Draxler&Durm

1.2K 80 3
                                    

“Sag mal Julian, hast du eigentlich eine Freundin?“ hallte es in meinem Kopf, immer und immer wieder. Ich spürte das Blut in meine Wangen schießen und ich wollte mich am liebsten verstecken, obwohl ich ganz alleine in meiner Wohnung war.
Nachdem ich mich nach dem Spiel mit Erik unterhalten habe und er mir diese unangenehme Frage gestellt hatte, bin ich so schnell wie möglich abgehauen. Obwohl wir nur zu zweit waren, hatte ich das Gefühl gehabt, einfach jeder hätte die Frage und meine völlig bescheuerte Antwort mitangehört.
Ich schreckte zusammen, als mein Handy klingelte. Kurz bekam ich Panik und wollte mich unter der Wolldecke verstecken, dann redete ich mir aber ein, dass mich der Anrufer sowieso nicht sehen könnte. Also schwang ich die Decke zur Seite und stand schnell auf, um mein Handy aus der Küche zu holen.
“Hallo?“ fragte ich ins Telefon.
“Julian?“
Ich riss mir das Handy vom Ohr und war kurz davor aufzulegen, zwang mich aber dazu Ruhe zu bewahren. Ich hob das Handy wieder an mein Ohr.
“Erik?“
“Hey. Ich wollte mich für heute Nachmittag entschuldigen. Ich hätte dich nicht so etwas Persönliches fragen sollen.“
Mein Herz pochte noch schneller. Die Frage geisterte noch immer in meinem Kopf herum und ich schämte mich so für meine Antwort, die nicht einmal aus einem sinnvollen Satz bestanden hatte. Ich hatte nur vor mich her gestottert.
“Nicht so schlimm.“ antwortete ich ihm und hörte ihn am anderen Ende der Leitung laut ausatmen. Dann folgte Schweigen, für ungefähr fünfzehn Sekunden.
“Also dann.“ sagte ich schließlich und wollte gerade auflegen, als Erik plötzlich “Warte!“ rief.
“Ja?“
“Julian? Hast du vielleicht Lust, heute Abend was trinken zu gehen? Es ist ja noch früh.“
“Klar.“ kam es aus meinem Mund, noch ehe er ausgeredet hatte.
Ich hörte ihn lachen.
“Gut, ich komme in einer Stunde zu dir, ja?“
“Okay.“
Dann legte ich auf und sprintete ins Badezimmer.

56 Minuten später schellte es an der Haustür. Ich zog mir meine Jacke über und schloss die Wohnungstür hinter mir ab. Schnell ging ich die Treppen runter bis vors Haus, wo Erik wartete.
Sofort wurde mir warm, als ich ihn sah, auch wenn es draußen mindestens zehn Grad kälter waren als in meiner Wohnung.
Er hatte eine dunkle Jeans an und ein enges Top, darüber eine schwarze Lederjacke, seine Hände hatte er lässig in die Jackentaschen gesteckt.
“Hey.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, als er mich sah.
“Hey.“ Ich ließ meine Hände ebenfalls in meinen Jackentaschen verschwinden, aber nur um das Zittern zu verbergen. Es sah sicher nicht einmal halb so lässig aus als wie bei Erik.
“Ich muss dir was beichten.“
Er kam auf mich zu, legte einen Arm um mich und zog mich mit sich zur Straße.
Ich räusperte mich, damit meine Stimme fest klang.
“Was denn?“ fragte ich ihn zögerlich.
“Wir gehen nichts trinken.“
Ich lächelte verwirrt.
“Und stattdessen?“
Erik lachte laut und zog mich näher an ihn.
“Bevor ich es dir sage, musst du mir versprechen, dass du mitmachst. Sonst macht es keinen Spaß.“
Ich zögerte, sah ihn unsicher an. Irgendwie war er anders als sonst und ich hatte  keine Ahnung, was er vor hatte. Ich sollte nicht einfach zusagen, ohne zu wissen, auf was ich mich einließ. Aber ich wollte nicht, dass er mich für langweilig hielt.
“Okay, versprochen.“ sagte ich also, bevor ich zu lange darüber nachdenken konnte.
Erik lächelte zufrieden.

Wir gingen zehn Minuten zu Fuß, er hatte seinen Arm die ganze Zeit über um mich gelegt, und schließlich kamen wir an einem kleinen See an. Es war fast dunkel, weswegen wir uns den Weg mit der Handytaschenlampe ausleuchteten.
“Wir sind da.“ verkündete Erik.
Ich schaute mich um. Wir standen am Ufer des Sees, es war dunkel und wir waren definitiv die einzigen hier. Man hörte nichts außer das Rauschen des Windes und unseren Atem.
“Sag mir nicht, dass du da rein willst!“ Ich deutete auf den See und anhand von Eriks Grinsen brauchte ich seine Antwort gar nicht mehr abwarten. “Das ist verrückt.“
“Ich weiß.“ Er kramte etwas aus seiner Jackentasche. “Deswegen habe ich uns das hier mitgebracht.“
Er hielt ein kleines durchsichtiges Tütchen in die Höhe, darin waren ein paar bunte Pillen.
“Pack das weg!“ Ich schlug seinen Arm weg und schaute mich hektisch um.
“Wenn dich jemand damit erwischt, ist deine Karriere vorbei!“
Erik lachte nur.
“Das ist sie doch sowieso.“ Er öffnete die Tüte und ehe ich reagieren konnte, legte er sich eine der Pillen auf die Zunge.
“Ich war heute beim Vorstand.“ Er lachte stolz. “Ich habe gekündigt.“
“Du hast was?“
“Ich habe immer gedacht, es wäre mein Traum Fußball zu spielen. Aber ich habe nachgedacht. Es macht mir keinen Spaß mehr. Diese-“ Er schnaubte. “Branche ist mir zu blöd.“
“Zu blöd? Deswegen kannst du doch nicht einfach aufhören.“
“Doch, kann ich und das habe ich schon getan. Und du solltest das auch. Stell dir nur vor, wie sie mit dir umgehen, wenn sie dein kleines Geheimnis erfahren.“
Er grinste und ich stand da wie angewurzelt, wollte kontern, mich verteidigen.
“Sag jetzt nichts.“ Er kam einen Schritt auf mich zu, packte mich am Kragen und zog mich mit einer schnellen Bewegung zu sich. Meine Brust drückte gegen seine und ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht.
“Streite es nicht ab. Du weißt, dass ich recht habe.“
Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich bekam keine Worte raus. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Erik seinen Arm hob und ehe ich mich versah, legte er mir eine der Pillen in den Mund.
“Schluck.“
Ich schloss den Mund und sah ihn stur an. Meine Gedanken setzten aus.
Sein Gesicht kam näher, seine Lippen schwebten direkt über meinen.
“Schluck.“ flüsterte er nochmal.
Und gehen alle meine Prinzipien verstoßend und ohne darüber nachzudenken schluckte ich.
“Gut gemacht.“ flüsterte er, ließ von meinen Kragen ab und ich taumelte ein paar Schritte rückwärts. Benebelt von seiner Nähe.
„Kommst du mit schwimmen?“ fragte er dann, lachte und zog sich die Lederjacke aus.
Mein Herz raste und ich musste lachen. Lachen, weil das alles so komplett idiotisch war.
„Okay.“ sagte ich und sah ihm zu, wie er sein Shirt auszog. Mein Blick blieb an seiner trainierten Brust hängen.
„Mund zu.“ lachte Erik.
Ich schaute schnell auf, doch statt rot zu werden, lachte ich nur.
Dann zog ich mir meine Jacke und meinen Pullover aus und schließlich meine Schuhe und die Jeans.
Als ich sie beiseite legte, hörte ich es hinter mir laut platschen. Sofort wirbelte ich herum und sah gerade, wie Erik aus dem Wasser auftauchte.
“Beeil dich!“ rief er mir zu und ich ging die paar Schritte zum Ufer.
„Warte! Du hast doch noch was vergessen.“ Er deutete auf meine Boxershorts und grinste.
'Nein', dachte ich mir sofort, aber ich hatte irgendwie die Kontrolle über meinen Körper verloren. Wie von selbst zogen meine Hände auch noch meine Boxershorts aus und ich sprang dann ebenfalls in den eiskalten See.
Als ich wieder auftauchte, sah ich in Eriks grinsendes Gesicht.
„Kalt?“ fragte er. Sein Atem wurde als Nebel sichtbar.
Ich nickte, hielt mich mit etwas unbeholfenen Bewegungen über Wasser.
“Komm her.“ Er breitete seine Arme aus und ich zögerte keine Sekunde.
Ich schmiegte mich an ihn und sofort wurde mir warm.
„Ist das nicht verrückt?“ flüsterte er an mein Ohr. Ich hob meinen Kopf, sodass ich ihn angucken konnte. Er legte eine Hand an meine Wange, mit der anderen hielt er mich am Rücken und zog mich näher.
Ich nickte.
„Ich würde dich jetzt gerne küssen.“ sagte er.
Ich grinste nur, dachte nicht nach und legte meine Lippen auf seine.

Fußball Oneshot's BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt