Ein Klingeln an meiner Türe reißt mich aus dem Schlaf, was mich genervt seufzen lässt. Ich weiß genau, dass Simon wie jeden Morgen vor meiner Türe steht und versuchen will, mich zu etwas zu überreden. Schon seit einer Weile lasse ich ihn nicht mehr hinein. 'Geh raus', 'Iss mehr', 'Lächle mal wieder', ich kann es langsam nicht mehr hören. Er scheint nicht im geringsten zu verstehen, was Ardians Zustand für mich bedeutet. Wie durch ihn ein Stück aus meinem Herz gerissen wurde, wie es sich anfühlt als wäre es nicht mehr vollständig.
Träge schleppe ich mich aus dem Bett und gehe langsam in die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser mache, welches ich meine Kehle hinunterfließen lasse. Hunger habe ich keinen, mein Kühlschrank ist sowieso leer, da ich das Haus nicht einmal mehr zum einkaufen verlassen will. Die Sonne, welche so eine Wärme und gute Laune ausstrahlt, erdrückt mich fast, wenn ich versuche in ihr Licht zu treten. Ohne viel mehr zu machen, schleppe ich mich zurück in mein Zimmer und lasse mich in meine viel zu weiche Matratze sinken, welche unter meinem Gewicht leicht nachgibt. Immer noch müde, da ich ja von Simon geweckt wurde, kuschele mich mich in die Decke und schließe seufzend meine Augen. Ich weiß nicht wie spät es ist, oder welchen Tag wir haben, da ich die meiste Zeit in meinem Bett mit schlafen verbringe. Die Rollläden vor den Fenstern sind zu, sodass kein Funken Licht hindurch scheint, um mir das Gefühl zu geben, die Zeit würde nicht vergehen. Ich erstelle mir selbst die Illusion, dass ich nicht mehr lebe, sondern nur in diesen kleinen Räumen vor mich hin existiere.
Als ich aufwache, bin ich zu meinem Fenster gedreht, durch welches ich überraschenderweise einen klaren, schwarzen, von Sternen übersäten Himmel sehen kann. Wie hypnotisiert setze ich mich auf und lege meine Hand auf die Fensterscheibe. Dank meiner Isolation habe ich ganz vergessen, wie wunderschön die Nacht aussieht. Die Sterne scheinen mich zu verzaubern, weshalb ich, ohne mich zu wundern warum die Sicht nicht mehr verdeckt ist, einfach aus dem Fenster sehe.
Nach einigen Minuten jedoch, spüre ich wie sich die Matratze neben mir senkt, weshalb ich mich umdrehe und direkt in ein, Dank der Dunkelheit fast schwarz erscheinendes, Augenpaar sehe, welches mir entgegen starrt. Sein Blick sieht verloren, verletzt und traurig aus. Fast als wäre er mit Mitleid und Reue gefüllt, welche so erdrückend scheint, dass ich gar nicht anders kann, als den Jungen vor mir in die Arme zu nehmen.
"Du siehst traurig aus", flüstere ich leise in die stickige Luft meines Zimmers hinein.
"Ja." Seine Antwort ist nicht mehr als ein Hauchen.
"Warum weinst du nicht? Du musst es nicht unterdrücken."
"Tote können nicht weinen, Taddl", klingt seine, fast schon surreale Stimme in meinem Ohr, weshalb ich ihn leicht von mir wegdrücke und ihn verwirrt ansehe.
In keinem meiner Träume, die ich zuvor von ihm hatte, wusste er dass er tot ist. Es waren Rückblenden, leuchtende, glückliche Momente die wir zusammen verbracht haben. Doch, wie mir schon vorhin aufgefallen ist, sieht er heute nicht glücklich aus. Er sieht kaputt aus, krank und enttäuscht.
"Warum tust du dir das alles an?", flüstert er bebend, ohne seinen Blick von mir zu lassen.
"Ardy... Ich vermisse dich." Meine Lippen fangen an zu zittern, weshalb er mich stumm wieder in den Arm nimmt. Seine Arme lösen ein Kribbeln in meinem Körper aus, sie beruhigen mich und lassen mich leicht lächeln.Fast, als wäre das hier real.
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Wie läuft die Schule so bei euch?
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Dead people can't cry. |-Tardy
Fanfiction"Du siehst traurig aus." "Ja." "Warum weinst du nicht? Du musst es nicht unterdrücken." "Tote können nicht weinen, Taddl." -- Cover by @Sailine