20. Jungkook

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Ich starrte immer noch auf die Straße als Taehyung schon lange verschwunden war und dachte über diese SMS nach, die so einen seltsamen Ausdruck auf sein Gesicht projiziert hatte. "Jungkook?", fragte meine kleine Schwester. Ich hatte sich nicht kommen gehört und fragte mich wie lange sie da schon stand. "Hey, du solltest doch im Bett bleiben!" Ich nahm ihre Hand und führte sie wieder zu ihrem Zimmer. Gerade als ich sie zudeckte hörte ich meine Mutter nach Hause kommen. Sie kam zu uns und lehnte sich, uns leise betrachtend, in den Türrahmen. "Jungkook?", fragte Nami leise. "Warum hast du einen Jungen geküsst?" Ich versuchte meine kleine Schwester weiterhin anzulächeln, aber ich merkte selbst, dass das ganze etwas angestrengt aussah. "Das erkläre ich dir später mal!" Ich stand auf und lief an meiner Mutter vorbei, ohne ihr in die Augen zu sehen, da mein schlechtes Gewissen mich wieder einholte. Ich hatte schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt meiner Mutter zu sagen, dass ich schwul war, aber die Angst vor Ablehnung war immer zu groß gewesen. "Jungkook!" Mit einem leisen Seufzen nahm ich die Hand von der Klinke meiner Zimmertür und drehte mich zu meiner Mutter um. "Ja?" "Komm mal bitte her!" Etwas widerwillig folgte ich meiner Mutter in die Küche und setzte mich an den Küchentisch. Die Küche war eine Weile von Schweigen erfüllt, bis Mama anfing zu sprechen. "Ich könnte jetzt sagen, das ich überrascht bin, aber das wäre schlicht und einfach nicht die Wahrheit. Ich vermute so etwas schon seit Jahren." Mein Kopf ruckte hoch und mein Blick, der bis dahin die Tischplatte fixiert hatte wanderte zu dem Gesicht der Frau, die mich seit 17 Jahren kannte. Meine Mutter schenkte mir ein warmes Lächeln und redete weiter. "Schon als du klein warst hast du dich immer mehr für deine Mitschüler als für Mädchen interessiert. Ich habe dich noch nie einem Mädchen hinterher schauen sehen und auch noch nie ein Pornoheft in deinem Zimmer gefunden." Ich stand auf, ging zu meiner Mutter und umarmte sie. Mir fiel auf, das ich anscheinend gewachsen war, ohne es wirklich zu bemerken, denn die Frau, die in meinen Erinnerungen immer genauso groß wie ich gewesen war, reichte mir nun nur noch bis zum Kinn. Meine Mutter ihr Gesicht an meiner Brust und ich legte meinen Kopf auf ihren Haaren ab, deren Duft mich an früher erinnerte. "Wie heißt er?", ihre Stimme klang dumpf, da ihr Gesicht immer noch gegen meine Brust gedrückt wurde. "Taehyung!", sagte ich widerwillig, aber mit einem Lächeln. Meine Mutter löste sich von mir und schaute mir in die Augen. "Ein schöner Name. Stellst du ihn mir vor, wenn er das nächste mal hier ist?"

Adler im Sturzflug (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt