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Nervös laufe ich im Wohnzimmer auf und ab, das Glas Wein in meiner Hand ist bereits mein Drittes, weil meine Nerven mich umbringen. Als es dann an der Tür klopft stürme ich schon hin und lächle breit, als Lexa dort steht. Sie sieht aber noch aus wie heute Mittag, blass und erschöpft.

„Komm rein." Bringe ich nach ein paar Sekunden heraus, bevor es zu unangenehm wird.

„Danke."

Lexa setzt sich etwas unsicher aufs Sofa, wobei ich sie beobachte und mich dann unsicher am Nacken kratze. Warum kriege ich es einfach nicht hin einen vernünftigen Gedanken zu formen, wenn sie in der Nähe ist.

„Willst du Wein?"

„Wein?"

„Ja, Wein."

„Ich bin 17." Sie grinst breit, worauf ich mit den Augen rolle.

„Lexa, Wein oder nicht?"

„Ja gerne."

Nachdem ich mir nachgefüllt und ihr ein neues Glas gebracht habe sitzen wir nun nebeneinander auf dem Sofa, dabei kann ich spüren wie die Nervosität von ihr abstrahlt.

„Was ist mit deiner Hand?"

„Ich denke nichts Großes." Sie hebt sie hoch, sofort sehe ich wieder diesen alten Verband.

„Warst du beim Arzt?" sie schluckt schwer.

„Nein, noch nicht."

Ohne weiter zu Fragen stehe ich auf und hole einen Arztkoffer aus der Küche, den ich dort zur Sicherheit habe. Lexa schaut mir schweigend zu, wie ich den alten Verband abmache und eine Salbe auf ihr geschwollenes Handgelenk reibe. Es ist etwas dick, aber da sie es noch bewegen kann wird es nicht gebrochen sein. Ich genieße ihre weiche Haut unter meiner, auch als ich vorsichtig das Pflaster von ihrer Stirn ziehe.

„Eine Schnittwunde?"

„Ehm..."

„Ich frage nur, wegen Klammerpflastern."

„Oh ehm, ja."

„Gut."

Ich greife in den Koffer und ziehe drei kleine Pflaster hervor, die ich auf ihre Wunde klebe nachdem ich sie gereinigt habe. Lexa lässt mich alles machen, sie entspannt sich immer mehr als ich sie nicht dazu zwinge zu reden oder sich zu rechtfertigen. Erst als ich alles weggeräumt habe und neben ihr sitze, beginnt sie leise zu erklären.

„Titus hat keinen Job. Er sagt, weil er uns ein zu Hause bietet müssen wir ihm das Geld besorgen, damit er sich alles kaufen kann, was er braucht."

„Alkohol..." murmele ich.

„Was?"

„Nichts. Erzähl weiter."

„Ok ehm... deshalb machen Anya und ich Nebenjobs, damit wir auch die Miete bezahlen können. Wenn wir ihm das Geld geben und er... nüchtern ist, dann ist alles gut." Ich greife automatisch nach ihrer heilen Hand, worauf sie erleichtert durchatmet.


„Und wenn nicht?" frage ich leise, als sie ein paar Momente zu lange schweigt.

„Wenn nicht kann er ausfällig werden, ehm... gewalttätig." Da ist das was ich hören wollte, Wut steigt in mir auf die ich nur schwer zurückdrücken kann. „Clarke, ist alles ok?"


„Das fragst du mich?" spucke ich sofort aus. „Lexa, du musst da ausziehen."

„Das kann ich nicht. Und bevor du es sagst – ich will nicht, dass du mir Geld dafür gibst." Ich schnaufe, aber drücke ihre Hand fester, worauf sie vorsichtig über meinen Handrücken streichelt. „Ich werde in ein paar Monaten 18, wenn Anya dann fit ist ziehen wir sofort aus. Wir haben es schon geplant."

Clexa-Short-Story --- GärtnerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt