Signs

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Es war stockfinster.
Eine schwarze Gestalt schleppte sich langsam die Treppe hinauf und machte vor einer Tür halt.

"Jedes Mal der selbe Mist!" Genervt versuchte Jason, den richtigen Schlüssel für die Wohnungstür zu finden, was im Dunkeln gar nicht so einfach war. Schon seit Wochen funktionierte die Flurbeleuchtung nicht mehr. Ein Glück, dass sie bald aus diesem Loch ausziehen würden. Es dauerte eine Weile, bis sich die Tür endlich öffnete. Jason legte seine Jacke ab und bahnte sich einen Weg an den Umzugskartons in die Küche. Dort öffnete er zuerst den Kühlschrank, griff zielsicher nach einer Flasche Bier und ließ sich erleichtert auf einen der Stühle fallen. Er hatte bis spät in die Nacht im Büro gearbeitet und war daher entsprechend erschöpft. Es war auch der Umzugs Stress der letzten Tage, der ihm zu schaffen machte. Er und seine Frau Anna hatten sich vor kurzem ein kleines Einfamilienhaus in einer besseren Gegend gekauft. Jason blickte sich um. Im Wohnzimmer stapelten sich die Kartons. Die meisten Möbelstücke waren bereits im neuen Haus und die restlichen Sachen würden in zwei Tagen abgeholt werden. Der Gedanke, alles endlich hinter sich zu bringen, verbesserte seine Laune etwas. Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche und schaltete den Fernseher in der Ecke des Raumes ein.

"Wieder spät heute oder? Sagte sie leise und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

"Kommst du ins Bett?" Anna stand in Unterwäsche & darüber hatte sie eine dünne Weste gelegt, an dem Türrahmen gelehnt.

Sie sah müde aus. 

Jason lächelte sie an: "Gleich Schatz, ich schau mir nur noch die Spätnachrichten an." Seine Frau gab ihm einen sanften Kuss und verschwand wieder im Schlafzimmer.

"...unterbrechen wir das aktuelle Programm für einen Sonderbericht." Diese Worte lenkten Jason's Aufmerksamkeit wieder auf das Fernsehgerät. Es wurde eine lange Kolonne von Polizei- und Rettungswagen gezeigt. Das Bild wechselte in ein Studio und eine ältere Nachrichtensprecherin begann zu erzählen.
"...haben uns soeben Meldungen über mysteriöse Gewalttaten im Süden Londons erreicht, die bereits mehrere Tote und Verletzte gefordert haben sollen. Tom Macbain ist live vor Ort in Sutton, wo die örtliche Polizei einen Stützpunkt errichtet hat. Tom, was können Sie über die derzeitige Situation berichten?"

Die Kamera wechselte wieder und zeigte einen sichtlich nervösen Reporter, vor einem Polizeiwagen stehend. Hinter einer Absperrung hatte sich eine kleine Gruppe von Menschen versammelt. Polizisten liefen durcheinander und versuchten Platz für einen Krankenwagen zu schaffen, der langsam die Straße entlang fuhr. Es dauerte ein wenig, bis die Frage den Reporter erreichte und er anfing, zu sprechen:

"Viel weiß man zur Zeit noch nicht. Vor ungefähr einer Stunde erreichten die Polizei mehrere Notrufe aus dieser Gegend. Von den vier Polizisten, die zuerst eintrafen, wurde nur die verstümmelte Leiche eines Officers gefunden. In viele Gebäude ist eingebrochen worden. Einige Anwohner wurden tot in ihren Häusern aufgefunden, viele werden noch vermisst. Nach Angaben der Polizei weisen die Opfer viele Biss- und Schlagverletzungen auf. Einigen Überlebenden zufolge sollen sich die Angreifer ungewöhnlich aggressiv und mordlüstern verhalten. Über die Anzahl der Täter und die Motivation dieser grausamen Verbrechen ist bislang nichts bekannt."

Der Mann unterbrach seinen Vortrag und schaute sich um. Zwei große Mannschaftswagen fuhren vor. Die Seitentüren wurden aufgeschoben und schwer bewaffnete Männer in schwarzen Kampfanzügen sprangen heraus. Dem Geräusch nach zu urteilen, kreiste nun auch ein Hubschrauber über dem Geschehen.

"Das massive Aufgebot der Polizei lässt aber darauf schließen, dass alles daran gesetzt wird, die Lage so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bringen. Die Anwohner werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und bei Kontakt mit den Tätern sofort die Behörden zu verständigen."

Das Bild verkleinerte sich und die Nachrichtensprecherin redete weiter.
"Vielen Dank Tom. Zur Zeit häufen sich Meldungen über ähnliche Vorfälle in ganz Süd-London. Am Telefon ist jetzt der Londoner Polizeisprecher..."

Jason schaltete den Fernseher aus. Gewiss waren diese Vorkommnisse unheimlich, aber er war jetzt zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen. Leise öffnete er die Schlafzimmertür. Ein schwacher Lichtschein fiel aufs Bett und Jason stellte fest, dass seine Frau bereits schlief. Sie war wunderschön und er würde alles einfach für sie tun. Die beiden waren erst seit 2 Jahren verheiratet und er liebte sie immer noch so sehr, wie damals. Er war 36 Jahre alt und Anna war 24. Wobei der Altersunterschied nicht störte.

"So schnell würde ich auch gerne einschlafen können" , dachte er sich und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

London Has FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt