Kapitel 4

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"Du weinst vielleicht nicht äußerlich, aber ich sehe doch, wenn deine Seele weint", murmele ich und öffne meine Wohnungstüre, um sie mit ihm zu betreten. Auf meine Aussage antwortet der Brünette nicht, richtet seinen Blick jedoch auf den Boden und folgt mir stumm. Ohne noch etwas zu sagen, setze ich mich auf mein Sofa und ziehe den Kleineren auf meinen Schoß, ehe ich ihn fest an mich drücke.

"Das ist doch verrückt. Warum kann nur ich dich sehen?"
Er scheint nachzudenken, ehe er ein leises Flüstern von sich gibt.
"Vielleicht bin ich hier, weil ich noch etwas zu tun habe, was mit dir zu tun hat."
"Und was könnte das sein?"
Er zuckt leicht mit den Schultern und vergräbt sein Gesicht in meinem Shirt. Vielleicht ist es besser, dass er keine Ahnung hat. Immerhin könnte er verschwinden wenn er das macht, was er noch zu tun hat. Ich will ihn nicht mehr verlieren.

Nach einer ganzen Weile scheint er in meinen Armen eingeschlafen zu sein, was mich etwas wundert, da mir nie bewusst war, dass Geister schlafen können. Vorsichtig trage ich ihn also in mein Bett und lege mich zusammen mit ihm in dieses, um auch zu schlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist der warme, kuschelige Körper neben mir verschwunden, weshalb ich mich aus dem Bett schleppe und dem verlockenden Duft, welcher aus der Küche strömt, folge. In der Küche angekommen sehe ich Ardian von hinten, wie er am Herd steht und mich noch nicht bemerkt zu haben scheint, weshalb ich mich die letzten Meter anschleiche und ihn einfach von hinten umarme. Überrascht quiekt der Brünette auf, um anschließend mit dem Lachen anzufangen und sich in meinen Armen zu mir umzudrehen.
"Was soll das? Wenn du mich so erschreckst, werf' ich noch das ganze Essen durch die Küche", kichert er belustigt, ehe er den Herd abstellt und die Pfanne zum Tisch trägt, um die Eierspeise auf zwei Teller zu verteilen.
"Das wollen wir natürlich nicht", murmele ich nebenbei, als ich mich an den Tisch setze und ungeduldig nach meiner Gabel greife. Leicht lächelnd setzt Ardy sich gegenüber von mir hin und nimmt auch sein Besteck, um mit dem Essen anzufangen.

Wie hypnotisiert sehe ich ihm dabei zu, sodass ich selbst vergesse mit dem essen anzufangen, was dem Jungen vor mir schnell auffällt.
"Hast du keinen Hunger?", will er verdutzt wissen und legt seinen Kopf schief, um mich fragend anzusehen. Rasch nuschele ich ein leises "doch" und stopfe mir hastig einige Bissen Ei in den Mund, was Ardy leise kichern lässt, ehe auch er weiter isst.
Als wir fertig sind, nehme ich die zwei leeren Teller und lege sie ins Waschbecken, woraufhin ich versuche die Küche zu verlassen. Mein Vorhaben wird jedoch verhindert, da ein streng aussehender Ardian in der Türe steht und mich mit verschränkten Armen ansieht.
"Glaubst du die Teller waschen sich von alleine?"
Kurz blicke ich ihn verdutzt an, ehe ich leicht anfange zu lachen.
"Wir könnten ja warten und hoffen!", schlage ich grinsend vor, was der Brünette jedoch nicht so lustig zu finden scheint, da er mich auffordernd ansieht.

"Ich mach ja schon." Ein Grinsen kann ich mir jedoch weiterhin nicht verkneifen.

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Ich... eh... lebe, hi...

Dead people can't cry. |-TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt