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„Warum gehst du nicht mehr raus, Jasmin?", fragte Katja mit minimaler Besorgnis in ihrer Stimme.

„Ich bin nicht in der Stimmung."

Sie war seit einem Jahr sehr erfolgreich. Die Reihe, die unter dem Vorwand des Vergleiches der Anstalten gelaufen war, hatte den erhofften Effekt – es war etwas sehr besonderes, gewagtes gewesen mit den Wahnsinnigen zu reden. Aber Jasmin war nicht glücklich. Gar nicht glücklich. Sie bemerkte, wie sehr sie sich zurück zog in sich selbst, weg von allen anderen. Patricia hatte sie nicht mehr gesehen, seitdem sie wirklich Erfolg hatte. Das hatte sie sich aber schon vorher gedacht, und sich nicht viel gekümmert.

Sie war einfach nicht in der Stimmung.

In der Stimmung wofür?

Tränen begannen über ihre Wangen zu rinnen, und schwarze Linien wuchsen aus ihrem Herzen. Das Armband begann zu brennen. Wut stieg in ihr auf. Es brannte weiter. Sie nahm es ab. Starrte es an. Sah auf die starke Verbrennung, wieder auf das Armband.

Sie steckte es an den anderen Arm, und schwor sich, sich nie wieder so ihren Gefühlen hin zu geben.

In der Nacht träumte sie davon, wie tanzende Linien sie umhüllten. Irgendwie tat ihr linker Arm weh, und sie ärgerte sich im Halbschlaf darüber. Doch dann konnte sie weiter schlafen, als sei nichts gewesen. Tanzende Linien, tanzende Herzen.

Sie wachte ohne ihr Armband auf und verfluchte sich sofort, ihren eigenen Schwur so schnell gebrochen zu haben. Schwäche. Schwach. Einsam.

Sie schluckte die Gefühle aber herunter, und steckte sich das silberne Band wieder an. Es schmiegte sich an ihre Haut.

Allen war es freigestellt, dies zu tragen. Aber jeder trug es, aus dem Wissen heraus, was mit Menschen passierte, die dies nicht taten. Wahnsinn, Schwäche, und Zerstörung. Das waren die Begriffe, die allen eingetrichtert wurden. Lass es nicht zu, sei stark und kontrolliert. ein guter Teil unserer Gesellschaft. 

Risse im HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt