Kapitel #5 - Zorn = Kraft

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Ich wartete auf Banakas Angriff. Ich wusste, das würde nicht ohne werden.
"Noch kannst du es dir überlegen, ob du das hier wirklich willst", rief er mir zu.
Vergiss es!
"Das geht schon klar", antwortete ich.
"Deine Entscheidung. Ich habe dich gewarnt."
Und damit griff er an. Schneller als ich erwartet hatte, kam er auf mich zu.
Er raste förmlich auf mich zu. Aus Taekwondo war ich ja vieles gewöhnt, da waren die Erwachsenen auch recht schnell. Aber sie waren nicht ansatzweise mit Banaka zu vergleichen. Ehe ich mich versah, war er schon vor mir. Nur mit Mühe konnte ich seinem ersten Schlag ausweichen. Als ich einen Gegenangriff starten wollte, hatte ich schon seine erste Faust im Bauch.
Donnerlüttchen...
Er hatte nicht gelogen. Er war stark. Ich wollte mich davon aber nicht unterkriegen lassen, somit machte ich weiter. Aber auch mein zweiter Schlag ging ins Leere.
Dann explodierte seine Faust an meinem Kinn.
Autsch... Der hat gesessen...
Es war unglaublich. Er schien meine Angriffe vorauszusehen. Als ich einen Tritt austeilen wollte, wehrte er diesen mühelos mit dem linken Arm ab und schlug mit dem rechten erneut zu. Wieder traf er mich am Bauch. Keuchend fiel ich auf die Knie, vor Schmerzen hielt ich mir den Bauch. Banaka sah mich von oben herab an.
"Schon fertig? Ich hatte mehr von dir erwartet."
Er grinste hämisch. Und dieses Grinsen gefiel mir überhaupt nicht. Er schien mich zu verhöhnen. Ich sah zu Danny hinüber. Er und Nika beschäftigten sich mit Banakas Scouter. Ich fragte mich, wie viel sie mitbekommen hatten. Nika beobachtete Danny, wie er sich das Gerät anlegte, dann sahen sie zu uns herüber.
"Boah! Stark!", rief Danny.
"Was denn?", wollte ich wissen. "Wie viel hat er?"
"Im Moment liegt sie bei... warte... knapp 7000!"
Oh weh...
Er war um einiges stärker als ich.
"Lennard?"
"Ja?"
"Ich glaube, du hast keine Chance. Nicht bei diesem Kaliber."
Na bravo. Danke fürs Mut machen...
"Kannst du sie nicht auch noch weiter steigern? Dann sähe es vielleicht besser für dich aus."
"Bitte? Ich bin quasi am Limit."
"Dann haben wir ein Problem. Oder besser gesagt, du hast ein Problem."
"Vielen Dank dafür. Ich mach ihn aber fertig."
Banaka schnaubte und fing dann an zu lachen.
"Du? Mich fertig machen? Das ist der beste Witz, den ich seit langem gehört habe."
Du lachst mich aus? Nee, Freundchen, so nich...
"Hör auf zu lachen und mach lieber weiter", sagte ich.
Er sah mich mit vom Lachen feuchten Augen an.
"Na gut, du halbe Portion, dann machen wir mal weiter." Er lachte nocheinmal auf und griff wieder an.
"Wie gefällt dir der hier?" Er zielte mit der rechten Faust auf meinen Kopf, aber der war nicht mehr da. Ich wich seinem Hieb aus. Vielleicht hatte er damit gerechnet, deshalb schlug er auch gleich mit der Linken in Richtung Magengrube nach. Aber darauf hatte ich nur gewartet. Ich stoppte seine Faust mit dem rechten Knie und schlug selbst dreimal zu. Meiner rechten Faust wich er gekonnt aus, die linke fing er mit der rechten Hand ab. Aber er hatte nicht mit einem schnellen zweiten Hieb der Rechten gerechnet. Die traf ihn im Gesicht, und das volle Wucht.
Natürlich gab er sich nicht geschlagen und setzte mit Tritten nach. Dagegen war ich momentan leider machtlos, somit lag ich kurz darauf wieder keuchend auf dem Acker.
Leck mich am Arsch... Schlecht isser ja ned...
Aber ich wollte nicht einfach so verlieren. Nicht vor meinem besten Freund und einem Mädchen, dass ich bei dieser Gelegenheit durchaus zu beeindrucken versuchte.
"Endkich fertig?", fragte Banaka. "Das ging fast zu schnell..." Es klang wirklich wie eine Enttäuschung.
Langsam kam ich wieder auf die Beine.
Nein, so schnell nun auch wieder nicht...
"Nein", gab ich kurz zurück.
"Bruderherz, ist das dein Ernst? Du siehst doch, dass du keine Chance hast. Du magst zwar hier auf der Erde zu den Stärksten zählen, aber auf unserem Heimatplaneten wärst du ein hoffnungsloser Fall..." Er klang traurig. "Und sowas wie du soll eines Tages über das Schicksal unserer Rasse entscheiden? Nie im Leben..."
Vielleicht konnte ich ein wenig Zeit schinden, in dem ich Banaka über unsere Familie ausfragte. Mit der gewonnenen Zeit könnte ich mich dann ein wenig erholen und mir vielleicht etwas ausdenken, wie ich ihn besiegen könnte.
"Erzähl mir was über unsere Familie", sagte ich.
"Was?" Er sah mich erstaunt an. "Wolltest du nicht eben noch kämpfen?"
"Schon, aber du könntest mir trotzdem etwas über meine Herkunft erzählen."
"Na schön, von mir aus." Er zuckte mit den Schultern und setzte sich im Schneidersitz auf den zerfurchten Acker. Offenbar rechnete er nicht damit, dass ich ihn jetzt schutzlos angreifen konnte. Oder ihm war es schlichtweg egal. Er verließ sich auf seine Stärke. Und seine Gelassenheit hatte auch Wirkung auf mich. Zum einen machte es mich sehr wütend, dass ich ihm nichts entgegensetzen konnte. Zum anderen wollte ich ihn so auch nicht angreifen, das wäre sehr unsportlich.
Also setzte ich mich ebenfalls hin.
"Hey, was soll das denn werden?!", rief Danny empört.
Banaka ignorierte ihn und sah mich an.
"Du möchtest also mehr über uns wissen? Du akzeptierst also, dass du zu uns gehörst?"
"Mir bleibt ja keine andere Wahl", gab ich gelassen zurück. "Ich weiß, dass ich anders bin."
"Na schön." Er seufzte. "Wie ich schon sagte, du bist eines von vier Kindern, um genau zu sein das jüngste. Außer mir hast du noch eine Schwester und einen Bruder, dem du vom Alter her noch am nähesten bist, etwa drei Jahre liegen zwischen euch. Deine Schwester ist zwei Jahre zuvor geboren worden und ich war zu deiner Geburt etwa so alt wie du es jetzt bist."
"Also bist du schon fast dreißig? So alt siehst du garnicht aus, eher wie Anfang zwanzig..."
"Saiyajin altern nicht so schnell wie Menschen. Wir sind eine Kriegerrasse, wir müssen unser Leben lang fit sein."
"Und was geschah nun nach meiner Geburt?"
"Wie gesagt, als man von dem Orakel und der Prophezeiung für dich Wind bekommen hatte, solltest du umgehend exekutiert werden. Zwar hat unser Vater versucht den König davon zu überzeugen, dass das noch sehr lange dauern würde und du in Ergebung mit dem Sohn des Königs trainieren könntest. Damit hätte deine Treue dem König und unserem Volk gefestigt werden können. Aber wie die meisten Saiyajin von adliger Herkunft hatte er Angst davor, dass ihn jemand aus niederer Klasse an Stärke weitaus übertreffen könnte. Er ließ nicht mit sich reden und befahl deine Ermordung. Sollten wir dich nicht umgehend an ihn ausliefern, würden wir mit Konsequenzen rechnen müssen. Natürlich haben wir dich nicht sterben lassen wollen. Meine Idee war es, eine Kapsel ins All zu entlassen, mit unbekanntem Ziel, damit der König dich nicht so einfach finden konnte. Nachdem ich volljährig wurde, habe ich versucht, die genaue Flugroute der Raumkapsel zu ermitteln. Das hat sehr lang gedauert. Aber ich schweife ab. Wie gesagt, wir mussten die Konsequenzen tragen. Vater und Mutter wurden in die Minen geschickt, was danach passierte wissen wir nicht. Ich hatte bisher nur noch Kontakt zu unserer Schwester, die zunächst als eine Spielgefährtin des Prinzen und später zu einer von vielen Mätressen des Königs wurde. Eine Skandal für die Familie. Von unserem Bruder weiß ich nichts. Er musste am Hof des Königs arbeiten, aber seit drei Jahren ist er verschwunden. Somit kann ich nur mit Gewissheit sagen, dass noch drei aus unserer Familie am Leben sind..."
Er machte eine Pause. Ich sah Tränen in seinen Augen, ihm machte das alles wohl schwer zu schaffen. Ich fühlte mich ein bisschen beschämt, schuldig, ihn an die Vergangenheit erinnert zu haben. Ich sah betreten zu Boden. Banaka bemerkte es und sagte beschwichtigend: "Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Du konntest nichts dafür. Du warst nur ein unschuldiges kleines Wesen. Niemand konnte ahnen, dass es eine derartige Prophezeiung kommen würde. Es ist nicht einmal wirklich klar, ob sie überhaupt eintreten wird. Eigentlich gibt es auch keinen Grund dafür. Was soll schon passieren, wenn du hier auf der Erde bist. Von hier aus kannst du für unser Volk nicht gefährlich werden." Mit diesen Worten stand er auf. "Und wenn ich es mir so ansehe, brauche ich mir auch keine Sorgen deswegen zu machen. So eine Stärke besitzt du nicht, selbst mit extremem Training. Andere Saiyajin in deinem Alter sind schon ein gutes Stück stärker als du. Vielleicht liegt es ja auch nur an der Erde. Hier gab es niemanden, der dich auf deine Zukunft als Krieger vorbereiten konnte. Es tut mir leid..."
Ich sah noch immer zu Boden. Ich war erschüttert. Wegen mir hat ein Möchtegern-König eine Familie zerstört? Meine Familie?
Familie... Ich kannte diese Familie zwar nicht, aber trotzdem brannte sich dieses Wort und all das soeben Erfahrene in meinen Kopf. Meine Familie... Ich wurde wütend. Was bildete sich dieser König eigentlich ein? Ich wollte zeigen, was ich konnte, wozu ich tatsächlich in der Lage war. Nun stand auch ich auf, ballte die Fäuste.
"Was soll das werden? Hey, Potaka, alles in Ordnung?", fragte Banaka.
Danny und Nika waren ein Stück näher gekommen, weil sie hören wollten, was mein Bruder mir soeben erzählt hatte. Auch sie sahen besorgt aus, als sie mich so dastehen sahen, breitbeinig, Fäuste geballt und die Augen geschlossen.
"Hey!"
"Danny, Nika, tretet zurück", sagte ich, die Augen noch immer geschlossen.
"Was?! Warum?"
"TRETET ZURÜCK! ALLE BEIDE!"
"Na schön, wie du willst", gab Nika beleidigt zurück und zog dabei Danny mit sich zu ihrem alten Platz zurück.
Dann sah ich auf und zu Banaka.
"Er wird dafür büßen. Er wird dafür büßen, meine Familie zerstört zu haben. Dass ich heute hier stehe, dass ich ohne meine echte Familie aufwuchs, daran ist er schuld. Er wird es bereuen. Und du wirst es bereuen, mich unterschätzt zu haben..." Ich sah meinem Bruder tief in die Augen. Er schaute mich überrascht an.
"Alles gut bei dir?"
Ich ging einen Schritt auf ihn zu.
"Du sagst, ich sei nicht stark genug? Ich sei zu schwach? So schwach, weil ich auf der Erde aufwuchs? Träum weiter..."
"Potaka, so habe ich das doch nicht gemeint. Es war doch nichts persönliches..."
Nichts persönliches? Doch, das ist es sehr wohl...
Und dann schlug ich zu. So schnell sogar, dass Banaka ihn zwar mitbekam, aber nicht mehr darauf reagieren konnte. Ich traf ihn in die Magengrube. Er wich einen Schritt zurück und wollte schon einen Gegenangriff starten, aber da war ich schon wieder bei ihm. Es folgte ein Treffer mit der rechten Faust gegen sein Kinn und danach ein Tritt gegen seine Brust, der ihn zu Boden warf. Erschrocken sah er zu mir auf.
"Was war das?" Er drehte den Kopf in Richtung Danny und Nika, die nicht weniger überrascht waren als er. "Hey, Junge, was zeigt der Scouter an?"
Danny brachte die Zahl vor Staunen fast nicht heraus. "Über... über... Über 12000!"
"WAAAS?!"
Über 12000?
Banaka rappelte sich langsam auf. "12000? Das ist doch nicht möglich. Wie konntest du so schnell so stark werden? Das kann nicht stimmen..."
Er wollte nocheinmal angreifen, aber den Gefallen tat ich ihm nicht. Noch ein Schlag gegen die Brust und er ließ sich vor Erschöpfung auf die Knie fallen.
"Noch mehr?", fragte ich kalt.
"Nein, Potaka... Ich... Ich gebe auf..."
Ich hatte gewonnen. Gewonnen...
Ich wusste nicht warum, aber kurz darauf fühlte ich mich kraftlos und ausgebrannt. Ich musste mich setzen. Meine plötzliche unglaubliche Kraft war aufgebraucht.
Meine Freunde traten wieder zu uns.
"Wie hast du das gemacht?", wollten die beiden wissen. Auch mein Bruder sah mich erwartungsvoll an.
"Ich weiß es nicht", gab ich zu. "Ich weiß es nicht..."
War hier Zorn gleich Kraft die passende Gleichung? Keine Ahnung, wie ich so urplötzlich so stark werden konnte. Aber wenigstens war nun klar, ich sollte niemals unterschätzt werden...

Dragonball Z mal andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt