Kapitel 6

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Sierra

Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir zu obwohl ich das nicht nötig hatte. Ohne mir irgendwelche Gedanken und Sorgen zu machen, machte ich mich auf den Weg ins Gefängnis. Die Kopfhörer im Ohr und die Musik auf voller Lautstärke ging ich den Kieselweg entlang zum Tor und auf die Hauptstarße. Das zurück treten meiner Füße ignorierte ich gekonnt und das schnelle pochen meines Herzens genauso. Das zittern meiner Hände, das kribbeln meines Bauches verunsicherte mich. Der Bass dröhnte in meinen Ohren doch konnte die Gedanken nicht abschalten. An der Bushaltestelle angekommen, wartete ich auf mein Bus und klopfte mit meinem Fuß im Ryhtmus mit der Musik auf den Boden. Der starke Wind wehte meine Haare hin und her und verursachte einen Chaos auf mein Kopf. Nach endlosen 10 minuten kam auch mein Bus und ich stieg ein. Auf ein freien Platz sezte ich mich und schaute auf die vorbei gehende Landschaft. Der Farbunterschied war erstaunlich und die Veränderung der Stadt war bemerkenswert. Eine Stunde später kam auch schon die letzte Station und ich stieg aus. Das die Luft anders war bemerkte ich auf den ersten Geruch. Meine Beine fühlten sich schwer an und der Gedanke gleich ins gebäude zugehen, sezte mir zu.

Unentschlossen ob ich zurück gehen soll oder nicht kaute ich auf meine Unterlippe herum bis sie anfing zu bluten. Langsam nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche und machte die Musik aus.
Je schneller desto besser.
Nun viel selbstsicherer ging ich auf den Zaun zu, der das ganze Gefängnis umrandetet und blickte in die Augen eines Wärters.
"Name" bekam ich zu hören und seine Stimme, die kratzig klang, verursachte mir eine Gänsehaut, die mir durch Mark und Knochen ging.
"Sierra Stone." Flüsterte ich und der Schmerz in der Brust bereitete mir Schwierigkeiten.
Ohne was zu sagen, machte er mir die Zauntür auf und schaute grimmig rein.
Zögernd und den Gedanken daran vielleicht doch umzukehren, tritt ich in das Gefängnis ein. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Brust zog sich zusammen.
Hinter mir das Gitter erblickte ich das zweite Tor, wo ich dann auch durchgelassen wurde und mich dann auf das graue Gebäude zubewegte.
An den Seiten, wo auch Zäune angebracht waren, sah ich Häftlinge, die zu mir blickten. Ohne mich irgendwie beirren zu lassen, ging ich weiter.

Ich rückte den Stuhl zurück und setzte mich drauf und faltete meine Hände auf dem Tisch. Nervös ließ ich meine Hände knacken und wartete.

Nach endlosen Minuten ging die vorliegende Tür auf und ein gut gebauter aber erschöpft aussehender Mann kam hinein und als er mich erblickte, strahlden seine blauen Augen, wie kristallklare Diamanten.

"Sierra." Hauchte er und blinzelte paar mal hintereinander. Lächelnd stand ich auf und ging auf ihn zu. In der Zeit machte ein Wärter die Handschellen ab und ging aus dem Raum.
Sofort stürmte er auf mich zu und riss mich in seine Arme. Nachwievor fühlte ich mich sicher in ihnen und schmiegte mich noch ein bisschen mehr an ihm und die ganze Last auf meinem Schultern war verschwunden. Es war die richtige Entscheidung wieder hierher zu kommen.

"Ich hab dich vermisst." Sagte er und hielt mich auf ein Armabstand von sich. Gründlich sah er mich an und fragte:" Geht es dir gut?"

"Ja, Ja sehr gut und dir?" Lächelnd sah ich zu ihm auf, wie immer.
"Jetzt, wo ich dich nach zwei Monaten wiedergesehen habe, viel besser. Es ist eine Weile her, findest du nicht. Wieso hast du dich nicht blicken lassen?" Fragend sah er zu mir runter und zog seine Augenbrauen zusammen, weshalb eine Falte entstand, die ich dann wieder glattstrich.
"Ich hatte viel zu tun. Die Schule hatte wieder angefangen und ich fand nie Zeit dich zu besuchen. Es tut mir leid." Murmelte ich und schloss beschämt die Augen. Ich wollte nicht das er sah, wie ich ihn eiskalt ins Gesicht.
Ich hörte ihn schwer ausatmen bevor er mich wieder in seine Arme zog. Gleich darauf schloss ich meine Arme um sein Torso und atmete sein verloren geglaubten aber doch vertrauten Geruch ein und seufzte.
Langsam löste er sich wieder von mir und nahm mich an der Hand und führte mich an den Tisch. Wir saßen gegenüber und unsere Hände hatten wir auf dem Tisch verschränkt.
"Ich weiß, dass du gerade gelogen hast aber ich werde dich zu nichts zwingen. Ich bin einfach nur froh dich wieder zusehen. Es kam mir, wie eine Ewigkeit vor und nur der Gedanke an dich hat mich am Leben gehalten."
Presste die Lippen aufeinander und nickte ganz leicht.
Er fuhr sich durch die pechschwarzen Haare, die ein paar graue Strähnen durchzogen.
"Du bist mein einziger halt. Du bist mir als einzige übriggeblieben. Du bist meine Familie." Kurz drückte er meine Hände und schaute in meine blauen Augen intensiv an.

"Ich weiß. Ich werde alles gut machen. Ich hol dich hier raus und dann werden wir ein wunderschönes Leben führen. Nur wir zwei." Lächelnd schaute er mich an und seine Augen füllten sich mit Tränen, die er jedoch versuchte zu unterdrücken.
"Ich bin so stolz auf dich." Zuversichtlich sah er mich an bevor eine Träne sich aus seinem Auge löste und seine Wange hinabfuhr. Ich wischte sie weg und plötzlich fing er an einfach zu weinen. Der stärkste Mann, den ich gesehen hatte, fing vor meinen Augen an zu weinen, wie ein Kleinkind. Meine Hände drückte er sich auf die Augen und ließ immer wieder ein Kuss auf meine Handinnnenfläche.
Nach wenigen Minuten hatte er sich beruhigt und wischte sich über die Augen, die rot waren. Dadurch stachen seine Augen viel intensiver heraus und ließen ihn fast leblos wirken.
"Es tut mir leid, Daisy. Für alles, was ich getan habe und tun werde."
Kurz schluchzte er nochmal und schaute mich traurig an und ich vergass, dass er mich nach langer Zeit wieder mit meinen Spitznamen ansprach, denn er mir gab.
"Dir muss gar nichts leid tun. Du hast alles richtig gemacht. Ich bin stolz auf dich und wenn ich groß werde, will ich genauso sein, wie du."

Er lächelt und dieses Lächeln war für mich der Beweis, dass egal was kommt wir immer zusammen bleiben. Die Tür ging auf und ein Wärter kam rein. Ich erhob mich ging auf ihn zu und umarmte ihn zog sein Duft tief in mich ein. Er setzte mir ein Kuss auf den Kopf und sagte:" Ich liebe dich, Sierra Daisy Stone."

Wir lösten uns von einander. Die Handschellen wurden wieder befestigt und sie gingen. Als sie fast über die Türschwelle waren rief ich ihn und er drehte sich zu mir um sah mich fragend an.

Ich lächelte.
"Ich liebe dich auch, Dad. Mehr als ich zugeben möchte." Und die Tür schloss sich.

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