Ankunft in Hochfilzen

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Da lag er nun. Auf seinem Bett. Und verzweifelte.

Warum hatte er das heute nur getan?

Er hatte seine Teamkollegin geküsst. Und warum? Weil er ein Mann war, der auf ihre weiblichen Reize reagierte. Dass Franzi verdammt hübsch war, war ihm klar, doch heute hatte er eine neue Seite an ihr kennen gelernt. Die feuchten Haare, die nackten Beine, ihr unsicherer Gesichtsausdruck hatten ihn verrückt gemacht. Aus einer lapidaren Entschuldigung war schnell mehr geworden. So ganz konnte er sich selbst nicht erklären, wie es dazu kommen konnte. Sonst knutschte er auch nicht jede Frau, die bei drei nicht auf dem Baum war.

Miriam Gössner, die auch in Östersund dabei war, war seine letzte Freundin gewesen. Das war schon ganze vier Jahre her. Aber das Training, die Lehrgänge und der Weltcup ließen keine Zeit, um jemand neues kennen zu lernen. Je erfolgreicher er wurde, desto schwerer wurde die ganze Sache. War er nur der bekannte Sportler oder waren die Frauen wirklich an ihm als Mensch interessiert. Manchmal verstand Simon sich selbst nicht.

Es war ja nicht so, dass er die unbeliebteste Socke der Welt war, aber er tat sich einfach schwer damit, eine Frau anzusprechen.

Und dann umarmte Franzi ihn und er hatte nichts Besseres im Sinn als sie zu küssen.

Klar, er mochte die Biathletin, aber war da mehr? Sie war neben Miri die Frohnatur der Mannschaft, immer ein Lächeln auf den Lippen.

Doch war er sich noch nicht einmal sicher, ob er sie als Freundin oder als gute Teamkollegin einordnen würde. Im Moment war er einfach total durch den Wind.

Gerade beim Abendessen hatte sie bei den Mädels, einen Tisch vor ihm gesessen. Alle hatten sich abwechselnd umgedreht, nur Franzi hatte stocksteif auf ihrem Platz gehockt. Sobald sie aufgegessen hatte, hatte sie ihren Teller abgeräumt und war wieder über alle Berge gewesen.

Aus dieser Reaktion wurde er nicht schlau, aber war auch froh, dass sie ihn nicht darauf angesprochen hatte, denn er hätte nicht gewusst wie er es ihr hätte erklären sollen.

Er erinnerte sich an die Saison 2011 / 12, als Miri und er im Sommer beschlossen hatten ihre Beziehung zu beenden. Sie waren zwar im Positiven auseinander gegangen, doch trotzdem war es gerade bei Lehrgängen oder zu Beginn der Saison schwierig gewesen freundschaftlich miteinander umzugehen, Schließlich waren sie fast vier Jahre zusammen gewesen.

Mit Franzi war das jetzt ganz anders. Er hatte einfach nicht gewusst, wie er mit der Situation umgehen sollte, als da plötzlich Maren in ihrem Zimmer gestanden hatte und sie in dieser eindeutigen Position erwischt hatte.

Genervt von sich selbst schlug sich Simon mit der flachen Hand auf die Stirn.

Mit 27 Jahren hatten andere schon die Frau ihres Lebens gefunden und er lag hier und beschäftigte sich mit dieser Schwärmerei für eine Teamkollegin.

Nachdem er sich noch mindestens eine Stunde Gedanken gemacht hatte, schlief er mit Kopfschmerzen ein.

Am nächsten Tag standen die Verfolgungen auf dem Plan, an welchen er als einziger deutscher Athlet nicht mitwirken durfte, weil er schlicht und ergreifend viel zu schlecht gewesen war. Da wollte er einmal den Gesamtweltcup angreifen und hoffte auf so wenige krankheitsbedingte Ausfälle wie nur möglich, da handelte er sich gleich einen freien Tag ein.

Er beschloss während den Rennen im Hotel zu bleiben, den anderen auf der Strecke zu zuschauen, sah er nicht ein. Nachher holte er sich so noch eine Erkältung, darauf konnte er verzichten!

Die Männer waren zuerst an der Reihe. Aus der deutschen Mannschaft hatte Arnd mit seinem zweiten Platz gestern im Sprint die beste Ausgangsposition. Martin Fourcade würde wohl kaum zu schlagen sein.

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