1. Verpeilte Franzi

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Kapitel 1: Verpeilte Franzi

Morgen war es soweit, endlich wieder Biathlon, endlich wieder Weltcup, endlich wieder völliges Auspowern, um das Glücksgefühl eines erfolgreich absolvierten Rennens zu spüren. Das erste Weltcupwochenende stand vor der Tür. Östersund stand vor der Tür. Die ersten Wettkämpfe der Saison 2015/16 fanden in Schweden statt und wie schon im vorigen Jahr würde die Saison mit den Mixed Wettbewerben eröffnet werden.

Franzi suchte in ihrer kleinen Wohnung in Ruhpolding sämtliche Trainingsklamotten des deutschen Skiverbandes zusammen und stopfte diese in ihre große Sporttasche. Bis zum 20. Dezember würde sie nun wieder unterwegs sein und neun Wettbewerbe bestreiten. Eine lange Zeit für eine 21-Jährige. Trotzdem freute sie sich auf die kommende Zeit. Am Biathlon hing ihr Herz. Die Kombination aus Schießen und Skilaufen machte die Rennen erst so richtig spannend.

Als ihre Tasche endlich gepackt war, ging die Suche nach den wichtigen Dingen erst richtig los. „Wo zum Teufel liegt mein Reisepass!" motzte sie. In zwei Stunden musste sie los. Miriam Gössner und ihr Namenszwilling Franziska Hildebrand holten sie ab, gemeinsam würden sie dann zum Münchner Flughafen fahren.

Den Inhalt jeder Handtasche kippte sie auf ihrem großen Sofa aus. Labello, Taschentücher, Kleingeld, Kopfhörer, Handy, Wimperntusche, Pflaster, sämtliche Sachen fielen aus ihren Taschen, nur kein Reisepass. Inzwischen war eine weitere Stunde vergangen und Franzi hatte ihre komplette Wohnung auf den Kopf gestellt. „Okay, Franzi, nachdenken, wo hattest du ihn zuletzt?"

Normalerweise stellte ihre Mutter diese Fragen, aber heute redete sie mit sich selbst. Von ihrer Familie hatte sie sich schon gestern verabschiedet. Solche Abschiede waren im Hause Preuß immer tränenreich und lang, weshalb sie diesen lieber schon auf den vorigen Tag gelegt hatte. Und wie man nur unschwer erkennen konnte, benötigte sie auch den ganzen Tag zum Packen.

„Na gut, erst einmal die anderen Sachen!"

Aus ihrem Schlafzimmer holte sie noch ihr Lieblingskissen, das sie bisher auf jedem Flug dabei gehabt hatte, so konnte sie zumindest ein wenig schlafen. Um sich ein bisschen zu beruhigen, lief sie zum Radio hinüber, um dieses einzuschalten. Nachdem endlich ein Sender gefunden war, der mehr als eine Minute Musik am Stück laufen ließ, ging die Suche weiter.

Kurze Zeit später klingelte es auch schon an der Türe. Mein Gott, wie konnte man immer so pünktlich sein. Schüttelte Franzi den Kopf. Aber sie hatte die beiden trotzdem ganz arg lieb. Es war so wichtig gute Freundinnen im Team zu haben. Die komplette Damenmannschaft verstand sich super, gerade im Winter war das die Familie. Vor allem für Franzi war dies wichtig, da sie mit ihren 21 Jahren zu den Jüngsten im ganzen Wettkampfzirkus gehörte.

Gerade als sie die Tür öffnen wollte, fiel ihr Blick auf die kleine Kommode. Ungläubig schaute sie auf den Platz neben ihrem Autoschlüssel. Erst mit dem ungeduldigen Klingeln ihre Freundinnen richtete sie ihren Blick wieder auf die Wohnungstür, die sie dann auch öffnete. Sofort fielen ihr Franzi und Miri in die Arme und das obwohl sie sich erst vor kurzem beim letzten Trainingslehrgang getroffen hatten, um sich den Feinschliff für die kommende Saison anzutrainieren.

„Verpeilt wie eh und je!" grinste Miriam sie an, Franzi stimmt ihre lachend zu. „Ich habe gerade verzweifelt meinen Pass gesucht, aber der lag die ganze Zeit hier!" Franzi schlug sich die Hände vor das Gesicht. Warum war sie nur so verpeilt.

Miriam und Franzi halfen ihr beim Tragen ihres Gepäckes. Zum Glück kümmerten sich die Techniker der deutschen Nationalmannschaft um die Skier, die große Reisetasche und der Rucksack reichten ihr völlig aus.

„Hast du deinen Pass jetzt?" fragte Miriam, als sie am Auto angekommen waren und gerade dabei waren, die Taschen so im Auto unterzubringen, dass alle Türen und die Kofferraumklappe geschlossen werden konnten. „Jaja hab ich."

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