The Infected

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Beim Abendessen unterhielt er sich mit Anna über das Thema, die auch sehr besorgt war. 

"Ich muss nur noch daran denken. Was ist, wenn es hierher kommt? London ist ja nur knapp fünfzig Kilometer entfernt. Ich habe wirklich bedenken ob wir noch hier bleiben sollten." Sagte sie leise und senkte kurz ihren Blick.

Jason versuchte sie zu beruhigen und nahm sanft ihre Hand.
"Baby, die kriegen das schon hin. Für den Notfall haben wir ja auch noch eine Armee. Wir sind hier sicher genug. Wie wär es wenn wir morgen Abend schön  essen gehen?"
Anna stimmte zu, aber wirklich beruhigt waren beide nicht. Wahrscheinlich wollten sie es auch nur verdrängen.

Am nächsten morgen wurde Jason nicht vom Wecker aus dem Reich der Träume geholt. Schockiert musste er feststellen, dass er viel zu spät dran war. Eilig sprang er aus dem Bett, versuchte aber, seine Frau nicht zu wecken, die ausschlafen konnte. Die Rasur sparte er sich. Ohne gefrühstückt gehabt zu haben, schnappte er sich Mantel und Aktentasche und beeilte sich, zum Auto zu kommen. Draußen war es noch halbdunkel. Während der Fahrt kam er etwas zur Ruhe. Er würde ohnehin zu spät kommen. In der Ferne ertönten Polizeisirenen, die langsam immer lauter wurden. Im Rückspiegel sah Jason das Blaulicht. Kurz darauf wurde er von mehreren Polizei-und Krankenwagen überholt. Er fragte sich, wo so ein großer Unfall passiert sein könnte. Als er an einer Tankstelle vorbeikam, entschloss er sich, gleich noch eine Zeitung zu kaufen. Als er das Titelblatt sah, wurde er etwas wacher: "Notstand ausgerufen" Das hatte er ja ganz vergessen. Hatte es sich jetzt bis hier ausgebreitet? Nein, dass hätte er während der Fahrt bemerken müssen. Aber die Polizeiautos... Als Jason weiterfuhr, kamen ihm vier, in Grüntönen lackierte Armeelastwagen entgegen. Langsam wurde ihm mulmig. Im Büro angekommen, musste er feststellen, dass außer ihm nur das Nervenbündel Luke da war.

"Wo sind denn die anderen?", erkundigte er sich.

"Ich weiß nicht. Wahrscheinlich sind die Bio-Terroristen schon hier. Ich hab's im Urin!", sagte Luke voller Panik.

"Und warum bist du dann nicht in deinem Bunker?"

"Sehr witz..."
Das dumpfe Grollen einer Explosion unterbrach ihn.

"Ach du Scheiße!", schrie Luke und rannte zum Fenster. Jason folgte ihm. Mittlerweile war es hell draußen. In der Ferne sahen sie eine dicke, schwarze Rauchwolke aufsteigen. Mehrere Polizeifahrzeuge rasten die Straße entlang.

"Das war die Tankstelle. Ich schlage vor, wir verschwinden von hier", bemerkte Jason und schluckte etwas.

Er ging auf die Tür zu. Luke folgte ihm wortlos. Auf dem Parkplatz angekommen blieb er stehen.
"Hast du das gehört?"

Jason drehte sich zu ihm um. Er hörte es auch. Es war Geschrei. Unmenschliches Geschrei. Und dann kamen sie. Mehr als ein Dutzend von ihnen kam um die Ecke des Gebäudes direkt auf die beiden zugelaufen. Wild entschlossen, alles zu töten, was ihnen im Weg stand.

"Lauf! Da vorne ist mein Wagen!", schrie Jason.

Luke war nicht unbedingt der Sportlichste, weshalb der Abstand zwischen ihm und der Meute immer kleiner wurde. Gerade rechtzeitig erreichten sie das Auto. Luke warf sich auf die Rückbank und Jason schafte es, die Tür zuzuschlagen, bevor die Tobsüchtigen den Wagen erreichten. Als er losfuhr hämmerte einer noch einmal kurz gegen das Seitenfenster, was Jason zusammen zucken ließ. Der Mob verfolgte den Wagen noch eine Weile, doch war bald aus dem Sichtfeld verschwunden.

"Das war knapp." Jason seine Hände zitterten. Luke brachte hingegen keinen Laut mehr heraus, zu tief saß er Schock. Jason schaute sich genau um. Auf den Straßen war das Chaos ausgebrochen. Es wimmelte nur so vor den Kreaturen. Sie liefen über die Straße, waren in den Gärten, in den Häusern. Auf einmal krachten zwei Autos auf der Kreuzung vor ihm ineinander. Jason konnte mit Mühe und Not ausweichen, überfuhr dabei aber einen Mann, der dann über die Motorhaube geschleudert wurde. Jason blieb kurz stehen und blickte in den Rückspiegel. Der Mann rappelte sich wieder auf und blickte ihn mit seinen blutroten Augen an. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er gab wieder Gas und bog in eine Seitenstraße. Es war nicht mehr weit bis nach Hause. Plötzlich brachten zwei Geschosse die Frontscheibe zum Bersten. Ein panischer Polizist schoss wild um sich. Vor Schreck riss Jason am Lenkrad und raste mit voller Wucht in einen, am Straßenrand geparkten, Geländewagen. Es dauerte eine Zeit, bis er wieder zu sich kam. Der Airbag hatte ihm das Leben gerettet. Luke hatte nicht so viel Glück. Er lag blutverschmiert, mit weit geöffneten Augen neben ihm. Er war tot. Jason stieß schnell die Tür auf und taumelte auf die Straße. Er musste sofort hier weg. Nachdem er sich einigermaßen orientiert hatte, rannte er los. Hinter sich hörte er immer wieder das Geschrei und Gefauche der Verrückten. Doch nach einigen Minuten schien er sie abgehängt zu haben. In seinem Viertel war es noch weitestgehend ruhig. Zu Hause angekommen, schloss er erschöpft die Tür. Auf der Treppe stand John, sein Nachbar. Jason lief ihm entgegen.

"Jason gut das du da bist. Die ganze verdammte Tankstelle ist in die Luft geflogen! Diese...Hey, du blutest ja!"

"Hör mir jetzt gut zu John! Ich will, dass du alles, was du an Nahrungsmitteln bei dir in Wohnung hast, einsammelst und dann zu uns hoch kommst, okay?"
John erkannte den ernst der Lage und ging sofort in seine Wohnung. Jason lief nach oben.
Anna erwartete ihn bereits an der Haustür. Sie schloss ihn sofort in die Arme.

"Gott sei Dank, dir geht es gut! Was ist passiert, du bist ja verletzt!", fragte sie besorgt und musterte ihn genau. 

Nun kam auch John mit einer Plastiktüte die Treppe hochgelaufen.

"Erklär ich dir später Darling, kommt erst einmal alle herein. John, hilf mir mal."

Jason verriegelte die Tür und und schob zusammen mit John den Kleiderschrank davor.
Sie waren sicher.
Fürs Erste...  

London Has FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt