Prolog

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Madison schob die Haube zurück und verlangsamte ihre Schritte. Erneut suchten ihre Augen den gesamten Vorhof des städtischen Kirchengebäudes ab.
„Na das du mich so lange hier warten lässt..."
Ein lächeln huschte über ihr Gesicht und sanft lehnte sie sich an das morsche und wackelige Geländer der alten Holzbrücke. Versunken im Staunen über die Schönheit des bunten Abendhimmels ließ sie ihren Gedanken freien Lauf. Kaum merkbar veränderte sich ihr sanftes, genussvolles Lächeln mehr und mehr zu einen ernsten Ausdruck. Sie malte sich mit gemischten Gefühlen aus, wie ihr Leben sich verändern würde, nachdem die Entscheidung fallen würde und sie und ihr Mann Yukon Port für immer verlassen würden. Still schloss die junge Frau ihre Augen und atmete tief ein. Es duftete nach Spätsommerblumen und der plätschernde Bach unter ihr war heute besonders ruhig. Der Wind spielte sanft mit ihren Locken und lies Madison leicht frösteln.
Versunken in ihrer Welt der Träume merkte Madison nicht, wie jemand sich ihr zuwendete und langsam näher kam. Als plötzlich eine schwere Hand auf ihren Saum an der Schulter gelegt wurde, schrak sie hoch.
"Oh Jeff" abrupt drehte sich die zarte Gestalt um und schaute kurz darauf in ein von der Sonne schon jetzt im Frühjahr gebräuntes, lächelndes Gesicht. Die dunkelblauen, weichen Augen, welche im Schein der Sonne besonders zur Geltung kamen, bildeten den passenden Übergang zu seinen dunkelbraun- schimmernden Haaren. Das war Jeff, ein hochgewachsener, temperamentvoller Mann. Er war ein liebevoller und ehrlicher Mensch, bei jedem Mitbewohner von Yukon Fort beliebt und anerkannt. Plötzlich fühlte Madison sich sehr unterlegen. Jeff war ja viel zu gut zu ihr. Kaum ein Tag verging, an dem er ihr kein kleines, liebevoll verpacktes Geschenk mitbrachte. Sie, Madison Stoner, hatte sie so einen gütigen Mann jemals verdient? Sie konnte nicht allzu gut kochen, hatte oft Probleme im Thema Haushalt. Dazu war sie sehr gebrechlich und ihr schwaches Herz bereitete ihrem Mann oft große Sorgen.
Als Madison merkte, dass sie gerade einfach nur peinlich geradeaus gestarrt hatte, liefen ihre Wangen rot an. Sie merkte zudem, dass sie Jeff bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zugehört hatte. Doch seine letzten Worte konnte sie noch deutlich hören: „Es steht also fest, wir werden mitgehen! Wir haben es geschafft..."
Jeffs Eltern hatten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden wollen, ihren Sohn solch eine weite Reise in den Westen Amerikas antreten zu lassen. Doch als sie merkten das seine Wege andere Ziele verfolgten, mussten sie schlussendlich doch ihre Einwilligung geben. Madison wusste nicht ob sie nun weinen oder lachen sollte, und tat darauf hin beides gleichzeitig. Viele Sorgen füllten ihr Herz, welchen sie bis zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Beachtung geschenkt hatte.
Sie würden also mitziehen. Nach Westen. In eine bessere Welt, mit neuen Abenteuern.

Breath of pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt