"Neuer Tag, neues Glück" sagte ich mir am darauffolgenden Tag. Bin mal gespannt auf die Reaktionen in der Schule.
Als ich am Vortag nach hause kam, hatte ich mit niemandem mehr ein Wort gewechselt, ja, ich bin wortlos in mein Zimmer gegangen und hatte mich bis zum Morgen nicht hinausbegeben. Liebend gern wäre ich daheim geblieben, aber das erlaubten meine Eltern nie. Solang ich nicht wirklich krank war musste ich in die Schule.
Ich wusste nicht warum, aber seit dem gestrigen Tag schämte ich mich für mein Aussehen. Nicht übermäßig muskulös, eher schmal gehalten und knapp einsachtzig groß, dazu ein Schwanz wie bei einem Affen. Bisher konnte ich ihn immer gut verbergen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob es sich überhaupt noch lohnte, ihn zu verstecken. Jeder in der Schule wird es über Umwege erfahren haben. Ich hätte im Boden versinken mögen.
Trotzdem nahm ich den Tag so hin wie er war und versuchte, das beste daraus zu machen. Der Unterricht war wie immer zum Gähnen langweilig. Erste Stunde Englisch, danach eine Stunde Chemie. Zur kleinen Pause begab ich mich mit Danny und seinen Kumpels nach draußen zum Rauchen. Eigentlich wollte ich nicht rauchen, weil mir mein Körper zu wichtig war, als dass ich ihn mir mit Zigaretten und Saufen zerstören wollte. Aber ab und zu tat es einfach gut, mit Freunden beisammen zu sein und beim Rauchen über interessante Themen zu quatschen. Auf dem Weg nach draußen fiel mir auf, mit welchen Blicken mich meine Mitschüler beäugten. Ihnen war anzusehen, dass sie mich für seltsam, vielleicht sogar für durchgeknallt hielten. Skepsis, Abscheu, Verwunderung. Sie mieden mich. Draußen stellten sich dann auch Dannys Kumpels an einen anderen Platz als üblich. Danny schaute verwundert drein.
"Also das versteh ich nich..."
Ich steckte mir eine Kippe an.
"Danny, is schon okay. Ich hab mich damit abgefunden, dass ich anders bin."
"Aber anders zu sein ist doch nichts schlechtes."
Ich blies den Rauch aus.
"Is mir grad herzlich egal."
Er sah mich ernst an.
"Wirklich alles in Ordnung mit dir?"
Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ich plötzlich sie sah. Ein Mädchen. Ein wunderschönes Mädchen. Ich hatte sie schon ab und zu in anderen Kursen gesehen. Soweit ich weiß war ihr Name Nika. Viel mehr wusste ich nicht über sie. Sie gefiel mir. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden.
Sie betrat gerade mit drei Freundinnen den Eingang zur Aula, als sie sich zufällig umdrehte. Unsere Blicke trafen sich. Die Distanz von etwa zehn Metern erschien mir viel kleiner, ich nahm kurzzeitig nur diese Schönheit wahr. Dann verschwand sie mit ihren Freundinnen im Schulhaus.
Mein lieber Herr Gesangsverein...
"Lennard?"
Er fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.
"Hallo, hörst du mich? Lennard!"
"Bitte? Was hast du gesagt?"
"Ich hab dich gefragt, ob alles klar bei dir is."
"Jetz schon..."
"Sag mal, träumst du?"
"Wieso?"
"Du hast dieses Mädchen angestarrt. Stehst du etwa auf die?"
"Ich kenn' sie doch garnich..."
Er schien nachzudenken. Immer wieder zog er an seiner Zigarette und pustete den Rauch in die Luft. Ich bemerkte, dass meine Kippe ausgegangen war. Mit einem Blick auf die Uhr wusste ich, dass es sich nicht mehr lohnte, sie wieder anzuzünden. Ich warf sie auf den Boden. Auch Danny war nun fertig.
"Ich hab da eine Idee."
Ich sah ihn fragend an. "Hmm?"
"Ja aber natürlich, sie sitzt doch jetz in Ethik zwei Reihen vor uns, richtig?"
"Kann schon sein..."
"Siehst du? Dann werden wir uns in der Gruppenarbeit einfach zu ihr setzen und du zeigst deinen Charme. Was sagst du?"
"Hmm, weiß nich so recht..."
"Ach komm, Kopf hoch. Das machst du schon." Er lächelte.
Mir war nicht ganz wohl dabei. Aber zugegeben, seine Idee war nicht schlecht. Nur die Ausführung war noch fraglich...Wie Danny schon sagte arbeiteten wir in Ethik in Zweiergruppen, um kleine Texte zu analysieren und diese dann dem Rest des Kurses zu präsentieren. Statt freier Partnerwahl ließ uns der Lehrer Zettelchen ziehen. Auf meinem stand die Zahl 3. Ich sah mich um. Alle hatten ihren Zettel gezogen. Dann sollten wir uns zusammenfinden. Danny verließ den Platz neben mir und ging zu seiner Gruppenpartnerin. Ich sah auf das Arbeitsblatt, auf dem der zu analysierende Text stand. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich jemand neben mich setzte. Ich wandte den Kopf und wäre fast aufgesprungen. Neben mir saß Nika!
Ach du heilige... Heute is ja alles drin...
"Hi", sagte sie.
"Hi", stammelte ich
Mann, reiß dich zusammen!
"Wir haben uns ja noch garnicht richtig kennengelernt", sagte Nika, "Ich bin Nika." Sie lächelte mich an.
Donnerlüttchen...!
Ich atmete unhörbar ein, um mich ein wenig zu beruhigen. Dann entgegnete ich: "Angenehm. Ich heiße Lennard." Auch ich lächelte. Zumindest versuchte ich das. Wenigstens ein schiefes wurde draus. Aber das schien Nika nicht zu stören.
"Na dann, lass uns mal sehen, was zu machen ist."
Wir arbeiteten etwa zehn Minuten. Besser gesagt, Nika arbeitete mit dem Text. Ich saß daneben, beobachtete sie und gab ab und zu einen Kommentar von mir. Dann war die Arbeitszeit vorbei. Bevor sie den Platz neben mir verließ, nahm ich meinen Mut zusammen und fragte: "Hättest du in der großen Pause Zeit?"
"Warum?"
"Naja, würdest du vielleicht die Pause mit mir verbringen wollen? Ich würde mich nämlich gern noch mehr mit dir unterhalten."
"Ich überlegs mir." Es schien so, als hätte sie kein Interesse, aber ich glaubte in ihrem Gesicht ein kurzes Lächeln gesehen zu haben. In meinem Bauch begann es zu kribbeln und in meinem Kopf häuften sich die Gedanken.
Garnich so schlecht für den Anfang...In der großen Pause erwartete mich Nika in der Aula. Ich versuchte, so locker wie möglich auf sie zuzugehen. Sie schenkte mir ein Lächeln und ich wurde nervös.
Reiß dich zamm!
"Wollen wir vielleicht ein bisschen draußen herumlaufen? Das Wetter ist so schön."
Idiot! Wie peinlich...
"Klar, warum nicht?"
Wir gingen also nach draußen und schlenderten über die Wiese hinter der Schule hinüber zum Sportplatz. Zunächst gingen wir schweigend nebeneinander. Dann setzte sich Nika einfach ins Gras und wartete darauf, dass ich es ihr gleichtat.
"So, dann erzähl mal." Sie lächelte noch immer.
Ich räusperte mich.
"Also, um ehrlich zu sein habe ich dich nach diesem Treffen gefragt, weil ich gern etwas mehr über dich erfahren möchte..." Ich holte hörbar Luft. "Ich finde dich sehr interessant. Ich möchte dich näher kennenlernen."
