2. Kapitel

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Mein Zimmer ist einfach der Traum eines jeden Mädchens: helle Wände; Möbel aus ebenso hellem Holz; ein riesiges Bett; eine Couch; ein Flachbildschirmfernseher mit Wohnwand und einem Balkon, der mein Zimmer mit Elijah's verbindet.
Meine Koffer stehen neben meinem Kleiderschrank. Ich mache mich sofort daran, meine Klamotten einzuräumen. Entweder ist der Schrank so gigantisch, oder ich habe einfach so wenige Sachen, denn als ich fertig bin, ist der Kleiderschrank gerade mal zur Hälfte gefüllt. Ich schnappe mir mein Handy und lese die Nachrichten meiner Freunde. Sie alle scheinen mich furchtbar zu vermissen. Und das schlimmste: Ich vermisse sie auch, so unendlich!

Plötzlich klopft es an der Tür. Ich stöhne. "Ja!?", sage ich genervt. Langsam öffnet sich die Tür und mein Dad kommt zum Vorschein. Na ganz toll!

"Hey, alles klar bei dir?" Bis gerade eben schon, ja. Aber statt dieser Antwort nicke ich nur leicht. "Willst du noch was essen?", frägt er fürsorglich. Dreht sich bei ihm alles um's Essen!?

"Nein, danke", sage ich knapp.

"Hey, ... ähm, das kommt jetzt vielleicht ein bisschen blöd rüber, aber Rose und ich gehen heute Abend in die Oper und Elijah's 'Babysitter'", er malt Anführungszeichen in die Luft, "hat heute leider keine Zeit. Könntest du ... Könntest du vielleicht auf ihn aufpassen?" Darauf läuft es also hinaus.

"Zehn Jahre", beginne ich wütend meinen Vortrag, "Zehn Jahre lang meldest du dich nicht bei mir! Du machst dir hier ein schönes Leben und versuchst deine 'andere Familie' zu vergessen, aber die Vergangenheit hat dich eingeholt und jetzt steh ich vor der Tür. Zehn Jahre lang habe ich auf ein Lebenszeichen von dir gewartet, doch NIE hast du auch nur angerufen! Für alles bin ich zu schlecht, aber um auf deinen verdammten Sohn aufzupassen bin ich dir gut genug, oder was!? Dass Mum tot ist, hab' ich mir nicht gewünscht! Ich wollte nie hierher, hörst du!? Ich hab' mir das verdammt nochmal nicht ausgesucht!", kreische ich jetzt fast hysterisch und die Tränen kann ich auch nicht mehr zurückhalten.

"Ich habe Briefe geschrieben", sagt mein Dad ruhig, "Aber du hast nie geantwortet."

"W..Was?", frage ich verdattert, "... Sie sind nie angekommen", erkläre ich und mein Vater nickt bestätigend.

"Deine Mutter hat mir jegliche Art von Kontakt zu dir verboten", klärt er mich auf. Ich schüttle den Kopf.

"Jetzt ist Mum also wieder Schuld, ja!? Du bist doch abgehauen! Du hast uns verlassen!" Jetzt ist mein Dad derjenige, der den Kopf schüttelt.

"Das hat deine Mutter erfunden, Amber. Die Wahrheit ist, dass ich sie mit einem anderen Mann im Bett erwischt habe. Und zwar mehr als ein mal! Jedes Mal hat sie gesagt, dass es ein Ausrutscher war, und so leichtgläubig wie ich war, habe ich ihr das auch immer geglaubt. Aber irgendwann war es selbst mir genug. Sie hat mich daraufhin als 'schlechter Ehemann' bezeichnet und sie wollte dann auch sofort die Scheidung! Du warst noch so klein und hast das alles nicht richtig verstanden, da muss dir deine Mutter irgendwelche Lügen aufgetischt haben", beendet er seine Erzählung. Das gibt mir eine völlig andere Sicht der Dinge. Meine Mum war immer für mich da! Das konnte nicht sein!

"Du lügst doch wie gedruckt!", fauche ich ihn an, "Mum hätte sowas nie getan! Und jetzt raus!", ich zeige auf die Tür und deute damit an, dass er gehen soll. Und tatsächlich, mein Vater steht auf, geht zu Tür, doch bevor er hinaus geht, meint er noch: "Ich habe das nicht erfunden." Er wirft mir einen mitleidigen Blick zu, dann bin ich wieder allein. Ich drehe mich auf den Bauch und schreie wie verrückt in mein Kissen. Das kann doch alles gar nicht wahr sein!? Ich kreische und weine, und irgendwann schlafe ich ein.

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Heute mal ein kürzeres Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem! Wie findet ihr Amber's Dad, Marcus? Bis zum nächsten Teil! <3

Out of my dreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt