Dead people can't cry. |-Tardy

Kapitel 6

Ich glaube, seit Ardy wieder da ist, bin ich zum ersten Mal seit langem wieder so richtig glücklich. Natürlich nagen meine unterdrückten Gefühle zu ihm an mir, doch ich möchte es einfach nicht zerstören. Seit drei Wochen ist er nun wieder bei mir, doch außer mir, scheint ihn wirklich absolut keiner zu bemerken. Und obwohl ich weiß, dass es das nicht sollte, interessiert es mich so sehr was ihn noch hier hält. Ich will nicht, dass er geht, und doch will ich wissen wieso er noch hier ist. Es ist verrückt, es macht mich verrückt. Besonders, da ich mir in letzter Zeit immer wieder einzubilden scheine, dass seine Hand kurzzeitig durchsichtig wird.

"Taddl! Essen ist fertig!", ruft mich der Brünette aus meinen Gedanken, weshalb ich aufstehe und zu ihm in die Küche laufe.
Grinsend mache ich mich über die Nudeln her, die wir in letzter Zeit sehr oft essen, da keiner von uns viel mehr auf die Reihe bekommt. Das Essen verläuft eher stumm, bis Ardy plötzlich das Wort ergreift.
„Mir ist langweilig. Ich hab' Dragonball schon komplett durch."
„In drei Wochen? Respekt."
„Maul", nuschelt er und stopft sich eine weitere Gabel voll Nudeln in den Mund.
„Willst du ins Kino?"
„Damit mein bester Freund so aussieht, als wäre er einer von denen die alleine ins Kino gehen?"
Wir beide fangen auf diese Aussage hin an zu lachen, obwohl es nicht lustig ist. Es macht mir nur wieder aufs Neue bewusst, dass er nicht wirklich da ist. Dass er jederzeit wieder verschwinden könnte.
„Das ist schon okay. Der neue Star Wars läuft, hast du da keine Lust drauf?"
„Doch", gibt mein Gegenüber seufzend zu und räumt unsere, mittlerweile leeren, Teller in die Küche.
„Dann geh' ich jetzt die Karten reservieren", meine ich grinsend, was keinen weiteren Widerspruch mehr zulässt.

Im Kino angekommen hole ich mir einen Kübel Popcorn und einen großen Becher Eistee, in dem zwei Strohhalme stecken - so ist es nicht ganz so seltsam, wie wenn ich mir zwei einzelne kaufen würde. Auch im Kinosaal habe ich darauf geachtet, da ich uns einen Pärchensitz reserviert habe.
„Das ist jetzt doch nicht dein ernst", kichert Ardy, lässt sich aber dennoch nieder und nimmt einen Schluck unseres Getränks.
„Was denn? So können wir kuscheln, Schatzi."
Für diese Aussage fange ich mir einen, mehr oder weniger sanften, Schlag auf die Schulter ein - worth it.

Seit wir den Film wieder verlassen haben, kann Ardy gar nicht mehr aufhören über den Film zu reden. Normalerweise hätte ich nun so etwas gesagt wie ‚Ich habe den Film auch gesehen' oder ‚Dir ist bewusst, dass ich eben die ganze Zeit neben dir gesessen bin?', doch das tue ich nicht. Denn, um ehrlich zu sein, konnte ich mich auf nichts anderes konzentrieren, als den warmen, zierlichen Körper, der sich den ganzen Film über an mich gelehnt hat. Star Wars selbst habe ich kaum wahrgenommen.

Zuhause angekommen sitzen wir beide stumm auf der Couch und zocken Mario Kart, jedoch bin ich noch immer nicht sehr konzentriert. All meine Gedanken kreisen um den Jungen neben mir, den ich mit allem was ich habe liebe.

Ich muss es ihm sagen.

———
Ich bin immer noch am Leben, unerwartet, oder?
(I'm so sorry)
Ich möchte euch noch in den nächsten Kapiteln ein Ende zu dieser Geschichte geben, hoffe dass ich das jetzt auch wirklich schaffe xD