Kapitel 2: Das Erwachen

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Um mich herum war es kalt. Ich spürte meine Hände und Füße nicht und konnte mich kaum bewegen. An meiner Nase klebte Blut und ich schmeckte es metallisch in meinem Mund. Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen, da mich ein grelles Licht anstrahlte und mich blendete. Schließlich konnte ich mich doch noch irgendwie überwinden und öffnete sie langsam, doch ich schaute zunächst ins Nichts. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, erkannte ich, dass ich in einem Raum lag. Er schien mindestens 60 Meter hoch zu sein. Das Gefühl in meinen Gliedmaßen kehre zurück und ich drehte meinen Kopf durch den Raum. Er war vollkommen weiß und einheitlich, bis auf die Türen. Es waren weniger Türen, als Tore. Auf jeden stand eine Ziffer. Tor eins, zwei, drei und vier. An jeder Wand des Raumes stand eins. Sie wirkten klobig und doch irgendwie futuristisch, als begänne hinter ihnen eine völlig andere Dimension. Ich hatte einen Anzug an, welcher elastisch und dehnbar war und sich anfühlte, wie eine zweite Haut. Er war grau mit einigen blauen Streifen, welche sich wellenartig meinem Körper anschmiegten. Schuhe hatte ich keine an und meine Füße waren weiß und eiskalt. Ich versuchte mich aufzurichten, doch ich konnte nicht aufstehen, weil ein lautes dröhnen durch meinen Kopf jagte. Ich musste meine Augen schließen und einige Sekunden warten, bis der Schmerz nachließ. Ich schaute mich noch einmal um, doch der Raum blieb unverändert. Wo war ich? Und was sollte ich hier? War ich in einem Alptraum gefangen? Bevor ich weiter nachdenken konnte, dröhne es erneut, doch nicht wieder in meinem Kopf. Eine Art Lautsprecheranlage wurde eingeschaltet und kurz danach ertönte eine Stimme, die ich nicht kannte. Es war wahrscheinlich ein Mann, noch nicht sehr alt, etwa um die 40, doch er sprach merkwürdig aufgesetzt.

„Guten Tag meine liebe Yuka! Schön, dass du endlich aufgewacht bist. Wie geht es uns denn, an unserem besonderen Tag?"

Dreckig, dachte ich mir, ziemlich dreckig sogar. Doch er erwartete gar keine Antwort und plapperte einfach weiter. Schade eigentlich. Ich hätte ihm gerne einige Dinge an den Kopf geworfen.

„Ich weiß, für dich ist das jetzt bestimmt ganz ganz aufregend und neu, aber du wirst dich schnell an alles gewöhnen und mit uns Spaß haben. Na, was hältst du davon?"

Zwar konnte ich ihn nicht sehen, doch ich dachte mir, dass er mich bestimmt gerade mit einem künstlichen Lächeln anstrahlt. Ich fand ihn instinktiv zum kotzen.

„Wer ist denn dieses uns?"

Doch er lachte nur. Er lachte und lachte und wollte nicht mehr aufhören. Langsam wurde ich sauer. Was sollte dieser ganze Mist?

„Ich wusste ja, dass es mit dir noch etwas ganz Besonderes wird. Du bist echt einmalig!"

Ich musste in diesem Moment meine gesamte geistige Stärke bündeln, um nicht völlig durchzudrehen. Was dachte sich dieser Kerl denn, wer er war? Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Film.

„Kannst du mir jetzt bitte einfach nur erklären, wo ich bin und was ich hier soll?"

Ich legte mein süßestes Lächeln auf.

„Das ist doch total einfach meine Süße. Du bist hier im Trainingsenter. Deine Reise beginnt nun, da du endlich so weit bist. Du darfst dich freuen."

Sollte das witzig sein? Irgendwer wollte mir glasklar einen miesen Streich spielen. Warum konnte dieser Typ sich nur nicht ein wenig genauer ausdrücken?

„Dies ist das Zentrum des Trainings. Quasi dein Startraum. Wie du sicherlich bereits entdeckt hast, Gibt es in diesem Raum vier verschiedene Türen, welche in weitere Abteile führen. In diesen wirst du mit virtuellen Gefahren konfrontiert und vor Aufgaben gestellt, welche verschiedene Schwierigkeitsniveaus besitzen. Die leichtesten Gegner befinden sich in Abteil eins, die schwierigsten in Raum vier. Während du dich im Startraum befindest, kannst du frei wählen, in welches Abteil du dich begeben möchtest. Deine Ausbildung ist abgeschlossen, sobald du Abteil vier erfolgreich hinter dich gebracht hast. Wenn du dich für ein Abteil entschieden und es betreten hast, ist es nicht möglich wieder in den Startraum zu gelangen, es sei denn du bewältigst das Abteil oder du stirbst. Noch Fragen? Stell sie bitte sofort, ich habe keine Lust hier immer wieder vorbeikommen zu müssen, nur weil dir spontan noch etwas einfällt."

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