Nach gefühlten Minuten war ich bei meinem Haus angelangt.
Ich schreckte nun vor nichts mehr wirklich zurück, bei dem Gedanken, dass sich meine Eltern vielleicht noch in dem Haus befanden. Die Gedanken in meinem Kopf warfen sich übereinander, sodass ich ich nicht wirklich klar denken konnte.
Also stürmte ich durch den bereits völlig ausgebrannten Türrahmen ins Innere des Hauses.
Es war, als würde meine Kehle verbrennen, während ich nun scharf die Luft einsog, um überhaupt an welche zu kommen. Dieser Rauch war unerträglich, ich konnte nichts sehen, doch kannte ich das Haus nur zu gut, als dass ich mich hätte verlaufen können. Ich machte einen kleinen Schritt vorwärts, vom vielen Rauch erschlagen, aus Angst gegen etwas zu stoßen.
Ich schlug um mich, als könnte ich die Flammen und den Rauch damit vertreiben. Alle Gedanken, Ängste und Befürchtungen kamen wieder in mir auf und ich tastete mich jetzt jedoch eher weniger vorsichtig voran, was mir dann allerdings auch zum Verhängnis wurde. ich stolperte und...ich fiel. Der Fliesenboden in unserer Küche, auf welchem ich mich jetzt befinden musste, war sehr kalt. Ein Aufschrei ertönte, als meine Haut ihn berührte. Überall um mich herum sah ich Flammen und bekam Panik. Mit plötzlicher Energie rappelte ich mich
wieder auf. Ich fing an zu schreien:"Mum, Dad, seid ihr hier? Antwortet mir, bitte!"
Keine Reaktion.
"Mum?!"
Nichts.
"Dad?!"
Wieder nichts.
Ich war ganz außer mir und befand mich in einem absoluten Ausnahmezustand, ich wollte noch einmal nach meinen Eltern rufen, als ich etwas Kaltes mit meinen Fingern ertastete und es dann mit ihnen umschloss. Eine Tür. Ich riss sie hastig auf, doch konnte ich immer noch nichts sehen. Ich fühlte mich so hilflos und versuchte erneut, mit meinen Armen den Rauch zu vertreiben. Flammen konnte ich nirgends erkennen, also lief ich blind durch den Raum. Ich wollte gerade nach meinen Eltern rufen, als ich in vollem Tempo gegen etwas sehr Hartes stieß und dumpf daran abprallte. Fast wäre ich wieder hingefallen, ich strauchelte, doch ich fing mich in letzter Sekunde und drehte dann um.
Wieder und wieder schrie ich nach meinen Eltern:
" Wo seid ihr ?! "
Doch nie bekam ich eine Antwort.
Ich verließ den Raum und hastete zur Treppe. Jede Stufe war eine Qual, denn der Rauch kratzte in meiner Lunge und ich bekam nur sehr mühsam Luft. Doch all das wollte ich auf mich nehmen, würde ich nur jemals wieder meine Eltern sehen. Ich stützte mich jedoch nicht am Geländer ab, da dies auf der rechten Seite bereits vollkommen in Flammen stand, weil es aus Holz war, welches sehr schnell brannte. Ich stürmte die Treppe, drei Stufen auf einmal nehmend hoch, als würde ich fliegen.
Oben angekommen schaute ich mich nicht mehr um, um noch irgendetwas erkennen zu wollen, meine Ruhe war nun ganz verflogen. Ich trat hysterisch gegen alles, was mir in den Weg kam und fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum. Langsam füllten sich meine Augen mit Tränen und es brannte höllisch, da mir der Rauch die ganze Zeit ins Gesicht schlug.
Wieder schrie ich um Hilfe und wieder antwortete keiner. War ich denn völlig allein, Mama ging es doch nicht so gut und ich dachte dad wollte bei ihr bleiben? Oder waren sie doch arbeiten gegangen und es ging ihnen gut? Nein, das konnte nicht sein, mum hatte dad fest versprochen Zuhause zu bleiben, also musste ich weiter suchen.
Als wenn das Alles nicht schon genug wäre, kam es, dass ich husten musste. Sehr stark husten, ich würgte die abgestandene Luft und den Rauch, den ich einatmete wieder aus. Doch es sammelte sich ständig wieder neu Rauch in meiner Lunge, sodass ich wieder husten musste. Ich bekam kaum Luft und röchelte die ganze Zeit, doch der Wunsch meine Familie wiederzusehen war einfach stärker. Völlig hilflos rannte ich in das Schlafzimmer meiner Eltern, welches sich direkt neben dem Bad befand, in das ich blindlings gelaufen war.
Im Schlafzimmer angekommen, sah ich Flammen an den Gardinen und dem Teppichläufer vor dem Elternbett. Ich stürzte zum Bett, um zu sehen, ob meine Mutter noch darin war.
Mittlerweile völlig verheult und hustend fing nun auch mein T-Shirt an zu brennen. Da ich nicht darauf geachtet hatte, hatte es an der Gardine Feuer gefangen. Doch dieser oberflächliche Schmerz war nichts gegen den, der sich langsam in meinem Herzen verbreitete.
Im Gegenteil, ich spürte ihn kaum.
Um aber nicht zu verbrennen, riss ich mir das T-Shirt vom Leib und schrie noch einmal mit letzter Kraft nach meinen Eltern:
"Mum, Dad, wo seid iiihhhhhhhr, biiiiiitte heeelft mir, biiiitte!"
Ich sank schluchzend auf den Boden und wünschte mir, die Flammen würden mich verschlucken.
Was war, wenn meine Eltern schon tot waren?
Was war, wenn ich zu spät gekommen war?
Diese Gedanken waren für mich unerträglich.
Tief aus meiner Kehle erklang ein Schrei. Ein Schrei, hasserfüllt und verzweifelt.
Ich hasste mich, weil ich meinen Eltern nicht hatte helfen können. Ich hasste mein Leben, da ich wusste, dass ich unter diesen Umständen nicht mehr glücklich sein konnte und ich hasste alle Menschen, die sich vor dem Haus versammelt hatten, meine Schreie hörten und nicht eingegriffen und geholfen hatten, nicht das Feuer löschten. Wie konnte man nur so herzlos sein?
Dann wurde mir schwarz vor Augen, ich wollte mich an der Tür, an der ich mittlerweile angekommen war festhalten, doch da verlor ich das Bewusstsein.
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I don't care keep the pain in heaven
Teen FictionErschüttert von dem, was vor einigen Tagen passiert war, saß ich einsam, in mich zusammengesunken mit undurchschaubarer Miene auf der Bank, gegenüber eines völlig ausgebrannten Hauses, welches ich mal "mein Zuhause" genannt hatte. Ich hatte alles v...