Bürki & Hummels

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"Roman? Warte mal." hörte ich Mats nach mir rufen, gerade als die Kabinentür hinter mir zufiel. Nur eine Sekunde später riss Mats sie wieder auf und grinste mich an.
"Was gibt's?" fragte ich ihn und schwang mir meine Trainingstasche über die Schulter. Mats nickte mit dem Kopf in Richtung Ausgang, ging langsam weiter und ich folgte ihm im Gleichschritt.
"Hast du schon etwas vor heute Abend?" fragte er mich. Sein Tonfall war eintönig, seine Stimme ging am Ende des Satzes nicht hoch. Es klang, als hätte er den Satz auswendig gelernt.
Und das ließ mich aufhorchen.
"Ja." log ich kühl und verschnellerte meinen Schritt. Aber Mats hielt mit mir mit.
"Wir könnten doch mal wieder etwas unternehmen. Als Freunde meine ich." Nun klang er nicht mehr so gefühlskalt. Im Gegenteil, er klang traurig.
"Das ist keine gute Idee." gab ich zurück, trat durch die Tür nach draußen und steuerte auf mein Auto zu.
"Warum?" Mats wurde lauter und er klang verletzt. Aber das konnte ich nicht ändern.
Ich ignorierte ihn und öffnete meine Autotür, aber Mats schlug sie wieder zu.
"Geh mir nicht immer aus dem Weg!" schrie er jetzt.
"Lass mich." knurrte ich und tastete nach der Türklinke.
"Nein. Rede mit mir." Seine Stimme war wieder leiser, aber noch genauso einschüchternd.
Ich wollte protestieren, aber Mats stellte sich so dicht vor mich, dass ich nicht zur Seite ausweichen konnte. Seine Hände lagen links und rechts von mir auf dem Autodach und hielten mich zurück.
Ich durchbohrte Mats mit meinem Blick.
"Du erlaubt dir vielleicht was." murrte ich leise.
"Was?" horchte er nach.
"Du weißt doch genau, was los ist!" Ich riss mich mit einer schnellen Bewegung los, aber mit einer noch Schnelleren packte mich Mats am Handgelenk.
"Und? Ist das meine Schuld?" entgegnete er, was mich noch mehr in Extase versetzte.
"Etwa nicht?" Ich ging einen Schritt auf ihn zu und packte ihn am Kragen. "Ich meine mich zu erinnern, dass du vollkommen nüchtern warst." preschte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor, was Mats nur laut auflachen ließ.
"Kann ich ja nichts für, dass du dich besaufen musst, nur weil du nicht damit klar kommst, dass du schwul bist."
Ich erstarrte für eine Sekunde. Dann sah ich mich hektisch um, entdeckte aber keine Menschenseele.
"Bist du verrückt?" zischte ich und stieß ihn von mir weg. Er fing sich nach einen Schritt ab, aber mir blieb genug Zeit, um mich ins Auto zu setzten. Mats bekam aber noch die Tür zu fassen.
Ich starrte sturr auf das Lenkrad.
"Sei nicht so blind, Roman." sagte Mats ruhig.
Ich sah ihn an, in seinen Augen standen Tränen und jegliche Anzeichen seiner Wut waren verschwunden.
Ein paar Sekunden konnte ich meinen Blick nicht abwenden, doch dann riss ich mich zusammen, sah nach vorne und startete den Motor.
"Geh." sagte ich mit zittriger Stimme und grub meine Fingernägel in das weiche Leder des Lenkrades.
"Sei doch vernünftig." versuchte Mats es ein letztes Mal und als Antwort sah ich noch einmal zu ihm. Meine Augen mussten gerötet sein. Ich spürte die Hitze in mir aufsteigen.
"Bitte." hauchte Mats und ich beobachtete eine Träne, die über seine Wange lief.
In dem Moment dachte ich an die Nacht.
Ich erinnerte mich an das Gefühl seiner Wärme, seiner Arme, die er um mich geschlungen hatte, und seine Küsse. In der Nacht war ich so glücklich gewesen und hatte mich so sicher gefühlt. So gar nicht fehl am Platz, wie sonst.
"Du kannst es immer haben." sagte Mats leise, als hätte er an dasselbe gedacht.
"Denk nicht daran, was andere sagen werden. Denk an dich."
Ich sah zu ihm auf, er hielt mir seine Hand entgegen und wartete auf mich.
Ich sah zu seiner Hand und dann in seine Augen und zurück.
Und schließlich hob ich zitternd meine Hand und legte sie in seine.




Für die liebe LenaHummels15

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