Kapitel 3: Die erste Prüfung

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Bevor ich überhaupt begriff, was für sich ging, landete ich der Länge nach auf dem Gras. Etwas hatte mir die Beine weggezogen, doch als ich hinter mich sah, war niemand zu erkennen. Ich versuchte mich mit den Händen aufzustützen, doch unter ihnen war kein Halt mehr. Sie wurden geradewegs in den Boden gezogen und noch bevor ich reagieren konnte, waren beide meiner Unterarme in der Erde. Ich zog daran so sehr ich auch konnte, doch meine Arme waren wie festgehalten. Mit einem Ruck zog mich die Kraft komplett unter die Erde. Ich spürte den Dreck und die feuchte Erde überall an mir, doch ich komme mich nicht befreien, da es keinen Ausgangspunkt der Kraft gab. Sie war überall und nirgends und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich schlug um mich in die Erde, doch es schien sie nicht zu stören. Im Gegenteil, ich wurde noch rasanter unter die Erde befördert. Ich schrie und versuchte mich zu wehren, doch es war vergebens. Wenn mir nicht schnell etwas einfiel, würde ich endgültig unter der Erde verschwinden. Doch gerade als ich dachte, ich wäre schon mindestens 200 Meter unter der Erde, stoppte die Bewegung. Überall um mich herum war es nass, kalt und verschmutzt und ich kam nicht heraus. Ich würde ersticken, bis ich mit eigener Kraft wieder an die Oberfläche gelangen würde. Außerdem wusste ich auch nicht mehr, wo überhaupt Oberfläche war, denn es war stockdunkel und ich hatte keine Orientierung. Trotzdem begann ich, meinen Körper in eine Richtung zu schieben, in der Hoffnung, dass ich irgendetwas erreichen würde, doch der Widerstand war enorm. Die Erde war fest und undurchdringlich. Gerade als ich schon halb mit meinem Leben abgeschlossen hatte, kam der Druck erneut. Diesmal zog es mich jedoch nicht nach unter, sondern ich wurde nach oben geschoben. Plötzlich ging es dann ganz schnell und ich wurde durch die Erde in die Luft geschleudert. Ich zappelte mindestens 15 Meter über der Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, doch ich konnte nicht verhindern, dass ich wieder mit voller Wucht auf den Boden klatschte. Ich landete mit dem Rücken wieder im Gras. Im ersten Moment konnte ich nichts sehen und dachte bereits, dass ich wahrscheinlich halb tot war, als ich etwas an meiner Hand spürte. Ich konnte es zunächst überhaupt nicht einschätzen, da ich nicht ganz bei Bewusstsein war. Im nächsten Moment wurde ich mit meiner Taille zuerst wieder runter gerissen. Das letzte das ich sah war meine Hand, welche ich in die Luft dem Lichtstrahl der Sonne, wenn es denn überhaupt die Sonne war, entgegen streckte und welche dann, wie der Rest meines Körpers, unter der Erde begraben wurde. Es war wie beim ersten Mal. Es zog mich hinunter, ich schrie und schlug um mich, es stoppte und ich flog wieder durch die Luft, doch während dieses Prozesses wurde mir klar, was ich an meiner Hand gespürt hatte. Es war Wasser.

Wasser. Es musste ein Teich oder ein kleinerer See gewesen sein. Aber wo war er nun? Und konnte ich ihn für meine Zwecke benutzten? Konnte ich hier überhaupt noch das Wasser beherrschen? Was war das alles für eine Welt? Ich hatte keine Wahl. Ich musste es versuchen, wenn ich nicht sterben wollte. Als ich also wieder durch die Luft flog, schaute ich nach unten Ausschau nach dem Wasser. Zunächst sah ich gar nichts und ich fiel immer weiter, ohne zu wissen wohin. Ich drehte mich in alle Richtungen und suchte verzweifelt. Kurz bevor ich endgültig durchdrehte, erinnerte ich mich, dass ich es direkt neben mir gespürt hatte, bevor ich in die Erde gezogen wurde. Da ich an der selben Stelle wieder hinaus geschleudert wurde, musste sich das Wasser auch immer noch dort befinden. Also suchte ich den Punkt, an welchem ich gerade hinaus geschleudert wurde. Ich sah gerade noch, wie sich das Loch schloss und daneben war tatsächlich eine Art Teich. Es war zwar nicht viel Wasser, aber immerhin etwas. Allerdings musste ich näher dran, um es benutzen zu können, dachte ich zumindest, weil ich vorher noch nie ausprobiert hatte, ob ich das Wasser auch von so weiter Entfernung beherrschen konnte. Als ich wieder auf dem Boden landete, richtete ich mich also sofort auf und lief los.

Ich konnte nicht scharf sehen und bei jedem Schritt sank ich in die Erde, doch ich rannte immer weiter. Einmal blieb sogar mein gesamter Fuß in der Erde stecken, doch ich zog daran, sodass er wieder zum Vorschein kam. Doch als ich das Wasser fast erreicht hatte, blieb er wieder hängen. Ich versuchte ihn zu befreien, doch er steckte diesmal nicht in der Erde. Eine Hand aus Erde umschloss meinen Knöchel. Sie schien keinen Schmerz zu empfinden, denn ich trat mit dem anderen Fuß dagegen und schabte ihm quasi die Haut ab, doch es störte ihn nicht. Er hielt fest. Nachdem ich vergeblich versucht hatte, noch mehr daran zu ziehen, packte er auch meinen anderen Fuß und ich fiel. Jetzt ist es aus, dachte ich mir, jetzt bist du tot. Plötzlich kam mir das Wasser wieder in den Sinn. Da ich auf dem Rücken lag,versuchte ich mich umzudrehen und er mit einigen Armbewegungen herzuziehen, doch die Hände, welche meine Beine nun krampfhaft umschlossen, ließen es nicht zu. Ich saß in der Falle.

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