Adler im Sturzflug (boyxboy)

19. Taehyung

Der Song war gut. Die Melodie plätscherte durch den Raum und meine Finger fanden die Akkorde fast von selbst. Ich lies die letzen Töne verklingen und schaute zu Jungkook, der immer noch auf dem Boden saß und mich anstarrte, als wäre ich ein Alien. "Du bist eingestellt!" Ich grinste, denn es hatte großen Spaß gemacht ihn zu überraschen und zu beeindrucken.  An Jungkooks Lippen klebten immer noch Cookiekrümel, was mich auf eine Idee brachte. "Sag mal Jungkook, darf ich dich Kookie nennen?" "Nur wenn ich dich Alien nennen darf!" "Alien...", ich lies mir den Namen auf der Zunge zergehen. "Wie kommst du denn jetzt auf Alien?" Er lachte, was ein Kribbeln in meinem ganzen Körper hervorrief. "Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung!" "Wenn das so ist, habe ich nichts dagegen. Lass uns die Taufe mit Wasser besiegeln!" Ich stand auf, legte die Gitarre auf Bett und lief zu Jungkook, der sich auf den Rücken legte und die Arme ausstreckte, bis er mich auf sich ziehen konnte. Ich drückte meine Lippen auf seine und genoss das Gefühl seiner Haare zwischen meinen Fingern. Nach einer Weile löste sich Jungkook von mir. "Also ich glaube nicht, das Taufwasser so sehr nach Schokoladencookies schmeckt!" Ich streckte ihm die Zunge raus und nutze dann eben diese, um die Krümel, die immer noch in seinem Mundwinkel klebten, abzulecken. "Und ich darf jetzt wirklich in deiner Band mitspielen?", fragte ich, als ich fertig war. Jungkook Augen leuchteten auf, was mir eigentlich schon Antwort genug war. "Ja, du spielst mit. Vielleicht kann ich die anderen sogar überreden, das du für immer mitmachen kannst!" "Das wäre cool!" Ich legte meinen Kopf auf Jungkooks Brust und griff nach der Keksdose. Irgendwie schaffte ich es mir einen ganzen Cookie im Stück in den Mund zu stecken und fütterte dann Jungkook mit der Hälfte eines anderen.  "Was ist das zwischen uns?", fragte ich, als ich fertig gekaut hatte. "Ich weiß es nicht!" Jungkooks Augen waren geschlossen. "Ist es okay, wenn wir das er einmal geheim halten?", fragte er dann und ich verschluckte mich an dem Cookie, den ich mir gerade in den Mund gesteckt hatte. "Ja, natürlich!", krächzte ich, doch in meinen Herzen zerriss eine kleine, dünne Verbindung, die dort gerade erst entstanden war. In meiner Hosentasche vibrierte es und ich rollte mich von Jungkook herunter und öffnete die SMS. 'Wo zum Teufel bist du?', leuchtete es mir da schwarz auf weiß entgegen.  Ich starrte den Bildschirm an. Meine Augen lasen immer wieder über die Buchstaben, des Absenders, doch es dauerte eine Weile bis der Name in meinem Gehirn ankam. Elena. Meine Freundin. Auf einmal wurde mir die ganze Situation wirklich bewusst. Ich lag zusammen mit einem Typen, den ich erst seit einem Tag wirklich kannte und den ich vor kurzem noch geküsst hatte, auf dem Boden eines Zimmers und das obwohl ich eine Freundin hatte. Wenn du jetzt aus der Tür gehst und das ganze hinter dir lässt, wird niemand jemals erfahren, dass du einen Jungen geküsst hast. Du kannst einfach zurück in dein normales, perfektes Leben, mit Freundin und gutem Ansehen, versuchte ich mir einzureden, doch irgendwie verursachte das ganze ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Ich schaute zu Jungkook, der immer noch da lag und sich einen Cookie nach dem anderen in den Mund steckte. "Ich muss ganz dringend nach Hause!", log ich nur halb. "Treffen wir uns morgen bei der Bandprobe? Wir kriegen als Bandmitglieder den ganzen Tag frei um zu üben!""Ja, klar! Wo?" "Aula!" Jungkook stand auf, um mich zur Tür zu bringen. Vorher machte er allerdings noch einen Umweg zu seinem Kleiderschrank und drückte mir eins von seinen T-Shirts in die Hand. Mir war gar nicht aufgefallen, das ich immer noch kein Oberteil trug, da mein Hemd ja weg war und zog mir das Shirt über den Kopf. An der Eingangstür küsste ich Jungkook zum Abschied ganz schnell auf die Lippen und verschwand dann.  Als ich um die nächste Straßenecke gegangen war, zog ich mein Handy aus der Hosentasche und schrieb eine SMS an Elena. 'Triff mich in zwanzig Minuten im Eiscafé am Rathaus!'