Sie antwortete nicht sofort, sondern sah hinüber zur Schule. Dann sagte sie, wieder an mich gewandt: "Das dachte ich mir schon. Und ich bin auch ehrlich, ich finde dich auch nicht uninteressant. Ganz im Gegenteil, jemand wie du ist mir noch nie begegnet."
"Danke" Ich schaffte sogar ein halbwegs gerades Lächeln.
"Ich habe noch eine Frage an dich, Lennard."
"Ja?"
"Du wirkst seit gestern Nachmittag ziemlich angespannt. So kennt man dich garnicht. Auch wenn wir uns nicht gerade gut kennen, aufgefallen ist mir das aber trotzdem. Ist etwas passiert?"
Soll ich es ihr sagen?
Ich sah weg. Die Nervosität nahm mich stärker in ihren Klammergriff. Konnte ich ihr das einfach so sagen?
"Lennard?"
Sei ehrlich! So ein Mädchen belügst du nicht...
"Gut, pass auf. Das Ganze is so..." Ich atmete tief ein. "Der Grund ist das hier."
Mit diesen Worten griff ich an meinen Rücken und hob das T-shirt ein wenig an. Ich wickelte den Schwanz von der Taille.
"Was ist das denn? Du hast einen Schwanz? Sag bloß nicht, du kannst den bewegen."
"Doch, das kann ich." Ein Streicheln ihres Armes mit dem braunen Fell war Beweis genug. Nika war sichtlich geschockt.
"Wie kann das denn angehen? Sowas gibts nicht!"
Ich wusste es...
Ich befürchtete, dass sie jeden Moment aufstehen und weggehen würde. Aber sie blieb sitzen. Sie schien nachzudenken.
"Warum?"
"Warum was?"
"Warum machst du dir deswegen solche Gedanken?"
"Wegen genau solcher Reaktionen."
"Ja klar, natürlich war ich zuerst überrascht, das kommt ja nicht alle Tage vor. Aber deswegen musst du doch nicht so deprimiert durch die Welt laufen. Ganz ehrlich, das macht dich, in meinen Augen zumindest, um vieles interessanter als andere Jungs."
Ich war sprachlos.
Hast du das eben wirklich gesagt?
"Meinst du das ernst?"
"Natürlich!"
Ich sah auf den Boden und rupfte Grashalme aus. Nika sah mir zu, dann sagte sie plötzlich: "Du hast Angst davor, anders zu sein, richtig?"
Ich konnte das nicht leugnen. "Ja"
"Du hast gute Freunde, du bist ein aufgeschlossener Mensch, hast Humor und bist hilfsbereit. Ich habe dich schon länger im Blick. Du hast es nicht nötig, dir deswegen den Kopf zu zerbrechen und dich verrückt zu machen. Sei stolz, der etwas andere zu sein." Sie hatte ein so bestimmendes Lächeln auf den Lippen, das mir keine Chance für Widersprüche gab. Stattdessen sah ich sie nur an.
"Und wie geht es jetzt weiter?"
Anstatt zu antworten kam sie mir näher, hauchte ein "Abwarten" und drückte mir ihre Lippen auf die meinen.
Krass, warum küsst du mich jetz?
Mein erster Kuss. Noch nie war ich einem Mädchen so nah. Ein wahrlich schönes Erlebnis.
Ich vernahm das Läuten der Schulglocke. Ich hatte jetzt noch eine Freistunde. Nika wich langsam von mir und stand auf.
"Bis später." Mit diesen Worten ging sie zurück zum Schulhaus.
Ich legte mich in das duftende Gras und sah den blauen Himmel an.
Sorgenfrei... Geht das?
Ich glaubte an einen entspannten Verlauf des restlichen Tages. Ich sollte mich irren...
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Dragonball Z mal anders
FanfictionDies soll eine Hommage an Akira Toriyama und sein Werk Dragonball (DB, DBZ und DB Super) sein. Ich habe versucht, die Geschichte eines Saiyajin in unsere heutige Zeit zu bringen. Das hier ist das Ergebnis. Ich hoffe, es gefällt dem einen oder andere...