelte sich durch die blonden Haare.
„Jetzt wirst du jedenfalls demnächst zu seinem Lieblingsschüler erklärt werden", mischte Miles sich trocken ein, boxte Lucky im Vorbeigehen gegen die Schulter und grinste ihn an. „Wir sehen uns."

Die Rumtreiber spazierten direkt hinter Alice und Ella, die sich mit Marlene unterhielten, wohl noch immer über den Ball, so viel wie die Jungen mitbekamen.
„Was meint ihr, wann sie das so richtig offiziell verkünden?", fragte Marlene neugierig und warf kurz einen Blick hinter sich, wohl um sicher zu gehen, dass sie niemand belauschte. Als sie jedoch direkt in das amüsierte Gesicht von Sirius Black blickte, lief sie hochrot an und wirbelte wieder herum.
„Hey! Hey, Marlene!", begann dann zu allem Übel auch noch James Potter sie zu nerven. Sie wusste ohnehin längst, was er von ihr wollte. „Sag mal, wegen diesem Ball...hat Evans schon jemanden, mit dem sie hingehen will?"
„Äh...keine Ahnung. Frag sie selbst", murmelte sie und versuchte sich von dem gutaussehenden Rumtreiber nicht einschüchtern zu lassen.
„Warum willst du überhaupt mit ihr da hin?", mischte Ella sich genervt ein, blieb stehen und blickte James beinahe vorwurfsvoll an. „So oft wie sich dich abgewiesen hat?"
Seufzend blieb Alice nun ebenfalls stehen und hoffte, dass das nicht wieder so lange dauern würde, wie die letzte Diskussion, die Ella mit den Jungs geführt hatte.
Remus schien ähnlich zu denken wie Alice und sie tauschten einen kurzen resignierten Blick. Peter hielt sich im Hintergrund, aber es war keine Frage, dass er sich auf Sirius Seite schlagen würde. Und Sirius war natürlich auf James Seite, da war gar kein dran denken, dass er irgendetwas gegen ihn sagen würde.
„Sowas nennt man wohl Zuneigung, Süße", richtete der Black sich an Ella, die daraufhin kurz sprachlos war.
„Außerdem ist es meine beste Freundin, von der du sprichst, bitte vergiss das nicht", mischte Marlene sich ein und stellte sich so zur Überraschung aller auf die Seite des James-Teams.
Alice seufzte abermals und zog an Ellas Hand.
„Komm schon, Ella, das ist doch James' Sache. Geht uns nichts an."
„Außer natürlich, du würdest lieber mit James auf den Ball gehen", provozierte Sirius die Rothaarige, die ihn daraufhin böse anfunkelte.
„Wärst du wohl so lieb und würdest zur Abwechslung einfach mal dei-...", begann sie ihn anzufahren, wurde aber von ihrem Bruder unterbrochen.
„Sagt mal, was macht ihr da? Die nächste Stunde fängt in ein paar Minuten an und ihr wisst selbst, dass der alte Binns das nicht so gut aufnehmen wird."
„Ach was, dem ist doch alles bis auf seinen Unterricht scheißegal", widersprach James ihm grinsend und hängte sich dann schnell an Marlenes Fersen um sie weiter über Lily auszufragen.
„Und weg ist er", kommentierte Remus unbeeindruckt und fuhr sich durch die Haare.
„Tja, ich schätze, dann sollten wir los?", fragte Alice schließlich.
Ella schnaubte, funkelte Sirius noch ein letzte Mal an – es konnte auch ein heimliches Anschmachten sein, so genau wusste man das bei ihr nie – bevor sie sich Alice' Hand packte und mit ihr zusammen abdampfte. Die Rumtreiber und ihren Bruder natürlich im Schlepptau.

drei dumme, vier gedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt